Braunkohleabbau wird wieder aufgenommen

Görlitz-Zgorzelec. Im Ortsteil Hagenwerder wird zu einem Kapitel Industriegeschichte zurückgeblättert. Der Kllimawandel machte es möglich, dass der Braunkohleabbau in der Grube Berzdorf wieder aufgenommen wird. Im Torso des Kraftwerks (Werk III) soll bald wieder Strom erzeugt werden.

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See wird ausgepumpt - hochmodernes Kraftwerk entsteht

Der ökologische Ansatz hat einen Namen: Braunkohle

Tatsächlich scheint es paradox, dass der Klimawandel die Wiederinbetriebnahme eines Braunkohlenkraftwerks (BKW) herbeiführt. „Ausschlaggebend war“, so ein verantwortlicher Mitarbeiter des Sanierungsträgers, „die anhaltend geringe Wasserführung der Neiße. Für eine Vollfüllung des Berzdorfer Sees würde der Zulauf nie reichen.“ Das sei Insidern bereits seit der Jahrtausendwende bekannt.

Eine Tugend aus Not

Nun soll aus der Not eine Tugend gemacht werden, indem man gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlägt.

Zuerst wird der Berzdorfer See wieder ausgepumpt. Das Wasser soll die schnellere Befüllung des Neuseenlandes in Nordostsachsen und Südbrandenburg ermöglichen und die Austrocknung des Spreewalds verhindern.

Technisch ist das, so die Experten, kein Problem: „Mit dem Abpumpen von Grundwasser haben wir jahrzehntelange Erfahrung. Neu ist, dass die Pumpen mit umweltfreundlicher Windenergie gespeist werden“, sagte Heinz Tiefentapp, Technischer Direktor der neu gegründeten Oberlausitzer Kohle-AG (OLKAG). Diese Firmierung entstand, weil im fernen Osten Deutschlands von „Braun“Kohle keiner mehr was wissen will. „Eine Frage der political correctness“, so Tiefentrapp am Abend nach dem vierten Bier.

Endlich hat die Stagnation einen Grund

Erleichtert zeigen sich die regionalen Wirtschaftsstrategen. „Wir haben kaum noch Ausreden gefunden, warum am Berzdorfer See nichts losgeht. Jetzt liegen die Karten endlich auf dem Tisch“, war aus einem nahe gelegenen historischen Rathaus zu vernehmen.

Länger hätte man das heimliche Einmotten des Kraftwerksblocks und eines Baggers, der als Museum getarnt wurde, wohl nicht verbergen können. „Wir haben schon Hinweise aus der Bevölkerung erhalten“, schildert Tiefentrapp nach dem sechsten Bier seine Sorgen.

Größtes Ärgernis ist es, dass der Kraftwerksschornstein in Hagenwerder voreilig abgerissen wurde. Tiefentrapp nach Bier Nr. 8: „Immer diese sch... Politiker mit ihrem Hang zur Symbolik!“ Nun wird erwogen, einen der ungenutzten Boxberger Schlote in Segmente zu sägen und diese per Hubschrauber nach Hagenwerder zu bringen. „Der Schlot ist ein wichtiges Symbol der Re-Industrialisierung“, betont Hans Obenauf, der einer Bürgerinitiative vorsteht, die Hagenwerder wieder als eigenständige Kommune sehen will. Obenauf erklärt: „Grube und Kraftwerk werden satte Gewerbesteuereinnahmen bringen. Es macht aber keinen Sinn, das braune Gold zu heben und zu verstromen, wenn das erwirtschaftete Geld gleich wieder in Görlitzer Haushaltslöchern versickert.“

Wirtschaft über alles

Durch Grube und Kraftwerk sind in der gesamten Region wirtschaftliche Impulse zu erwarten. So soll die steigende Umweltbelastung dazu führen, dass wieder mehr Wäsche gewaschen wird. Eine nahe liegende Chemiefabrik füllt in Erwartung der Absatzsteigerung bereits jetzt Waschmittel in Tuben. Die örtlichen Stadtwerke sind ebenfalls in freudiger Erregung, können sie doch mehr Wasser verkaufen. Auch Ärzte dürften mittelfristig profitieren. „Pseudo-Krupp war beinahe vergessen, jetzt geht es wieder los!“, lässt Kinder-HNO-Arzt Dr. Prügelpeitsch seiner Freude freien Lauf.

„Die Schaffung von Arbeitsplätzen in Kraftwerk und Grube, die besonders im Winter Möglichkeiten zur individuellen Bewährung schaffen, ist ein Anliegen unserer Menschen“, so der Vorstand der örtlichen Mehrheitspartei. Nachdem sie nun Westgeld, glatte Straßen, schnelle Autos und ausreichend Fernsehprogramme haben, schließe sich damit der Kreis. Zurück an den Arbeitsplatz, sei die Devise.

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Kommentare Lesermeinungen (4)
Lesermeinungen geben nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion, sondern die persönliche Auffassung der Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich das Recht zu sinnwahrender Kürzung vor.

Hagenwerder

Von Siena am 26.07.2009 - 20:42Uhr
Ein sehr schöner Artikel! ;-) - und ein Jammer, dass alles zurück gebaut wurde/ wird. Lasst Werk III als Industriedenkmal bestehen!

Kraftwerk

Von Kai am 03.02.2009 - 18:29Uhr
schickt mir die adresse, damit ich mich um eine stelle im kraftwerk bewerben kann, um wieder zurück in meine heimat zu kommen

braunkohle

Von Herbert am 04.04.2008 - 14:56Uhr
ja der ist echt gut! wer will schon eine langweilige teichlandschaft... bagger, schmutz und mondlandschaft haben hagenwerder überhaupt erst bekannt gemacht ;-)

Vision der Vergangenheit

Von Marie am 03.04.2008 - 23:32Uhr
Hallo,
es ist schon witzig so etwas zu lesen. Danke für diesen wunderbaren April-Scherz!

Marie

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  • Quelle: /FRS
  • Erstellt am 01.04.2008 - 00:17Uhr | Zuletzt geändert am 01.04.2008 - 00:58Uhr
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