Sanierungsstopp für die Stadthalle Görlitz

Görlitz, 19. Oktober 2012. Mit einem Offenen Brief hatte sich der Förderverein Stadthalle Görlitz e.V. noch vor der gestrigen Stadtrats-Tagung an Oberbürgermeister Siegfried Deinege und die Stadträte gewendet. Neben einer Auflistung von Risiken der Sanierung werden darin auch die Folgen eines Sanierungsstopps betrachtet - in der Hoffnung, den Sanierungsstopp noch abzuwenden. Als vergeblich hat sich inzwischen die Aufforderung am Ende des Briefes erwiesen, "am kommenden Donnerstag den Beschluss zum Sanierungsstopp zu überdenken und mindestens zu verschieben, bis die Höhe der Fördermittel bekannt ist."

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Förderverein Stadthalle Görlitz moniert Eile beim Sanierungsstopp

Thema: Stadthalle Görlitz

Stadthalle Görlitz

Die Stadthalle Görlitz wurde 1910 als Veranstaltungsort des Schlesischen Musikfestes eröffnet. Hoher Sanierungsbedarf und die ungenügende Selbstfinanzierung führten im Jahr 2005 zur Einstellung des Betriebs und zu Verkaufsbestrebungen seitens der Stadt Görlitz. Die Ende Januar 2010 vom Stadtrat beschlossene Sanierung wurde, ohne dass Arbeiten am Gebäude begonnen hätten, im Oktober 2012 gestoppt, weil Fristen für Fördermittel zu kurz waren. Erst 2018 stellten Bund und Land Geld für eine über die Sicherung hinausgehende Sanierung bereit. Eine große Herausforderung stellen die Betriebskosten für die Stadthalle Görlitz dar.

In einem Rundschreiben an die Vereinsmitglieder hatte der Vorstand des Fördervereins Stadthalle Görlitz e.V. noch am 16. Oktober formuliert: "Unverständlich ist für uns die ungewöhnliche Eile eines Sanierungsstopps der Stadthalle nach drei Jahren Vorbereitung und zwei Millionen Euro ausgegebenen Planungskosten. Und das, nachdem der Ministerpräsident die Fördermittel zusagte."

Auf einer Mitgliederversammlung im November 2012 wolle man die Fragen der Vereinsmitglieder im Detail beantworten. Zudem solle beraten werden, wie die Stadthallen-Sanierung weiter vorangebracht und unterstützt werden könne, falls - wie eingetreten - am 18. Oktober 2012 die Sanierung gestoppt wird.


Kommentar:

Inmitten eines weitgehend sanierten Görlitz hat es der Görlitzer Stadtrat gestern vollbracht, auf Anregung durch den Oberbürgermeister eines der wichtigen Kulturbauwerke im Herzen der Europastadt weiterhin in seinem seit dem Jahr 2004 andauernden Dornröschenschlaf zu belassen.

Görlitz verfiel zu DDR-Zeiten, weil kein Geld für die Sanierung da war. Dass heute die Stadthalle Görlitz ungenutzt bleiben soll, obgleich die ersehnten Fördermittel zur Sanierung bereitstehen, grenzt an Schildbürgerei,

denkt Ihr Fritz R. Stänker



Der Text des offenen Brief des Fördervereins Stadthalle Görlitz e.V.

Das nachstehend im Wortlaut wiedergegebene Dokument gibt nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion, sondern die persönliche Auffassung der Verfasser wieder.

Offener Brief

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, Damen und Herren Stadträte,

nach den bis jetzt öffentlich zugänglichen Informationen stellt sich das Für und Wider zur Sanierung der Stadthalle wiefolgt dar:

Risiken:

1. Zeitplan der Sanierung zur pünktlichen Abrechnung der Fördermittel im Jahr 2015
Uns sind keine aus der Planung resultierenden neuen Risiken beim Zeitplan bekannt.
Der bekannte Zeitplan ist um 3 Wochen überschritten, denn am 27.09.2012 sollte der Baubeschluss erfolgen.
Risiko um 3 Wochen erhöht

2. Finanzierung/Fördermittel
Von der Stadtverwaltung wird vermutet, dass bis zu 1 Mio € weniger Fördermittel genehmigt werden.
Risiko 0,00 € bis 1 Mio €

3. Finanzierung/weitere Planung
Um den Zeitplan einzuhalten, müsste die Planung mit weiteren 2 Mio € beauftragt werden.
Diese Planung ist in den nächsten Jahren überwiegend verwendungsfähig.
Risiko nur bei Nichtsanierung

Folqen eines Sanierunqsstopps:

1. Das größte städtische Denkmal muss über weitere Jahre mit erheblichen finanziellen Mitteln vor dem Verfall bewahrt werden, ohne dass man es nutzen kann.

