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Walpurgisfeuer ➡️

Wenn die Flammen tanzen – In der Nacht zum 1. Mai lodern vielerorts in der Oberlausitz hohe Flammen gen Himmel. Die Walpurgisnacht, auch als Hexenbrennen, Wolperfeuer oder Maifeuer bekannt, gehört zu den tief in der Region verwurzelten Frühlingsritualen.

Was in anderen Gegenden eher folkloristischen Charakter hat, ist hier gelebte Tradition – mal mystisch, mal gesellig, aber stets mit Bedeutung.

Vom heidnischen Brauch zum Volksfest – Geschichte des Hexenfeuers

Der Brauch des Hexenbrennens in der Oberlausitz hat seine Wurzeln in vorchristlichen Zeiten. Bereits die germanischen und slawischen Bewohner der Region entzündeten zum Frühlingsbeginn Feuer, um die dunkle Jahreszeit zu vertreiben. Später, im Mittelalter, wurde der 1. Mai mit dem Gedenken an die heilige Walburga verbunden – einer angelsächsischen Äbtissin, die als Schutzpatronin gegen Seuchen und böse Geister galt. Ihre Verehrung verschmolz mit den alten Ritualen zur Walpurgisnacht.

Doch der Begriff Hexenfeuer verweist auch auf düstere Kapitel: Während der frühen Neuzeit kam es vielerorts in Europa – auch in der Oberlausitz – zu Hexenverfolgungen. Heute jedoch steht die „Hexe“ in der Walpurgisnacht symbolisch für das Böse, das im Feuer verbrannt wird, um Platz für das neue Leben des Frühlings zu schaffen. In Form von Strohpuppen wird diese Symbolik heute vielerorts inszeniert.

Osterfeuer, Maifeuer, Hexenbrennen – regionale Varianten in Görlitz und Umgebung

Besonders in und um Görlitz hat sich das Walpurgisfeuer als Gemeinschaftsfest etabliert. Zahlreiche Ortsteile wie Kunnerwitz, Ludwigsdorf oder Hagenwerder veranstalten eigene Feuerstellen – meist begleitet von Musik, Kinderprogrammen und geselligem Beisammensein. Die Vorbereitungen beginnen Wochen im Voraus, denn das Brennmaterial muss sorgfältig gesammelt und vorbereitet werden.

Wichtig dabei: Nur naturbelassenes Holz und unbehandelter Gehölzschnitt sind als Brenngut zugelassen. Viele Ortschaften richten dafür eigens organisierte Brenngutannahmen ein. Lackiertes Holz, Möbelreste oder Hausmüll sind aus Umwelt- und Gesundheitsgründen strikt verboten. Die Feuerwehren und Umweltämter der Region begleiten die Veranstaltungen und achten auf sichere Abläufe.

Der genaue Ablauf variiert von Gemeinde zu Gemeinde: Manche Orte halten am traditionellen Osterfeuer fest, andere zelebrieren das Hexenbrennen am Abend des 30. April mit dem Höhepunkt des Feuers um Mitternacht – genau zur „magischen Stunde“, wenn angeblich die Hexen tanzen.

Frühlingserwachen mit Flammenzauber – was das Walpurgisfeuer heute bedeutet

Heute steht das Walpurgisfeuer in der Oberlausitz nicht nur für den Abschied vom Winter, sondern auch für das gemeinschaftliche Erlebnis. Die Feuer schaffen Raum für Begegnung – generationsübergreifend, oft ehrenamtlich organisiert, tief verbunden mit der Region. Und auch wenn der Glaube an Hexen längst verblasst ist, lebt die symbolische Kraft der Flammen weiter.

In einer Welt, in der sich vieles digitalisiert, bleibt das Walpurgisfeuer ein leuchtendes Zeichen für den Wert von Gemeinschaft, Brauchtum und gelebter Heimat.

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