Görlitzer Eisenbahnjubiläum: Macht Breslau das Rennen?

Görlitzer Eisenbahnjubiläum: Macht Breslau das Rennen?Görlitz | Breslau (Wrocław), 20. September 2013. Von Thomas Beier. Görlitz hat vieles, was es woanders nicht gibt. Welche Stadt aber hat eine Modellbahnanlage aufzuweisen, die Ihr Eisenbahnwesen zum Stand um 1917 perfekt bis ins Detail dokumentiert? Der Görlitzer Ingo Wobst baut in reiner Privatinitiative seit zehn Jahren an der rund 30 Meter langen Anlage und hofft, sie im Jahr 2017 zum 170-jährigen Jubiläum der mit dem Görlitzer Viadukt vollendeten Eisenbahnverbindung Dresden–Breslau, zugleich 100. Jahrestag der Fertigstellung des zweiten Umbaus des Görlitzer Bahnhofs, in Görlitz zeigen zu können. Noch mangelt es hier an einem geeigneten Raum, mit dem ein Verbund Breslauer Museen bereits jetzt für das Jubiläum lockt.

Foto: © BeierMedia.de
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Ausgedienter Spionagesatellit über Görlitz liefert Modellbaudaten

Ausgedienter Spionagesatellit über Görlitz liefert Modellbaudaten
Der Görlitzer Bahnhof, wie er seit 1917 - nach dem Abriss bzw. Umbau des alten Bahnhofs von 1847 - aussieht. Fotos: BeierMedia.de
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Im Gegensatz zu herkömmlichen großen Modellbahnanlagen legt Ingo Wobst Wert auf feinste und historisch korrekte Details: Gebäude entstehen inklusive der Dachtragwerke anhand der alten Originalbaupläne, Steinverkleidungen sind aus dem Originalmaterial, selbst die Wanddicken der Innenräume sind im Maßstab gehalten, Fenster sind aus Glas, Laternen stehen an historischer Stelle usw. usf.

Als besonderer Clou wurde das gesamte Görlitzer Bahnhofsgelände mit einem ausgedienten Spionagesatelliten dreidimensional vermessen, so dass auch Gefälle und Wasserabläufe perfekt nachgebildet werden.

Ein dreidimensionales historisches Dokument entsteht

Zurzeit sind drei der großen Platten, aus denen sich die Anlage zusammensetzt, in der Werkstatt auf der Jakobstraße 12 (1. Stock) aufgestellt, zwei (u.a. die Gleisanlagen von Görlitz Moys, heute Ujazd) befinden sich noch in Breslau und sollen demnächst wieder nach Görlitz kommen.

Fertig ist außerdem bereits ein mehrere Meter langes Modell des Neißeviadukts. Die nächste Ausbaustufe der Anlage betrifft die Eisenbahnanlagen bis zum Brautwiesentunnel.

Wohin damit?

Zum Jahresende könnte die Anlage, die jetzt über mehrere Zimmer verteilt ist, komplett zusammengesetzt gezeigt werden - allein, es mangelt an einem geeigneten Raum.

Dabei hat "steinreiche" Görlitz doch Kapazitäten, im ehemaligen Werk I des Waggonbaus etwa. Auch für das Görlitzer Jugendstilkaufhaus am Demianiplatz könnte die Anlage eine weitere und vor allem historisch passende Attraktion sein. Hier hofft Ingo Wobst auf die UInterstützung durch die Stadtverwaltung Görlitz, insbesondere durch Oberbürgermeister Siegfried Deinege.

"In Breslau hat man mir die Bereitstellung eines geeigneten Raumes, der um die 40 bis 50 Meter lang und acht bis zehn Meter breit sein müsste, für das Jahr 2017 bereits zugesichert", macht Ingo Wobst deutlich. Er sei aber durchaus daran interessiert, dass sein "Lebenswerk" dauerhaft an einem festen Ort in Görlitz verbleibt. Unterstützung erfährt er hier bislang ideell, so von Denkmalpflegern und vom Schlesischen Museum zu Görlitz, das aber selbt keinen so großen Raum bereitstellen kann.

Als neulich eine westdeutsche Reisegruppe, von Breslau zurückkommend, zu Besuch war, lüfteten die älteren Herren spontan den Hut, als sie hörten, dass dieses dreidimensionale historische Dokument ohne einen Cent Fördermittel von einer Einzelperson geschaffen wurde. Für einen Ausstellungsraum wäre jetzt aber der richtige Zeitpunkt zur Unterstützung.

Kontakt:
Ingo Wobst,
Jakobstraße 12 (1. Stock), 02826 Görlitz,
Terminvereinbarung: Handy 0174 - 7 17 92 15

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Kommentare Lesermeinungen (2)
Lesermeinungen geben nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion, sondern die persönliche Auffassung der Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich das Recht zu sinnwahrender Kürzung vor.

Platz fürs Modell

Von görzelec am 20.09.2013 - 08:22Uhr
Irre Sache! Respekt an den Frickler!

Wie wäre es denn mit einer Aufstellung am Ort der Orte selbst, also im Görlitzer Bahnhof?

Nutzt denn der verdienstvolle Kulturverein gerade die beiden Räume an der Bahnhofshalle?

Und dann ist da ja noch das lange schon zugeschlossene Postgebäude am Bahnhof.

Wäre es nicht eine schöne Gelegenheit, mit diesem Modell temporär dieses vergessen vor sich hin wartende Gebäude einmal wieder für - vielleicht die Sommermonate - zugänglich zu machen?

Freund Ingo

Von Martin Freigeist am 20.09.2013 - 07:18Uhr
Lieber Ingo, auch wenn wir uns jetzt lange nicht gesehen und gesprochen haben, habe ich Dich im Auge.

Du machst Görlitz ein großes Geschenk mit so kleinen Dingen.

Hut ab.

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  • Quelle: Thomas Beier | Fotos: BeierMedia.de
  • Erstellt am 20.09.2013 - 06:18Uhr | Zuletzt geändert am 27.11.2020 - 09:07Uhr
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