2. Ein Stück Heimat ist dem Untergang geweiht. Kultur, die in der Stadthalle beheimatet war, findet seit Jahren nicht mehr statt.

3. Die Chance, 17 Mio EU- Mittel zu erhalten, wird nicht genutzt.

4. In Zukunft werden weniger Fördermittel zur Verfügung stehen. Die Stadt Görlitz muss mehr Baukosten selbst bezahlen. Die Haushaltslage der Stadt wird nicht besser. Ein zweiter Anlauf zur Sanierung wird sehr viel schwieriger und deshalb immer unwahrscheinlicher.

Vorgenanntes bewegt uns dazu Sie aufzufordern, am kommenden Donnerstag den Beschluss zum Sanierungsstopp zu überdenken und mindestens zu verschieben, bis die Höhe der Fördermittel bekannt ist.

Mit freundlichen Grüßen
Förderverein Stadthalle Görlitz e.V.

Ergebnis: Ist der Sanierungsstopp für die Stadthalle Görlitz richtig?

Ja (33.8%)
 
Nein (62.2%)
 
weiß nicht (1.5%)
 
mir egal (2.5%)
 
Nichtrepräsentative Umfrage
Umfrage seit dem 19.10.2012
Teilnahme: 201 Stimmen
Kommentare Lesermeinungen (6)
Lesermeinungen geben nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion, sondern die persönliche Auffassung der Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich das Recht zu sinnwahrender Kürzung vor.

Deutsche "Europastadt-Schildbürger"

Von Frank Gottschlich am 20.10.2012 - 07:06Uhr
1.) Meisterleistung!
http://www.goerlitzer-anzeiger.de/goerlitz/service/8023_----altstadtmillion-goerlitz-verteilt.html

Wer 17 Millionen Euro Födermittel kollektiv veruntreut, wird damit rechnen müssen, dass die 19. "Altstadtmillion" bestenfalls noch bei dem Zgorzelecer Bürgermeister ankommt, auch wenn der kein O-vor dem Meister trägt.

2.) Überzeugender Erhaltungsplan!
http://www.goerlitz.de/welterbe/das-unesco-welterbe.html

Es wäre verständlich, wieder in Verbindung Punkt 1, wenn´s nur das wäre,
http://www.zitate-online.de/sprueche/wissenschaftler/287/zwei-dinge-sind-unendlich-das-universum.html

Aber es ist mehr, weit mehr als kollektive Dummheit eines mehrheitlichen Schildbürger-Stadtrates, viel mehr!

Keine Zeit für Witze

Von Jens Jäschke am 19.10.2012 - 21:23Uhr
@Görzelec:

(...) Jeder von Ihnen geschriebene Abschnitt beginnt mit "das ist wohl ein schlechter Witz".

Es ist nicht an der Zeit, hier in dieser Stadt Witze zu machen. Die Lage ist viel zu ernst.

Das werden wir allerdings erst in ein paar Monaten selbst erfahren. Bis dahin hoffen wir auf Eigenmotivation, um einen eventuellen Schock verkraften zu können.

Eine persönliche Herzenzangelegenheit

Von Frank am 19.10.2012 - 21:03Uhr
Ich finde ich die Absage der Stadthallensanierung nicht korrekt kalkuliert.

Zunächst hätte die Arbeit am Objekt Lohn und Brot für viele Handwerksfirmen gebracht, welche bei uns ihre Steuern zahlen. Weiterhin hätten bei der Bewirtschaftung Arbeitsplätze geschaffen werden können. Es werden ja auch künftig Gelder für Notreparaturen, Wachschutz und die Pflege des Aussengeländes verbraucht.

