Einer für alle - Profil für einen Oberbürgermeister
Görlitz. "Was zeichnet einen Oberbürgermeister aus?", lautet die Umfrage des Görlitzer Anzeigers, zu der man noch bis zum 22. April 2012 seinen Stimme abgeben kann. Auch wenn das Ergebnis einer offenen Internet-Abstimmung nicht repräsentativ sein kann, zeichnet sich doch ein Anforderungsprofil ab. Wir haben geschaut, wie die wichtigsten Bewerber um den Posten des Oberbürgermeisters, Siegfried Deinege und Joachim Paulick, dazu passen.
Welcher Kandidat erfüllt die Erwartungen der Görlitzer besser?
Thema: Oberbürgermeisterwahl Görlitz
Am 26. Mai 2019 wird in Görlitz im ersten Wahlgang über einen neuen Oberbürgermeister resp. eine neue Oberbürgermeisterin abgestimmt. Amtsinhaber Siegfried Deinege tritt nicht noch einmal an.
- Glückwunsch und Wunsch nach Veränderung [17.06.2019]
- Ursu dankt seinen Wählern [17.06.2019]
- Weißer Rauch über dem Görlitzer Rathaus [17.06.2019]
Überparteilichkeit
Bislang wurde nahezu jede zweite Stimme abgegeben für einen überparteilichen Kandidaten. Wen wunderts, ist Lokalpolitik doch eine konkrete Angelegenheit, die sehr direkt mit dem Lebensalltag der Menschen zu tun hat. Parteipolitisches Gedöns zählt vor Ort wenig, wenn Lösungen gefragt sind.
Deinege ist aufgestellt von einem Bündnis aus einem Wählerverein und drei Parteien. Paulick geht als unabhängiger Kandídat ins Rennen, sein Abstand zu den Parteien ist größer, deshalb geht der Punkt in dieser Frage an Ihn.
Verwaltungserfahrung
Auf Platz 2 der Oberbürgermeister-Anforderungen steht Verwaltungserfahrung. Die Führung einer Verwaltung ist ein eigen Ding, offenbar hat niemand Lust auf eine Ungewissheiten mit sich bringende Experimentier- und Findungsphase.
Deinege kommt aus der Wirtschaft und muss das Führen einer Verwaltung erst noch lernen - "by doing" nach dem Prinzip "trial & error". Paulick ist es in seiner ersten Amtszeit gelungen, die Stadtverwaltung immer handlungsfähiger und effizienter zu gestalten, deshalb geht hier der Punkt ebenfalls an ihn.
Fachkompetenz
Fachkompetenz ist nur auf den ersten Blick ein eindeutiger Begriff, denn er lässt offen, was dazu zählt. Ist es eher die formale Qualifikation oder die Berufserfahrung, wie weit spielt Führungsfähigkeit eine Rolle?
Beide Oberbürgermeister-Kandidaten sind gestandene Manager, weshalb an dieser Stelle jeder einen Punkt bekommt.
Stehvermögen
Auf Platz 4 des Rankings liegt das Stehvermögen.
Auch hier sind beide Bewerber zweifelsohne durch eine harte Schule gegangen, wenn auch Deinege eher unter den klaren Rahmenbedingungen eines Konzerns und Paulick viel stärker unter zusätzlich öffentlicher Beobachtung.
Nichtsdestotrotz, für jeden einen Punkt.
Wirtschaftserfahrung
Nicht so wichtig erscheint den Befragungsteilnehmern die Wirtschaftserfahrung.
Paulick ist gepägt als Bergmann und Betriebsratsvorsitzender. Außerdem war er Mitglied im Aufsichtsrat der Lausitzer Braunkohle AG (LAUBAG) und im Aufsichtsrat der Lausitzer und Mitteldeutschen Bergbau Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV). Auch hat er als Fachingenieur und als Standortentwickler gearbeitet. Deinege war immer im Waggonbau, dem er seit 1979 verbunden ist. Dort hat er die gesamte Entwicklung vom Volkseigenen Betrieb über die Privatisierung bis zu Bombardier mitgemacht. In Görlitz war er zum Schluss Werkleiter, bevor er nach Berlin befördert wurde.
