Mittelstandsförderung erweitert

Sachsen, 27. Mai 2008. Mit der Öffnung für weitere Branchen wird die Investitionsförderung für kleine Unternehmen im Rahmen des Förderprogramms „Regionales Wachstum“ jetzt noch attraktiver. Zusätzlich gefördert werden können ab jetzt die Einrichtung von Ausbildungsplätzen, Investitionen in Gaststätten und Nahversorgungsangebote, Kulturberufe, Heilberufe in von Versorgungslücken bedrohten Regionen und ausgewählte logistische Dienstleister. Bei Unternehmensübernahmen kann die Investition mit bis zu 50 Prozent bezuschusst werden. Der Förderhöchstsatz wird generell von 45% auf 50% erhöht.

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Investitionsförderung für weitere Branchen

Mit dem deutschlandweit einmaligen Programm wurde eine Lücke in der Investitionsförderung geschlossen. Während die klassische Investitionsförderung nach der Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur nur bei überregionalem Absatz möglich ist, ist Voraussetzung für diese Förderung, dass das Unternehmen seine Produkte und Leistungen innerhalb von 50 km im Umkreis absetzt. Die Unternehmen dürfen zum Zeitpunkt der Förderung nicht mehr als 20 Personen beschäftigen.

„Das Programm ist ein sächsisches Erfolgsmodell“, so Wirtschafts- und Arbeitsminister Thomas Jurk am 27. Mai 2008 nach der Kabinettssitzung in Dresden. „Mit Zuschüssen von rund 14 Mio. Euro konnten außerhalb der städtischen Zentren Dresden und Leipzig seit 2006 Investitionen in Höhe von 43 Mio. Euro angeschoben werden. Das heißt: fast 1.500 gesicherte und mehr als 500 neue Arbeitsplätze.“

Damit sei das Programm doppelt hilfreich gerade für strukturschwache ländliche Regionen, denn es befördere die regionalen Kreisläufe, so der Minister. „Gut für die Unternehmen, gut für die Regionen - neben den großen Leuchttürmen brauchen wir in Sachsen auch viele kleine Leuchttürme. So fördern wir die wirtschaftliche Entwicklung und Arbeitsplätze im ganzen Land.“


Kommentar

Wenn der Mittelstand inkl. der "kleinen Krauter" mal etwas Zucker in den A... geblasen bekommt, dann ist das in Ordnung. Schließlich sind es die kleineren Unternehmen, die unter der jüngsten Unternehmenssteuerreform und den vorangegangen Grausamkeiten zu leiden haben - mehr Bürokratie bei der Dienstwagenbesteuerung, höhere Lasten bei Pauschaljobs, schlechtere Absetzbarkeit ehemals geringwertiger Wirtschaftsgüter im Wert über 150 Euro etc. pp.

An der Neuregelung der vorbildlichen sächsischen Investitionsförderung innerhalb des Programms "Regionales Wachstum" fällt nur der Ministerkommentar auf, der die "regionalen Kreisläufe" hervorhebt.

Die sogenannte Leuchtturm-Politik ist, entgegen aller Unkenrufe, strategisch richtig, weil sie über die Kräftekonzentration zur Ausprägung von Spitzen und damit zum Wettbewerbsvorsprung führt. Wenn aber in einer strukturschwachen Region wie beispielsweise der Niederschlesischen Oberlausitz, wo weniger geleuchtet, dafür um so mehr getürmt wird, "regionale Wirtschaftskreisläufe" befördert werden sollen - was heißt das konkret? Wird dann ein Unternehmen, das unter Preis- und Kostendruck steht, mit dem nächsten, dem es ebenso geht, eine Lieferanten-Abnehmer-Beziehung eingehen? Das klingt nach der Todesspirale aus Kosten- und Preissenkung, oft genug zu Lasten der Löhne und Gehälter.

Regionale Kreisläufe in der Sahara bringen nichts, der Austausch mit fruchtbaren Gegenden ist gefragt. Gerade in den abgelegenen Winkeln des Freistaats müssen Waren und Dienstleistungen erbracht werden, die überregionalen Absatz erzielen, damit Geld aus den relativ reichen Regionen in die ärmeren fließen kann. Eine Orientierung allein am "produzierenden Gewerbe" ist - bei allen positiven Effekten - längst überholt: Wenn das Zittauer Schreibbüro per Internet Diktate aus Hamburg in Schriftform bringt, wenn die Markersdorfer Softwareschmiede Programme nach Dresden verkauft, ein spezialisiertes Klinikum Privatpatienten anzieht oder die Zgorzelecer Märkte Einkaufstouristen aus Breslau (Wroclaw) und Dresden anlocken, dann profitiert die Region.

So gesehen muss die sächsische Investitionsförderung die Grundlage schaffen, in strukturschwachen entlegenen Regionen Unternehmen aufzubauen, die - wie Schiffe - in die Leuchtturm-Regionen liefern.

Nachdenken ist gefragt über den Sinn und Zweck von Leuchttürmen, den Einfluss steigender Energiepreise, über Attraktivitätsfaktoren für Bildung und eine vernetzte "Wissensindustrie" in der Provinz, über Wirtschaftsprinzipien junger Unternehmen (was viel mit Lebensstil und -qualität zu tun hat), über all das, was unmöglich scheint und doch zu tun ist,

meint Ihr Fritz R. Stänker

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  • Quelle: /FRS
  • Erstellt am 27.05.2008 - 22:50Uhr | Zuletzt geändert am 12.10.2021 - 11:36Uhr
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