Herr Deinege schiebt nun die 17 Millionen nach Dresden zurück, der Herr Tillich kann sich jetzt dafür in seinem Wahlkreis was Schönes bauen lassen und unser OB bedankt sich "netzwerkgerecht" für die Wahlkampfunterstützung.

Da der Herr Paulick das Thema zur Chefsache gemacht hatte, wird es Herrn Deinege eine persönliche Herzenzangelegenheit sowie ein innerer Parteitag gewesen sein, die ganze Sache abzublasen.

Für Görlitz bedeutet das jetzt offensichtlich den Verlust des größten Konzerthauses zwischen Breslau und Dresden, denn eine Sanierung war nie in so greifbarer Nähe gerückt.

Eine Vermarktung könnte z.B. durch Kooperationen mit überregionalen Konzertagenturen erfolgen.

Hoffentlich öffnet das den Wählern die Augen.

MfG Frank

Jugendzentrum in der Stadthalle

Von Görzelec am 19.10.2012 - 14:58Uhr
Auf jedes Detail dieses mit einer gehörigen Portion Paranoia getränkten Beitrags einzugehen, würde jetzt zu lange dauern.

Aber die hier wieder einmal präsentierte Idee, das Jugendzentrum in der Stadthalle unterzubringen, kann doch nur ein schlechter Witz sein. Ich empfehle den Verfechtern dieser Idee, einmal die in Görlitz vorhandenen Jugendzentren wie beispielsweise das "Basta" zu besuchen. Und dann soll man das bitte ernsthaft und glaubhaft weiter vertreten.

Die Stadthalle ist eine Veranstaltungshalle mit einem großen Festsaal. Welche Nutzung hier sinnvoll ist, zeigt damit schon der Baukörper. Wenn die Stadt Görlitz derzeit wirtschaftlich und gesellschaftlich nicht in der Lage dazu ist, ein solches Gebäude mit passendem Leben zu füllen, dann ist das bedauerlich und eine bittere, aber eben auch die Realität in der Stadt abbildende Tatsache. Wieviele Görlitzer sind denn bitte bei den letzten Auflagen der "Schlesischen Musikfeste" erschienen (ich war übrigens da)? Wo ist denn die Klientel, die plötzlich eine sanierte Halle mit Platz für mehrere tausend Besucher füllen soll?

Das ist doch das nach wie vor ungelöste Grunddilemma des Baus. Und das löst man nicht dadurch, indem man nun alle möglichen Ersatz-Ideen zur Nutzung an den Haaren herbeizieht, die sich kulturell mit dem Sinn der Stadthalle beißen.

Dann kann man auch dafür plädieren, den Festsaal in eine außergewöhnliche Bowlingbahn umzuwandeln. Wäre vom Ambiente her einmalig. Platz wäre ausreichend vorhanden. Und es gäbe sogar eine Orgel.

Ich würde hingehen.

"Aus dem Hut gezaubert"

Von Frank Gottschlich am 19.10.2012 - 08:19Uhr
Man sollte davon ausgehen, dass die funktionierenden Seilschaften "ehemaliger" (...) in relativer Kürze einen Käufer mit Nutzungskonzept "aus dem Hut zaubern", der "für´n Appel und Ei" das Objekt, jetzt nach der Machtuebernahme, übernehmen wird.

Und hoffiert und gefeiert wie nie durch den (fast) überwiegenden Teil (...) (Stadtrat) als Retter von Görlitz.

(Auch wenn der Kommentar dann doch nicht veröffentlicht wird.)

Unnötige Sanierungsabsage

Von Jens Jäschke am 19.10.2012 - 08:07Uhr
Absage des Sanierungsvorhaben - Jugendstilobjekt Stadthalle - war unnötig und nicht durchdacht

Der einmütigliche Auftritt der Fraktionen Bündnisgrüne/CDU/FDP und Linke am gestrigen Abend war blamabel für unsere Stadt und führt wahrscheinlich weiterhin zu einem noch größeren Desinteresse der bis Dato noch engagierten Bevölkerung unserer Stadt Görlitz. Ist das vielleicht so gewollt, um ein "Einmischen“ der Bevölkerung in naher Zukunft von vornherein auf natürlichem Wege zu unterbinden? Nimmt man den freiwilligen Vereinsmitgliedern verschiedener Projekte den Mut durch solche Handlungsweisen?