Fazit: Deinege hat seinen Betrieb vorangebracht, Paulick ist mehr "rumgekommen" - ein Punkt geht an beide.
Soziale Ader
Auf dem vorletzten Platz, was einen Oberbürgermeister auszeichnet, landet momentan die Frage nach der sozialen Ader.
Hier ist Deinege - wenn auch mit sozialem Anstrich - ganz klar in der Manager-Rolle positioniert, während Paulick als Betriebsratsvorsitzender im Tagebau Berzdorf und als Gesamtbetriebsratsvorsitzender der LMBV, als Stadtrat und ehrenamtlicher Richter punkten kann. Deshalb geht der Punkt in dieser Frage an ihn.
Unterm Strich:
Nach derzeitigem Stand der Umfrage zeigt sich folgendes Bild:
Paulick: 6 Punkte
Deinege: 3 Punkte
Zieht man die Kriterien der Befragung heran, sind beide Kandidaten in drei Kriterien gleichauf, in weiteren drei Positionen hat Paulick die Nase vorn - darunter in zweien, die den den Befragungsteilnehmern besonders wichtig sind: Überparteilichkeit und Verwaltungserfahrung.
Selbstverständlich ist jeder Leser aufgerufen, den Stand der kleinen Umfrage selbst zu interpretieren, schließlich soll sie nur anregen zum Nachdenken darüber, welche Persönlichkeit besser geeignet ist, den Görlitzer Chefsessel zu besetzen.
Kommunikation
Von Görzelec am 29.03.2012 - 00:00Uhr
Sehr geerter Herr Dr. Gleißner,
ich fürchte, meine Antwort auf Ihre Aufforderung zur Konkretisierung meiner Kritik wird Ihnen immer noch zu unkonkret und "wolkig" sein. Ich poste sie aber hier trotzdem einmal und bitte sie als konstruktiv gemeintes Feedback und nicht als Angriff gegen Herrn Paulick als Person zu werten. Mit dessen Arbeit als Oberbürgermeister auf sachlicher Ebene ich eigentlich kein tiefgreifendes Problem habe, da ihm die Bemühung um die Stadt und ihre Bewohner ja anzumerken ist und er nach meinem Dafürhalten unter dem Strich im Rahmen der wirtschaftlichen Möglichkeiten von Görlitz keine schlechte Arbeit geleistet hat.
Mein Problem ist eines des allgemeinen Stils im Umgang mit Kontrahenten und Themen, die nicht fordergründig auf der Agenda des OB stehen. Ich finde, in diesem Punkt herrscht schon seit Jahren kein guter Stil, sondern eine vergiftete Atmosphäre, die Görlitz in seiner nach wie vor schwierigen Situation überhaupt nicht weiter hilft. Und im Gegensatz zu Herrn Paulick, der sich in dieser Frage scheinbar tatsächlich einzig und allein als Opfer wahrnimmt - siehe auch seine aktuelle Stellungnahme auf seiner Homepage - nehme ich als Außenstehender die Situation etwas anders wahr. Ich sehe; ehrlich gesagt; schon seit geraumer Zeit an der Spitze der Stadt einen Oberbürgermeister, der sich hinter einer Art Wagenburg aus verlässlichen Getreuen verschanzt hat und seit einiger Zeit nicht mehr zwischen tatsächlicher Böswilligkeit und konstruktiv gemeinter Kritik zu unterscheiden versteht. Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Presseabteilung des Rathauses, die in solch einer Situation eigentlich hinter den Kulissen beruhigend und mäßigend wirken sollte, scheinbar diese Weltsicht zu Eigen gemacht hat.
