Bilderwechsel

Zittau. Im Zittauer Museum läuft bereits seit drei Monaten die viel beachtete Sonderausstellung „Bilderwechsel-Zeitenwende. Fotografie in Zittau 1980 bis 2000“, die bisher bereits rund 6.500 Interessierte angeschaut haben. Man kann inzwischen feststellen, dass sie zu einem Dialog der Besucher mit sich selbst, untereinander und mit den Museumsmitarbeitern geworden ist.

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Aus dem Gästebuch

Das Gästebuch zeugt von der Ausstellungsresonanz: „Lehrreiche Ausstellung gegen das Vergessen des DDR-Alltags oder dessen Beschönigung; Ermutigung, sich für eine gute Zukunft weiterhin einzusetzen“, schrieb ein Ehepaar am 4. Juni ins Gästebuch. Darin wird eine Seite weiter auch „gedankt für die wunderbar 'rücksichtsvolle' Ausstellung wichtiger Erinnerungen am 'Zaun'“, „welch vielschichtiger Einfall“, wird darin zugleich festgehalten. Besucher aus Leipzig formulierten: „Eine Stadt lebt auch durch ihre Vergangenheit und den Umgang mit ihr. Das scheint in Zittau einen hohen Stellenwert zu haben“. Am 19. Juli 2009 wurde in einer Eintragung auch „gedankt für die Zeitdokumente, die Erinnerung an den Aufbruch und die damit verbundene Frage, was wir 1989 wollten.“

Das sind Worte und Gedanken, die das Konzept der Ausstellungsmacher schon jetzt bestätigen. Es war eben nicht das Ziel, plakativ und vorgefertigt eine bestimmte Meinung zum Ausdruck bringen zu wollen. Ganz bewusst wollen die Bilder an eigene Erfahrungen anknüpfen, zum Beurteilen herausfordern und Raum lassen für die Vielschichtigkeit und Ambivalenz der Wendeereignisse in Zittau und der Oberlausitz.

Dass Zittau gewissermaßen pars pro toto für die politischen Veränderungen in der DDR stehen kann, beweisen Einträge einer Augsburger Gruppe im Museum: „Eine so mutige, aufrichtige Ausstellung sollte öfters gezeigt werden. Gegen das Vergessen und für die Anerkennung der Gegenwart und Hoffnung für die Zukunft.“

„Rücksichtsvoll“ begleitet werden die etwa 150 Motive der Presse-, Kunst und „Nischen“-Fotografie von 1980 bis 2000 durch kurze Video- und Filmbeiträge: den Dokumentationen zum „Tag der Menschenrechte“ am 10. Dezember 1989 auf der Zittauer Neustadt, dem SWR-Beitrag „Lindenstraße Ost“ von 1991 sowie Ausschnitten aus dem Film „Hilde, das Dienstmädchen“ (1986).

Dass die Zittauer Museumsleute sehr zeitig begonnen haben, sich der Ereignisse vor 20 Jahren zu erinnern, schafft beim Besuch vielleicht auch einen größeren individuellen Spielraum. Die persönliche Urteilsbildung mag sich dann schon vollzogen haben, bevor allerorts die offiziellen Gedenkfeiern beginnen.

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Die Exposition läuft bis einschließlich 15. November 2009. Sie ist täglich 10 bis 17 Uhr geöffnet.

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  • Quelle: /red
  • Erstellt am 29.07.2009 - 03:19Uhr | Zuletzt geändert am 29.07.2009 - 03:23Uhr
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