Dann wäre dies ein taktisch kluger Schachzug auf dem Niveau der vergangenen DDR-Zeiten gewesen, wie wir es in der heutigen Zeit eigentlich nur noch aus Lehrbüchern kennen sollten. Wie traurig muss beispielsweise Herr Linke, Friedrich sein, der unzählige Bilder und Karrikaturen der Stadthalle eigenständig in seiner Freizeit malte, um sie dann zu verkaufen und der Stadthalleninitiative zu spenden?! Aber das nur am Rande gesagt, weil es noch viele dieser Beispiele gibt, die hier niedergeschrieben werden müssten.

Lediglich das Bündnis "zur Sache! e.V./SPD" und Herr Storr von der NPD gaben ihre Bedenken zu einer eventuellen Sanierungsablehnung durch Stadtratsbeschluss zur Sprache. Herr Storr z.B. gab zu bedenken, dass das vom Freistaat Sachsen in nächster Zeit zu erwartende Fördermittelbudget auf keinen Fall mehr in dieser gigantischen Summe von SIEBZEHN Millionen Euro ausfallen werde. Das sei zu überdenken. Herr Storr, als Landtagsmitglied, hat da wohl auch einen tieferen Einblick als beispielsweise ein Streetworker dieser Stadt.

Herr Dr. Wieler sowie Herr Deinege brachten diesem klugen Gedanken schon im Vorfeld ihr Veto entgegen indem man sagte, dass man mit den 6,4 Mio. Eigenanteil dann plötzlich mit leeren Taschen dastehen würde. Der Zeitrahmen wäre auch zu kurz gewesen, um sich jetzt für eine Sanierung auszusprechen bzw. eben diese zu bejahen. Da stellt sich mir die Frage, wie lange wird darüber schon "philosophiert“, die Stadthalle zu sanieren? Es sind unzählig viele Jahre, die der Stadtrat nicht in der Lage war, einen Beschluss zu fassen weil eine gemeinsame Meinung/Einigung zu Gunsten der Stadt und deren Bürger nicht erzielt werden konnte.

Vielleicht aber könnte es auch sein, dass die momentan agilsten Menschen unserer Stadt, nämlich die Jugend, durch diese Entscheidung ruhig gehalten werden soll. Wie ich das meine? Wir werden es in den nächsten Tagen sehen oder auch nicht, ob sich im ehemaligen Werk I plötzlich die Türen für ein "Jugendzentrum“ aus dem Wahlversprechen Herrn Deineges auftun werden oder nicht. Ein solches Jugendzentrum, wäre natürlich auch in einer sanierten Görlitzer Stadthalle möglich gewesen zu integrieren, doch diese Variante stand nie zur Debatte.

Sei es wie es sei. Görlitz hat sich so oder so den Weg in Richtung "Freistaatsfördermittel“ durch den schier unmöglichen, sinngemäßen Spruch von Herrn Deinege "was in Görlitz gebaut wird, entscheiden wir hier in Görlitz und nicht die in Dresden“ Etwas verbaut. Der "Sachsenspiegel“ des MDR war zugegen und zeichnete diese Aussagen auf. Ob Herr Tillich diese Aussage von Herrn Deinege als private Abfuhr oder lediglich als einen "Ausrutscher" eines in den Kinderschuhen steckenden und werden wollenden Politikers auslegt, bleibt abzuwarten.

Fakt ist, die siebzehn Millionen Fördermittel werden jetzt irgendwo anders in Sachsen eingesetzt und eine andere Stadt wird sich plötzlich über einen nicht mehr erwarteten Geldsegen aus dem Freistaat freuen und ihn sinnvoll für ihre Bürger verwenden.

Liebe Görlitzer, im Jahr 2014 sind Stadtratswahlen. Es wird Zeit, sich für seine Stadt einzubringen und auf dem Weg in den Stadtrat ein für Görlitz endlich lösbares Konzept mitzubestimmen. Eines sei mir noch erlaubt zu schreiben. Die Stadt benötigt innovative Gedankenträger, keine Egozentriker.

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  • Quelle: red | Fritz Rudolph Stänker
  • Erstellt am 19.10.2012 - 00:06Uhr | Zuletzt geändert am 19.10.2012 - 03:52Uhr
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