Herr Beutler war in den letzten zwanzig Jahren in verschiedenen Städten der Oberlausitz Redakteur der Lokalausgabe der SZ. Er hat überall einen kritische Position zum Rathaus eingenommen - was auch seine Aufgabe ist. Sicherlich schießt er auch mal über das Ziel hinaus und hat das auch in anderen Stationen seiner Laufbahn getan. Ich kann mich trotzdem nicht daran erinnern, dass irgendwann mal in Zittau oder in Bautzen in derartiger Weise das Tischtuch zwischen Rathaus und größter Lokalzeitung derartig zerschnitten gewesen wäre wie schon seit geraumer Zeit in Görlitz. Man muss sich ja wirklich privat nicht mögen - aber in dieser Form ist das unsouverän. Und nicht nur von einer Seite. Nicht mit der Presse zu reden, ist auch keine Lösung. So geht das einfach nicht.
Ähnliche Probleme hatte ich in den letzten Jahren immer wieder bei der Außenwahrnehmung des Zusammenspiels zwischen Oberbürgermeister und Kulturbürgermeister. Ich kann mich nicht erinnern, in Bautzen jemals davon gehört zu haben, dass Christian Schramm irgendeinem seiner Ressourleiter öffentlich einen Pressemaulkorb erteilt hätte. Völlig undenkbar. In Görlitz gab es das in den letzten Jahren in unschöner Regelmäßigkeit. Ist sich die Pressestelle des Rathauses eigentlich bewusst, was das für eine Außenwirkung hat? Sollen daran wirklich immer nur die anderen Schuld tragen?
Da sie mich nach konkreten Anlässen meiner Kritik fragen:
1. Wie schon gesagt - ich warte bis heute auf eine Reaktion des Oberbürgermeisters zu den dringend geäußerten Anfragen zur Zukunft der Görlitzer Jugendpolitik - und zwar im direkten Gespräch
2. Thema Synagogenverein - Um Himmels Willen! Von denen will doch niemand der Stadt etwas Böses. Sehr geehrter Herr Dr. Geißler - haben Sie sich mal zu dem ganzen schrecklichen Missverständnis mit leitenden Personen im Verein unterhalten? Beispielsweise mit dem Direktor des Schlesischen Museums? Wissen Sie eigentlich, welche Fassungslosigkeit da in einigen Punkten zu bestimmten völlig schief rüber gekommenen Äußerungen der Rathausspitze besteht ("keinen Präzedenzfall schaffen" usw.)?
3. Thema Wächterhausinitiative - Wieso gibt es bis heute jenseits der Bauaufsichtsbesuche keine Kontaktaufnahme mit Aktivisten dieser prinzipiell begrüßenswerten und beispielsweise in Leipzig mit Unterstützung des Rathauses gut erprobten und sinnvollen Idee?
4. Thema NPD-Wahlkampfplakate und Gegenplakate - siehe Thema 2. Um Himmels Willen!
5. Kleines Randthema, aber irgendwie bezeichnend: Die Episode um das Salz-Kunstwerk zur Via regia. Was sollte das? Schenkt der Mann der Stadt ein prämiertes Kunstwerk - um dann am langen Arm baumelnd irgendwann damit entnervt nach Reichenbach zu gehen. Empfanden Sie das als geglückt?
Abschließend einfach mal zur Perspektivveränderung die Frage: Könnte es nicht sein, dass sich einfach wegen solcher und vieler anderer Kleinigkeiten ein derartiger Frust in großen Teilen der politischen Öffentlichkeit der Stadt aufgestaut hat, dass sie richtungsübergreifend Herrn Deinege unterstützt - trotz seiner womöglich politisch anfechtbaren Vergangenheit? Um es mal in Ihrer Perspektive zu formulieren:
Wie groß muss der Frust sein, dass von CDU bis Linke ein Kandidat gegen den Amtsinhaber aus Tablet gehoben wird? Und sollen daran wirklich ausschließlich und allein die anderen Schuld sein?
