Tag der Sachsen: Schwarzenberg vor dem großen Ansturm
Schwarzenberg/Erzgebirge, 5. August 2013. Von Thomas Beier. Freitagabend, ich sitze auf dem "Place Irrland", bewirtschaftet von Kunst & Kneipe "Zur Freien Republik Schwarzenberg", im Herzen eben jener Erzgebirgsstadt, über die der "Tag der Sachsen 2013" kommen wird: Fast ein wenig paradox, denn als "Kaffeesachsen" fühlen sich die Erzgebirger eher nicht. Das wusste schon die Deutsche Reichsbahn: Nähert man sich der Bergstadt von Chemnitz kommend auf Schienen, so gelangt man über "Aue/Sachs." und "Lauter/Sachs." endlich nach "Schwarzenberg/Erzgeb.", auch "Perle des Erzgebirges" genannt.
Das Erzgebirge fernab von Volkstümelei entdecken
Thema: Tag der Sachsen
Der Tag der Sachsen is das größte Volks- und Heimatfest in Sachsen. Es wird jährlich in einer anderen Stadt ausgerichtet.
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- Tillich hebt Daumen für Freie Republik Schwarzenberg [09.09.2013]
Noch augenfälliger wird der Unterschied der Schwarzenberger zum Sachsenklischee anhand der Mundart: Entgegen dem sächsischen Dialekt in seinen (in aufsteigender Grausamkeit) gefärbten Prägungen in Dresden, Leipzig und Chemnitz ist im Westerzgebirge das klare und heitere Erzgebirgisch verankert.
Schade nur, dass insbesondere der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Sachsen in der Vergangenheit oft genug nur ein einseitig von der Deppen-Mentalität roter Socken und dem eingerosteten Kulturverständnis einer "Erzgebirgs-Botschafterin" geprägtes Erzgebirgs-Bild zu vermitteln wusste.
Alles ganz anders
Das durch die Jahrhunderte immer wieder aufflackernde "Bergkgeschrey" hat stets Menschen in den Miriquidi, den ursprünglichen finstren Erzgebirgswald, gelockt. Noch heute ist die Montanindustrie fest mit den Sitten und Traditionen der Erzgebirger verbunden. Die Kameradschaft der Bergleute, das Leben im Gebirge und die früher verbreitete Armut haben im Erzgebirge eine eigene, von Schaffenskraft, Zusammenhalt und Freude am Schabernack geprägte Mentalität geschaffen, die sich immer auch durch eine gewisse Renitenz gegenüber den "Großkopfeten" auszeichnete.
Zu spüren ist das im Marktgässchen, am Freitagabend am "Place Irrland" von "Kunst & Kneipe" zur Freiluftkneipe vor romantischer Kulisse verwandelt. Wer als Tourist die Stadt erkunden möchte, sollte den ersten Abend hier verbringen: Hier, im Haus mit dem Namen "Zur Freien Fepublik Schwarzenberg", das den Weinkeller "Zum Drachen", die "Galerie Silberstein" und das "Nobelcafé Piano" vereinigt, treffen sich Originale der Stadt.
Die Schwarzenberger waren mit Ihrer Amtshauptmannschaft das einzige Stück Deutschland, das die Nazi-Diktatur aus eigener Kraft beendete. Die Ansätze für ein basisdemokratisches Gemeinwesen außerhalb der Machtblöcke der Weltmächte inspirierten Stephan Heym zu seinem Roman "Schwarzenberg".
Da kann man nächtelang erzählen und philosophieren, wie das hätte weitergehen können, wenn nicht die Rote Armee am 26. Juni 1945 dem Treiben einer neuen Gesellschaft ein Ende gesetzt hätte. Aber zur Sowjetunion haben die Erzgebirger, dank jahrzehntelangen Uran-Abbaus durch die SDAG Wismut (SDAG steht für Sowjetisch-Deutsche Aktiengesellschaft), eh ein ganz eigenes Verhältnis, das mit Hassliebe bei weitem nicht ausreichend beschrieben ist.
Gruß von der Roten Armee
Mitten im Erzählen taucht aus dem Dunkel der Gebirgsnacht eine russische Limousine auf, der eine schöne Frau in Uniform der Sowjetarmee entsteigt... Dass es da noch etwas gibt, zwischen Himmel und Erde, das nicht erklärbar ist, das wussten die Erzgebirger schon immer. Und so ist es den Gästen selbstverständlich, dass die blonde Russin mit den hohen Wangen sich mit an den Tisch setzt und - was sonst - Wodka bestellt. Erlebt in Schwarzenberg.
Der Tag der Sachsen ist nicht der Tag der Schwarzenberger
Zum Tag der Sachsen selbst darf der "Place Irrland" im Marktgässel nicht bestuhlt werden - nein, da werden die großen Bühnen samst Verkaufswagen nach Schwarzenberg gekarrt und es regiert die Sicherheit. Hier präsentiert sich der Dresdner Freistaat, die verwinkelte Erzgebirgsstadt sorgt für die Kulisse.
Deshalb sehen die Schwarzenberger den Sachsentag für ihre Gäste als Anlass zum Wiederkommen oder - für ganz Eilige - vorher schnuppern.
Bin mal schnell in Schwarzenberg!
Schwarzenberger Altstadt Kneipenfest
mit MIGMA und Vorband
Freitag, 16. August 2013, 18 Uhr
Edelweißfest
Sonnabend und Sonntag, 17. und 18. August 2013
artmontan trifft artfigura:
"Bilder einer Ausstellung" mit dem German Marimba Duo
30. August 2013, 19 Uhr,
Eisenbahntunnel unter Schloss Schwarzenberg.
Tag der Sachsen 2013
Freitag, 6., bis Sonntag, 8. September 2013
Mehr:
http://www.schwarzenberg.de
http://www.freie-republik-schwarzenberg.de
http://www.tagdersachsen2013.de
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- Quelle: Thomas Beier | Fotos: BeierMedia.de
- Erstellt am 05.08.2013 - 04:24Uhr | Zuletzt geändert am 06.09.2013 - 12:12Uhr
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