Görlitzer Räume zeigen Sarah Stiller
Görlitz, 30. März 2013. Von Thomas Beier. Nun zeigt sie uns, wie sie sieht: Anhand von kleinen quadratisch-praktischen Fotos will Sarah Stiller den Nachweis führen, dass "nobody sees like I do" - so der Titel der Ausstellung, die gestern Abend in den Görlitzer Räumen eröffnet wurde. Wer eine Vernissage erwartet hatte, musste sich mit einem Glas Sekt zufrieden geben, denn indem sowohl Veranstalter als auch Ausstellerin auf das wohltuende Ritual einer kleinen Rede gänzlich verzichtet haben, wurde die Chance verpasst, die Ausstellung und sich selbst vorzustellen.
Ausstellen und ausstellen sind durchaus zweierlei
Thema: Ausstellungen in Görlitz und Umgebung
Görlitz verfügt nicht nur über fast 4.000 Baudenkmale, sondern ist eine Stadt der Museen und Ausstellungen. Hier befinden sich beispielsweise das Kulturhistorische Museum, das Schlesische Museum zu Görlitz, das Museum der Fotografie und das Senckenberg Museum für Naturkunde, im polnischen Teil der Europastadt das Lausitz-Museum. Darüber hinaus gibt es häufig Sonderausstellungen an anderen Orten, auch im Umland der Stadt sowie in der Dreiländerregion von Sachsen, Tschechien und Polen.
- Finissage in der Kunsthalle Görlitz [24.09.2022]
- Naturkundemuseum Görlitz für Blinde [09.08.2022]
- Bye, bye, Weltenwanderer [16.06.2022]
Die Ausstellung spricht nicht für sich selbst, im Gegenteil, sie führt den Betrachter in Widersprüche. Was sich als höchst individuelle Würdigung des ach so flüchtigen Moments ankündigt – "nobody sees like I do" – unterwirft sich der Normierung einer Standardsoftware.
Das Ergebnis wird gezeigt in kleinen quadratischen Bildern. Wie das Format wiederholen sich die künstlichen Gebrauchsspuren der Bilder, den Möglichkeiten der mit wenigen Klicks bedienbaren Software entsprechend.
So kommt einer der Besucher zu dem Schluss: "Das wirklich Einzigartige hier sind die Wände." Das ist nicht abwertend für die Bilder gemeint, aber aufwertend für die Idee, die Wände der Görlitzer Räume im abgewaschenen Zustand zu belassen. Die unaufdringliche Struktur der Farbreste ist erzählerisch und liefert einen kongenialen Hintergrund zu Sarah Stillers Bildern.
Befestigt sind die Bilder mit Klebestreifen. Die passen hier nicht in den künstlerischen Kontext: Wenn die Bilder einen künstlerischen Wert verkörpern sollen, dann wird er durch die Klebestreifen konterkariert. Die wohldurchdachte Zusammenstellung der Motive hätte eine sorgfältigere – gern unkonventionelle – Präsentation verdient.
Vielleicht aber sind Bilder und Ausstellung ebenso wenig perfekt wie das Erleben an sich. Das zu zeigen, in die Diskussion zu bringen, ist eine gute Idee.
Ein Bild machen – hier im wahrsten Sinne des Wortes – muss man sich selbst, indem man hingeht.
Prädikat: Hingehen!
Mittwochs ab 20 Uhr, freitags ab 21 Uhr.
Am Ostersonntag auch von 13 bis 16 Uhr.
Görlitzer Räume, Hospitalstraße 29, 02826 Görlitz.
Mehr:
https://nobodyseeslikeido.tumblr.com
https://www.facebook.com/GoerlitzerRaeume
P.S.: Die aus Görlitz stammende Sarah Stiller lebt in Berlin arbeitet als Verkaufsmanagerin für ein skandinavisches Modelabel.
Mehr:
Sarah Stiller hat´s
Kommentar:
Was ist Kunst? Auf jeden Fall mehr als das Ergebnis von Kreativität, Geschick und Einzigartigkeit. Voraussetzung für Kunst ist auf jeden Fall die auch künstlerische Ausbildung des Machers und sein Leben als Künstler.
Es ist bedenklich, wenn Freizeitkünstlern große Aufmerksamkeit verschafft wird von denen, die die Möglichkeit dazu haben, während jenen Künstlern, die ihre Kunst leben (und davon Leben müssen) gern zu recht, aber abwertend, wirtschaftliche Absichten unterstellt werden.
Wenn beispielsweise jedwede "malende Hausfrau", die alle paar Wochen berichten kann "da war ich mal so richtig kreativ" als Vertreterin der Kunstszene aufgeführt wird, läuft was schief.
Natürlich soll jeder seine künstlerische Ader ausleben und auch die Ergebnisse zeigen, doch "Kunst" und "Künstler" sind keine Begriffe zum Verramschen,
denkt Ihr Lebenskünstler Fritz R. Stänker
Kunst und Künstler
Von Cracky McWestside am 04.04.2013 - 14:27Uhr
"Kunst" und "Künstler" sind auch keine worte die für elitäre personen reserviert sind.
Das sie die kunst der hausfrau auf eine untere ebene stellen als ihre eigene kunst find ich persönlich ziemlich eklig.
Wer sich so konkurenz vom hals hält (ich denke sowas gibt es auch unter künstlern) aber dann heult das man ihm wirtschaftliche interessen unterstellt, brauch sich überhaupt nicht wundern
C. McWestside
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- Quelle: Thomas Beier | Fritz R. Stänker | Fotos: BeierMedia.de
- Erstellt am 30.03.2013 - 07:50Uhr | Zuletzt geändert am 20.04.2022 - 13:15Uhr
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