Sie werden mir vermutlich antworten, dass ich als Nicht-Stadtrats-Mitglied die wahren Hintergründe nicht kenne. Stimmt. Ich schildere hier lediglich die Außenwahrnehmung, die der Amtsinhaber und sein Team in einigen Fragen auf mich hat. Ich empfinde dieses immer wieder als Belastung und wünsche mir eine nachhaltige Änderung. Wie ebenfalls schon gesagt: wenn Herr Paulick das kann - bitteschön.
Ich hoffe, dieser Beitrag ist nach Länge und Inhalt hier veröffentlichbar.
Freundliche Grüße,
Görzelec
"Herr Deinege ist in DDR-Zeiten aus der Kirche ausgetreten"
Von Frank am 28.03.2012 - 14:07Uhr
Sehr geehrter Herr Dr. med Peter Gleißner,
na und, da tritt er wegen der Rache an Paulick bald wieder in die Kirche ein. Auch dem Herrn Tillich wird die Kaderschmiede verziehen. Jeder der beiden Herren hängt sein Mäntelchen in den Wind, welcher gerade günstig für sie steht, Hauptsache der Posten und die private Kasse stimmen. Für die montägliche Parteiversammlung wurden den Genossen Überstunden angeschrieben, wer nicht zur Versammlung geladen war, musste auch am Montag nach Leistung sein Soll abarbeiten. Persönliche Befindlichkeiten wurden nur bei Parteigenossen berücksichtigt.
"Wärste Genosse, dann hätteste Montag Nachmittag frei" schallten die hämischen Sprüche der Parteigenossen am Montag durch die VEB´s. Und bei solchen Sachen war der Herr Deinege voll mit dabei. Kollegen bekamen auf seine persönliche Anweisung zunächst Abzüge, weil sie sich zum Kampfgruppeneinsatz am dienstfreien Samstag weigerten. Nach dem "Einlenken" erhielten die natürlich den "Bonus" wieder gutgeschrieben.
Hier wundert es auch nicht, wenn der Herr Mirko Schultze erster Gratulant zur Kandidatur war, wahrscheinlich erhofft er sich, eine wähl- und steuerbare Marionette gefunden zu haben.
Bestimmt ist der als Huldiger heute zum großen Fest seiner eigentlichen Gegenspieler mit vollem Einsatz dabei.
MfG Frank
Görzelec - Fragen an Siegfried Deinege
Von Dr. med Peter Gleißner am 27.03.2012 - 12:10Uhr
Dank an Görzelec für seine Gesprächsbereitschaft.
Nicht einverstanden bin ich mit seiner Anfrage an den OB, es hapere an Kommunikation und Dialogbereitschaft. Das ist zu wolkig. Einem Arzt nützt die Information, einer sei ein Trinker, nichts. Eine gute Information wäre: Er trinkt jeden Tag 6 Bier. - Es müssen also Belege her, wann und wo fehlten diese Eigenschaften?
Ein zweites: Vermuten Sie bitte keine bloße Anti-Haltung. Das Bemühen um Differenzierung können Sie im Mitteilungsblatt „zur Sache!“ Mai 2011: „Artur Schlesinger, Parteisoldat der DDR in Görlitz?“ nachlesen.
Was aber bedeutet für Sie der folgende Unterschied:
OB Paulick konnte in der DDR nicht Geologie studieren, sondern musste, nachdem er sich dem immer stärkeren Druck der SED durch eine Mitgliedschaft in der LDPD entzogen hatte, für 10 Jahre ins Bergwerk, „zur Bewährung in der Produktion“ arbeiten. Seine politische Meinung passte den Görlitzer SED-Parteisekretären nicht.
In der gleichen Zeit besuchte Herr Deinege die Bezirksparteischule, also das SED-Institut im Bezirk Dresden (heute etwa Sachsen), gedacht nur für karrierebewusste Parteifunktionäre (Nomenklaturkader).
Nicht die SED-Tätigkeit von Herrn Deinege stört, sondern, dass er sie verschweigt. Das weist darauf hin, dass Herr Deinege diesen Teil seiner Biographie auch für fragwürdig hält.
