Stadtforum Görlitz zu Postplatz-Villen

Bild zu Stadtforum Görlitz zu Postplatz-VillenGörlirtz, 22. November 2021. Zum beabsichtigten Abriss der beiden Villen am Postplatz hat sich das Stadtforum Görlitz geäußert. Die beiden denkalgeschützten Gebäude sollen weichen, um im Zuge der Entwicklung eines Marktzentrums, das auch das zurzeit leerstehende historische Kaufhaus einschließt, eine leistungsfähige logistische Anbindung und weitere Parkhaus-Parkplätze zu ermöglichen. Der Görlitzer Anzeiger gibt die Meldung im Wortlaut wieder.

Abb.: Für die Erweiterung eines Parkhauses – im Bild links – und eine bessere Lkw-Zufahrt für ein künftiges Marktzentrum sollen zwei leerstehende Villen weichen
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Pressemitteilung des Stadtforums Görlitz

Und wieder einmal steht die Stadtverwaltung Görlitz in der Kritik. Grund hierfür ist diesmal der achtlose Umgang mit den beiden denkmalgeschützten Villen am Postplatz.

ICOMOS und die Deutsche Stiftung Denkmalschutz sind gewichtige Vertreter des Denkmalschutzes in Deutschland, die sich berechtigter Weise mahnend bei Herrn Oberbürgermeister Ursu zu Wort gemeldet haben. Hauptursache hierfür erscheint uns die Auffassung bei den zuständigen Stellen der Stadt zu sein, Denkmale nach Beliebigkeit als wichtig und weniger wichtig zu bewerten. Hier sei festgestellt, dass dies nach dem jetzigen Landesdenkmalgesetz nicht rechtens ist, ein Denkmal ist ein Denkmal! Auch für den Erhalt der alten Bausubstanz sind die Bürger der Stadt, und nicht nur die, 1989 auf die Straße gegangen.

Problematisch ist die aktuelle Bedeutungslosigkeit der Unteren Denkmalschutzbehörde, die – zum Sachgebiet degradiert – dem Stadtplanungsamt angegliedert wurde. Das heißt, die Untere Denkmalschutzbehörde als Kontrollinstanz ist verwaltungsmäßig nachrangig gegenüber den eigentlich durch den Denkmalschutz zu beaufsichtigenden Behörden angesiedelt. "Durch diesen Umstand wird Fachkompetenz blockiert, dies ist in einer Denkmalstadt wie Görlitz eigentlich undenkbar", so das Stadtforum Görlitz.

Es ist unabdingbar, dass es in unserer Stadt Menschen gibt, die sich dem Denkmalschutz mit Sachkompetenz verbunden fühlen und somit einer in unseren Augen wichtigen Aufgabe der Kontrolle nachgekommen sind.

Nicht akzeptabel ist es jedoch, dass ein Investor, der eigentlich für seine hervorragenden Sanierungsleistungen am Denkmal bekannt ist, denkmalgeschützte Gebäude nur des Abrisses wegen erwirbt.

Beide Gebäude besitzen einen hohen historischen Wert, da sie Bestandteil der Ursprungsbebauung des Postplatzes sind. Beide sind weitgehend in ihrem ursprünglichen Zustand erhalten und gehören damit nicht nur zu den ersten Häusern am Postplatz, sondern generell der gesamten städtischen südlichen Stadterweiterung. Das Landesamt für Denkmalpflege hat sich beide Häuser angesehen und eingeschätzt, dass eine denkmalgerechte Sanierung möglich ist und zurecht darauf hingewiesen, dass es sich bei den Villen Postplatz 5 und 6 um die letzten Vertreter der Berliner Tiergartenarchitektur in Görlitz handelt. Die Gebäude waren nach 1945 auch Hauptsitz der Russischen Kommandantur. Die älteren Bewohner werden sich noch an die mit einer Schranke gesperrten Schützenstraße ab der Bismarckstraße erinnern.

Das Stadtforum Görlitz vertritt auch die Ansicht, dass die Abrissgenehmigung der Landesdirektion Sachsen rechtswidrig ist. Ein Abriss kann nämlich nur dann bewilligt werden, wenn der Erhalt der Denkmale für den Eigentümer unzumutbar ist. Hier verhält es sich so, dass die Unzumutbarkeit durch die Landesdirektion gerade nicht umfänglich geprüft wurde. Anfang Oktober stellte sich heraus, dass in vielen Punkten keine vertiefte Prüfung durch die Behörde stattgefunden hat. Stattdessen verwies die Behörde auf "untrennbar verbundene Entscheidungen zur Stadtplanung". Hinzu kommt, dass sich ein Käufer, der bewusst ein Denkmal erwirbt, im Regelfall nicht im Nachhinein auf die Unzumutbarkeitsregelung berufen kann. Zu bedenken ist auch, dass die Deutsche Stiftung Denkmalschutz nunmehr auch angeboten hat, bei einer Unzumutbarkeit der Sanierung finanzielle Unterstützung zu leisten.

