Einblicke in die Mutterwelt der Sabine Euler

Einblicke in die Mutterwelt der Sabine EulerGörlitz. 10. April 2021. Zu den interessantesten Wortgebilden, die die deutsche Sprache hervorgebracht hat, zählen die Verbindungen mit dem Wort Mutter. Sie sind in den unterschiedlichsten Lebensbereichen anzutreffen, so etwa die Radmutter oder die Puffmutter. Oft signalisieren sie Gefahr, so etwa die Schwiegermutter oder das Mutterschiff, wenn es Teil der Kriegsmarine ist. Anders die strenge, aber Geborgenheit gebende Großmutter, während sich mit der Tagesmutter die Frage verbindet, was diese denn nächtens treibt.

Abb.: Mahnende Inschrift an einem Haus in Zittau
Archivbild; © Zittauer Anzeiger
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"Den Alltag und sich selbst mit Humor betrachten"

Thema: Ausstellungen in Görlitz und Umgebung

Ausstellungen in Görlitz und Umgebung

Görlitz verfügt nicht nur über fast 4.000 Baudenkmale, sondern ist eine Stadt der Museen und Ausstellungen. Hier befinden sich beispielsweise das Kulturhistorische Museum, das Schlesische Museum zu Görlitz, das Museum der Fotografie und das Senckenberg Museum für Naturkunde, im polnischen Teil der Europastadt das Lausitz-Museum. Darüber hinaus gibt es häufig Sonderausstellungen an anderen Orten, auch im Umland der Stadt sowie in der Dreiländerregion von Sachsen, Tschechien und Polen.

Ein Görlitzer Mutter dreifacher Art und doch einzigartig ist Sabine Euler, eine Frau, die ihrem Mutterdasein mit einer gehörigen Portion Mutterwitz begegnet, wobei das Wort Muttersarkasmus eine naheliegende Neuschöpfung wäre. Die Erfahrungen ihrer Mutterschaft entlädt sie seit geraumer Zeit in Cartoons und schon wird gemunkelt, sie sei die heimliche Königinmutter der Görlitzer Cartoonistinnen.

Doch ehe die Mutterworte überhandnehmen, sei ein Blick auf die Eulerschen Cartoons gestattet, die Situationen des Mutteralltags stellvertretend für alle Kinderhabenden und auch solche ohne auf den Punkt bringen und zwar intelligent, mit Witz und Charme. Ihr Zeichenstil ist eigen, erlaubt aber, Emotionen intensiv zu transportieren, wie etwa das Gesicht des Eismanns in "Lapsus on ice" verdeutlicht.

Einblicke in die schier endlose Weite der Mutterwelt der Sabine Euler gewährt die Ausstellung "Mutterland", die seit gestern und noch bis zum 11. Juli 2021 in der Kunstbastei Hotherturm zu sehen ist, wenn auch vorerst nur online. "Alltags-Heldinnen im Görlitzer Hotherturm" werden versprochen und geliefert. Alltagsheldinnen, die als Alltags-Heldinnen benannt werden, suggerieren die Frage nach dem Hintergedanken: Mehr Alltag oder mehr Heldinnentum? Heldinnen des Alltags oder Alltag und Heldinnendasein fein säuberlich getrennt? Wer derlei Fragen stellt, dem geben die Euler-Cartoons Antwort.

Überhaupt nötigt erst die Beschreibung des Mutterdaseins als Heldinnenepos zur gebührenden Aufmerksamkeit für das, was Mütter leisten, wenn sich sich ganz und gar dem Mutterdasein verschreiben und – auch das soll es geben – männliche Beteiligung als unfähigen Versuch einer Interessenbekundung abprallen lassen. Aber das ist ein anderes Feld für die Mutter aller Schlachten. Whatever: Sabine Euler bringt Leben ins Gebälk nicht nur des Hotherturms, sondern hoffentlich auch manches Kopfes, wenn sie nun nach der Pubertoon-Ausstellung im Städtischen Klinikum Görlitz ihre Cartoons rund ums Familienleben an der Ochsenbastei – wie hintersinnig – zeigt.

Doch was kommt der Künstlerin selbst über die Lippen? Es ist die Weisheit einer Frau, gereift an buchstäblich allem, was das Leben von der Geburt bis zur Pubertät der Kinder so mit sich bringt: "Erwachsene, die das Leben, den Alltag und sich selbst mit Humor betrachten können, leben eine unverzichtbare Größe vor. Mamas und Papas, entlastet von überhöhten Ansprüchen an sich selbst, sind entspannter und glücklicher." Die Eulerin zeigt, wie gut sie das trotz der sich immer wieder aufbäumenden inneren Schweinehündin kann und vielleicht hilft sie ja damit auch anderen Eltern oder Teilen davon, aus der vermeintlichen Last des Alltags eine Lust zu machen.

Sabine Euler arbeitete nach ihrer Schauspielausbildung an verschiedenen, aber noch immer bestehenden Theatern, wobei erst die in Eigenregie gestaltete Mutterrolle ihr zum vehementen Überraschungsdurchbruch auf der Bühne des Lebens verhalf. Mit ihren Huch!-und-Hach!-Auftritten zu Elternabenden und auf Spielplätzen, in Supermärkten und Tobehallen, im Kreis der Familie und unter völlig Fremden eroberte sie die Herzen der Zuschauerinnen und sogar der Zuschauer. Seit einem reichlichen Jahr nun veröffentlicht die Eulerin ihre zuvor und insgeheim gehüteten Aufzeichnungen hier und manchmal auch da, in den völlig virtuellen sozialen Netzwerken und auf www.sabine-euler.de. Sie lebt mit einem Mann und drei Kindern im Herzen von Görlitz. Und auch das ist gut so.

Prädikat: Unbedingt angucken!
Mutterland – Alltags-Heldinnen im Görlitzer Hotherturm

Helfer und Helfershelfer:
Die Ausstellung im Hotherturm wurde vom FVKS arrangiert und vom Freistaat Sachsen durch "#KulturDigital : So geht sächsisch" unterstützt.

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  • Quelle: red / Thomas Beier | Foto: © Zittauer Anzeiger
  • Erstellt am 10.04.2021 - 07:34Uhr | Zuletzt geändert am 10.04.2021 - 08:53Uhr
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