Es stört überhaupt, dass Herr Deinege sich unkritisch als großer und erfahrener Manager aufführt. Dazu die folgenden Fragen:
War die Beförderung des Herrn Deinege von Görlitz nach Heringsdorf wirklich eine Beförderung oder nicht viel mehr eine Strafaktion wegen falscher unternehmerischer Entscheidungen? Selbst Herr Tacke, Chefmanager von Siemens erzählte kürzlich genussvoll, dass Siemens Bombardier in Görlitz abgehängt habe. Der anwesende Herr Deinege schwieg dazu, “not amused“.
Stimmt es, dass Bombardier deshalb zur Zeit die Zahl der Leiharbeiter abbaut, allen aber Kurzarbeit droht - wie üblich natürlich erst nach der OB-Wahl?
Stimmt es, dass Herr Deinege „als Buße“ nur einen verkürzten Arbeitsvertrag von Bombardier erhalten hat, der ans Ende gekommen ist? Soll jetzt Görlitz ihm das Übergangsgeld bis zur gesicherten Beamtenpension zahlen?
Ein saures Bonbon am heutigen Ende. Von einem OB ist Klarheit und Folgerichtigkeit des Denkens zu erwarten.
Herr Deinege führt sich in Görlitz mit dem Bibelzitat ein: „Suchet der Stadt Bestes“, Jeremias 29. Er verschweigt aber den zweiten Teil des Zitates: „und betet zum Herrn für sie“. Denn Herr Deinege ist in DDR-Zeiten aus der Kirche ausgetreten.
Lesen bildet
Von Görzelec am 27.03.2012 - 10:59Uhr
Danke, habe es gelesen. Licht und Schatten, wie immer halt.
Die Aussage von Herrn Deinege bezüglich der hohen Arbeitslosigkeit und der sich daraus begründenden Prioritäten - das würde ich zwar so nicht formulieren. Aber ehrlich gesagt habe ich solche Sprüche bereits von jedem politischen Lager dieser Stadt vernommen. Auch von Herrn Paulick. Was dann jeweils konkret nicht so wichtig ist, wie die drückende Arbeitslosigkeit - sicher, da gibt es dann unterschiedliche Wahrnehmungen.
Da hier schon externe Quellen herangezogen werden:
http://www.mdr.de/mediathek/fernsehen/video46448_zc-7931f8bf_zs-2d7967f4.html
Wird hier sicherlich bei einigen aufgrund der zu Wort kommenden Beteiligten bestimmte Reflexe auslösen. Aber ich bitte doch einfach einmal, diesen kurz zu widerstehen und einmal ruhig über das Gesagte nachzudenken.
Original-Artikel
Von Jens am 26.03.2012 - 17:36Uhr
Vielleicht interessiert es jemanden, wie der ganze Artikel lautet, den Herr Dr. Gleißner auszugsweise zitiert:
http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/gesellschaft-die-verdraengten-stunden-der-freiheit/2252480.html
Lesen bildet.
Fragen zur OB-Wahl
Von Görzelec am 26.03.2012 - 12:32Uhr
Sehr geehrter Herr Dr. Gleißner,
um Missverständnissen vorzubeugen - ich schreibe hier nicht als restlos überzeugter Deinege-Befürworter. Ich gestehe allerdings gern ein, dass ich der Amtsführung von Herrn Paulick - vor allem was die Felder "Kommunikation" und "Dialog" angeht - mit einer gewissen Skepsis gegenüber stehe und mir hier dringlich eine nachhaltige Veränderung herbeisehne. Wenn Herr Paulick dazu in der Lage sein sollte - bitteschön.
Dass Görlitz im Rahmen des 17. Junis 1953 eine besondere Geschichte hat, weiß ich. Ich kann auch nachvollziehen, dass vielen in der Stadt eine Würdigung dieser Geschichte wichtig ist. Herrn Deinege mit dem Zitat quasi zu unterstellen, ihm sei die Sache egal weil er ein verkappter Alt-SEDler sei - nun ja. Halte ich als These für gewagt und auf Grundlage des präsentierten Materials nicht für ausreichend belegt.
