Zukunftsvisionen im Kaisertrutz

Zukunftsvisionen im KaisertrutzGörlitz, 19. August 2021. Der Blick in die Zukunft ist stark davon abhängig, wie weit er reicht: Er beginnt mit Gewissheiten, so gewiss sie eben sein können, gefolgt von Plänen und Meilensteinen, denen Ziele zugrunde liegen, bevor nach etwa 15 Jahren ein undurchdringlicher Nebel jeglichen weiteren Ausblick versperrt. Wie man sich die Zukunft denkt und wovon man sich bei deren Vorbereitung leiten lässt, dabei spielen Visionen für viele eine wichtige Rolle.

Abb.: make a life, not just a living, 2020, von Annika Grabold, als Leihgabe der Künstlerin zurzeit im Kaisertrutz zu sehen
Foto: Sandra Faßbender
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Die Idee von der Selbstverwirklichung im Auge der Künstlerin

Thema: Ausstellungen in Görlitz und Umgebung

Ausstellungen in Görlitz und Umgebung

Görlitz verfügt nicht nur über fast 4.000 Baudenkmale, sondern ist eine Stadt der Museen und Ausstellungen. Hier befinden sich beispielsweise das Kulturhistorische Museum, das Schlesische Museum zu Görlitz, das Museum der Fotografie und das Senckenberg Museum für Naturkunde, im polnischen Teil der Europastadt das Lausitz-Museum. Darüber hinaus gibt es häufig Sonderausstellungen an anderen Orten, auch im Umland der Stadt sowie in der Dreiländerregion von Sachsen, Tschechien und Polen.

Um nicht weiter zu vertiefen, dass Visionen immer an die Zukunft gebunden sind und damit die Sinnhaftigkeit von Zukunftsvisionen zu hinterfragen, sei der Blick auf Görlitz gelenkt: Hier gibt es ein "Zukunftsvisionen" genanntes Kunstfestival, das seit 2007 Jahr für Jahr an mehr oder weniger ungewöhnlichen Schauplätzen in der schönen Stadt an der Lausitzer Neiße stattfindet. Hier gelingt es, Visionen zu organisieren, für die Zukunftsvisionen macht das ein ehrenamtliches Team unter der Trägerschaft des Neisse Centre for Contemporary Arts e.V.

Der Festival-Titel des Jahres 2021 ist "Ohne Gewähr – no guarantees!" und fragt nach vermeintlichen Sicherheiten und Ambivalenzen – damit sollen wohl Zwiespältigkeiten, Spannungszustände oder eine lähmende innere Zerissenheit gemeint sein – der Gegenwart, einer Gegenwart, der sich viele nur unverbindlich stellen wollen, andererseits jedoch zugleich Verbindlichkeiten einfordern. Das macht das Festival spannend.

Hingehen!
Vom 20. bis zum 29. August 2021 ist der Hauptschauplatz des Festivals das ehemalige Polytechnische Zentrum im Ortsteil Weinhübel, mit dem Navi auf der Friedrich-Engels-Straße 54 in 02827 Görlitz zu finden.


Was hängt denn da im Kaisertrutz?

Wieder einmal ist das Zukunftsvisionen-Festival im Kulturhistorischen Museum Kaisertrutz zu Gast. Vier Wochen lange wird im alten Befestigungsbauwerk in der Galerie der Moderne ein C-Print – als die Welt noch nicht von Reizworten durchsiebt war, nannte man das schlicht Farbfoto – ausgestellt.

Jedenfalls hat die 1995 geborene Annika Grabold die fotografische Reproduktion ihrer Drei-Ebenen-Collage "make a life, not just a living" genannt, vermutlich das Original auch. Die deutsche Sprache erlaubt es, den Werktitel facettenreich zu interpretieren, von Dale Carnegies "Sorge dich nicht, lebe!" bis zur Oberlehrer-Attitüde "Mach' was aus deinem Leben und lebe nicht nur so vor dich hin", was wiederum nicht unbedingt negativ mit wasting the time – seine Zeit zu verschwenden, wörtlich zu Müll zu machen – auf den Punkt gebracht wird.

Wie immer man das nun in Bezug auf das eigene Leben sehen mag: Die Künstlerin, die in Offenbach am Main lebt und schafft, hinterfragt in ihrer Collage die Idee der Selbstverwirklichung als Phänomen der Gegenwart.

Tipp:
Anyway: Whoever makes his life, not just a living, should remember: You have to do it live! – zu gut Deutsch: Das Leben ist keine Generalprobe!

Kulturzuschlag:
Brett Kissel: Make A Life, Not A Living

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  • Quelle: red | Foto: Sandra Faßbender
  • Erstellt am 19.08.2021 - 08:47Uhr | Zuletzt geändert am 19.08.2021 - 09:59Uhr
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