Es sei auch daran erinnert, dass damals dem Abriss des Wilhelmstheaters und des Postecks nur zugestimmt wurde, wenn das Gebäude Postplatz 5 durch den Bauträger des Citycenters Frauentor saniert wird. Leider wurde dies durch die Insolvenz des Bauträgers nicht umgesetzt. Wäre die Sanierung dieser Villa erfolgt, würden die Abrisse wohl aktuell nicht zur Disposition stehen.

Das Stadtforum Görlitz hatte dem Investor schon frühzeitig angeboten, gemeinsam mit ihm einen planungsrechtlichen Kompromiss unter Erhalt der beiden Villen zu finden. Das Parkhaus kann auch rückwärtig erweitert werden, die Eingriffe in die dortige Gründerzeitbebauung wären weniger gravierend als die vom Investor aktuell favorisierte Lösung. "Wir stehen nach wie vor bereit", so der Vorsitzende des Stadtforums Görlitz, Andreas Vogel, "gemeinsam mit dem Investor und der Stadt einen planerischen Kompromiss zu finden, der allen Interessenslagen gerecht wird".
(Ende der Mitteilung)

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Kommentare Lesermeinungen (3)
Lesermeinungen geben nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion, sondern die persönliche Auffassung der Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich das Recht zu sinnwahrender Kürzung vor.

Bericht von Erwin Buß zum Stöckerprojekt Kaufhaus

Von Lange am 21.03.2025 - 11:54Uhr
Hallo Herr Buß,
es ist ein Jammer was da in Görlitz abgeht .
Es gibt offensichtlich bestimmte Schichten in der Stadt die da meinen sie könnten mit ihrem " Öko-und Baudenkmal Gequatsche den Fortschritt aufhalten.
Wäre der Herr Wippel als echter Görlitzer damals rechtmäßiger Oberbürgermeister geworden, dann wäre dieses Problem sicherlich vom Tisch.
Bin gespannt wann der jetzige CDU Bürgermeister endlich mal zeigt wo hier der Hase lang läuft und wenn er schon kein Rückgrat hat, sich wenigstens ein Stützkorsett anlegt.

Kaufhaus Stöcker

Von Erwin Buß am 21.03.2025 - 08:32Uhr
Seit Jahren werden die Görlitzer stetig mit neuen Kaufhaus-Informationen versorgt, wobei es zuletzt fast immer nur um die 2 Villen für die Baufreigabe ging. Seit Jahren verweise ich darauf, solange die 2 Villen dort stehen wird es keinen Sanierungsbeginn für das Kaufhaus geben. Und jedes Jahr wiederholt sich dieses Spielchen. Der größte Erfolg in der Zusammenarbeit der Stadt Görlitz mit Herrn Stöcker dem Kaufhausbesitzer bestand bisher darin, den Bürger über viele Jahre mit immer neuen Ausreden zu versorgen. Dabei wollen die Görlitzer nur ihr Kaufhaus endlich zurück. Der größte Erfolg ist dbzgl. die Beständigkeit es gelingt, hier die Görlitzer über Jahre hinzuhalten und dies mit Ausreden. Wenn man bedenkt in welchem Zeitraum dieses Kaufhaus überwiegend von Görlitzern und mit Muskelkraft in nur wenigen Jahren erbaut wurde, kann man schon berechtigt Zweifel anmelden, ob hier nicht Verantwortliche der Stadt Görlitz einen erheblichen Anteil an diesen Umständen haben. Wenn die Stadt es wirklich wollte wäre das Kaufhaus schon längst wieder das eigentliche Stadtzentrum, aber wer will das denn und welche Interessen stehen dem entgegen?

Kaufhaus Stöcker

Von lange am 01.03.2025 - 12:36Uhr
Werte Redaktion,
aus ihren Texten zum Görlitzer Kaufhaus kann man den Stolz heraus lesen über dieses Gebäude.
Ich als ehemaliger Görlitzer verfolge nun schon seit mehr als 12 Jahre den Fortgang seit dem Kauf von Herrn Stöcker im Jahre 2013.

Es grenzt langsam schon an Boshaftigkeit wie der Baustart offensichtlich vom Landrat verzögert wird.
Diese Bürokratie grenzt schon fast an Sabotage. Will die Stadt nun ein renoviertes und wieder eröffnetes Kaufhaus oder was ist das los?

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  • Quelle: red | Foto: © BeierMedia.de
  • Erstellt am 22.11.2021 - 06:03Uhr | Zuletzt geändert am 22.11.2021 - 06:29Uhr
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