Aber wissen Sie was? Ich muss beim Thema: "Die Leute haben andere Probleme" gerade auch viel mehr an die immer noch auf ein Gespräch zur Zukunft der Jugenpolitik des Görlitzer Rathaus wartenden Menschen denken, die Sie und Ihre Kollegen unlängst unangekündigt besuchen kamen und dann von der herbeigerufenen Polizei nachhause komplimentiert wurden. Wäre doch schön, wenn Herr Paulick da mal das Gespräch suchen würden, denken Sie nicht?
Und um Ihnen auch mit einem Zitat zu antworten: "Mit dem Gesicht zum Volke, nicht mit den Füßen in der Wolke." Gerhard Schöne
Überparteilich?
Von Görzelec am 26.03.2012 - 10:37Uhr
Na ja, na ja - da erscheint mir doch bei einigen Punkten mehr der Wunsch Vater des Gedankens zu sein. Aber egal und warum auch nicht.
Wirklich lachen musste ich aber beim Thema "Überparteilichkeit". Das kann man ja nun tatsächlich auch sehr, sehr anders empfinden.
Auf den Kandidaten Deinege können sich immerhin mehrere, zum Teil in ihren Überzeugungen sehr unterschiedliche Parteien und Strömungen der Stadt verständigen. Mal als Analogie - bei Joachim Gauck letztes Wochenende galt das noch als Kriterium für Überparteilichkeit und Unabhängigkeit des Kandidaten.
Hinter Oberbürgermeister Paulick hingegen steht genau eine Gruppierung des Görlitzer Stadtrates, von der sich ein Stadtrat hier auch bereits zu seinem Kandidaten geäußert hat. Was das jetzt genau mit Überparteilichkeit zu tun hat, bekäme ich gerne mal erläutert. Für mich ist Herr Paulick ein klassischer Einparteien-Kandidat.
Fragen zur OB-Wahl
Von Dr. med. Peter Gleißner am 26.03.2012 - 10:24Uhr
Der Sinn von Leserbriefen ist der Austausch von Informationen und Argumenten. Deshalb diese Antwort an Ernst und Goerzelec.
Die wenigen Informationen über Herrn Deinege sind arm an Inhalten - alles Erfolgsmeldungen, die noch zu überprüfen sind.
Leider versagt auch der Görlitzer Journalismus. Überall sonst wird die zuverlässigste Zeitgeschichte von Journalisten geschrieben, die allerdings dann auch nicht an politischem Ehrgeiz leiden. In Görlitz gibt es an deren Stelle nur „Jubelpriester“ für Herrn Deinege - die für die Stadt typische Tragik eines Journalismus, der parteiisch politisiert.
Herrn Deinege müssen noch viele Fragen gestellt werden. So, wenn er OB würde, wen er sich zur Hilfe holen wird. Übereinstimmend heißt es, drei Jahre braucht ein neuer Kandidat, um Verwaltung und Stadtprobleme in
den Griff zu bekommen.
Wer würde die Stadt in dieser Zeit durch seinen Rat wirklich führen? Personen, die nachgewiesen haben, daß sie keine Ahnung von den Gesetzen der Marktwirtschaft haben? Also 3 Jahre Stillstand? Oder wieder Rückschritt? Will Herr Deinege sich auf eigene Vorstellungen stützen, damit Herr Weidle, wie bereits drei Mal, durch Görlitz mit dem Ruf läuft: Wir haben den Falschen gewählt!
Eine andere Frage: In allen Geschichtsbüchern wird Görlitz genannt, wenn es um die Geschichte des 17. Juni 1953 geht. Nur in Görlitz und im Waggonbau gibt es keine Erinnerung daran, daß gerade die Arbeiter aus diesem Betrieb damals ihr Leben für freie Wahlen und Demokratie riskiert haben.
Warum das so ist, schrieb 2 0 0 3 Christoph Hardt (derzeit weltweit verantwortlich für die interne Kommunikation des SIEMENS-Konzerns) im Handelsblatt (stark gekürzt):
"Nein, auf dem Areal des Görlitzer Waggonbaus, auf 350 000 qm deutscher Industrietradition, scheint die Erinnerung an das, was hier am 17. Juni 1953 geschah und zu den größten Stunden der Unternehmensgeschichte gehören müßte, wie ausgelöscht. Eine Feier ist nicht geplant? ...Die Leute haben andere Probleme...sagt Werksleiter Siegfried Deinege.
Doch das ist wohl nicht die ganze Wahrheit. Denn nirgendwo sonst in der DDR haben die Arbeiter das Regime ... so nahe an den Rand der Niederlage gebracht… Das, was am 16. Juni 1953 in Berlin begonnen hat und einen Tag später in Görlitz einem Höhepunkt zustrebt, ist eine soziale Protestbewegung, wie sie Karl Marx sich besser nicht hätte ausdenken können... Der örtlichen SED geht es ähnlich (wie der in Dresden), sie wird … von den Ereignissen überrollt … Im Waggonbau ist der Teufel los ... die Waggonbauer bilden mehrere Demo-Züge… Am Leninplatz kommt die Menge unter der Führung der Waggonbauer zusammen. Hier ... tummeln sich mittags 40 000 Menschen, fast jeder zweite Görlitzer... Die Menge stürmt das Rathaus mit dem Untersuchungsgefängnis... Wann finden freie Wahlen statt?... Später dankt ein Redner den Arbeitern des Waggonbaus... Die SED ist paralysiert, die Russen übernehmen die Regie… Erst einen Tag später nehmen die Waggonbauer die Arbeit wieder auf. Die Rädelsführer sitzen längst hinter Gittern… Für all das wird die Tätigkeit faschistischer Provokateure verantwortlich gemacht. Zwei Generationen ostdeutscher Schüler werden diese Worte lernen müssen. Wir haben nie wieder darüber gesprochen … einfach zu gefährlich, (sagte ein Waggonbau-Arbeiter) Später hatte er 35 Kollegen … vier seien bei der STASI gewesen, mindestens.
Und der letzte SED-Parteisekretär hat es bis zum Bombardier-Manager gebracht."
Was ist aus diesem Text zu erfahren? Sag mir, was einer tut, dann sage ich Dir, wer er ist. Keiner kann dem andern ins Hirn schauen oder die Gedanken erraten. Deshalb nur der Rat, den einst John F. Kennedy gab: Vergib ihnen, vergiß aber niemals ihre Namen.
-
Görlitz sucht Wahlhelfer für Bundestagswahl 2025
Görlitz, 19. Dezember 2024. Voraussichtlich finden am 23. Februar 2025 die vorgezogenen Bundest...
-
Stadtrat ernennt Melanie Morche zur Familienbeauftragten
Görlitz, 2. Dezember 2024. Der Görlitzer Stadtrat hat Melanie Morche zur neuen Beauftragte...
-
Zehn Auszubildende und fünf Studierende starten im Landratsamt Görlitz
Görlitz, 9. September 2024. Im Landratsamt Görlitz haben am 2. September zehn neue Auszubi...
-
Neuer Kreistag des Landkreises Görlitz nimmt Arbeit auf
Görlitz, 5. September 2024. Gestern fand die konstituierende Sitzung des Kreistages des Landkre...
-
Bestätigung der Kreistagswahl Görlitz durch Landesdirektion Sachsen
Görlitz, 31. Juli 2024. Mit dem am 29. Juli 2024 eingegangenen Wahlprüfungsbescheid hat di...
- Quelle: FRS
- Erstellt am 25.03.2012 - 05:00Uhr | Zuletzt geändert am 30.03.2012 - 08:16Uhr
- Seite drucken