Streetart – Kunst im öffentlichen Raum
Görlitz, 21. Februar 2022. Von Tina Beier. "Was will uns der Künstler damit sagen?" – eine sehr typische Frage, wenn man vor einem Kunstwerk steht und sich überlegt: Hat das hier ausgestellte Objekt einen Sinn, ist das Kunst oder kann das weg? Damit muss sich jeder selbst auseinandersetzen – wie bei der Görlitzer ART. Wenn Kunst zur Auseinandersetzung damit führt, ist schon viel gekonnt.
Wie verständlich ist akademische Kunst für den Betrachter?
Die hallensische Künstlerin Katharina Gahlert die Flagge anlässlich einer Hochzeit entworfen und produziert. Was da behutsam im Wind weht, steht für Freude, Vielfalt und Toleranz. Auf den ersten Blick gleicht die Fahne – absichtlich – einem Testbild, doch ihr Titel ist "all colours".
Für den Transport akademischer Kunst in die Öffentlichkeit ist Gahlert ein ausgesprochen gutes Beispiel: Im Jahr 2021 zeigte sie im Zuge ihrer Diplomarbeit ihre Installation "Body of Land". Die Verschrifttung ihres Konzeptes und die Auseinandersetzung mit einem für sie ganz persönlichen Thema ist hochkomplex und ohne Fachwörterlexikon kaum zu verstehen. Beschäftigt und betrachtet man aber ihr Werk, so ist es für jedermann – und nicht nur für Kunstkenner – schnell zu begreifen und nachvollziehbar.
Der Prozess der Auseinandersetzung mit dem gewählten Thema ist für einen Künstler oftmals langwierig. Geht es dann aber an die Umsetzung, braucht es oftmals nicht viel: Im konkreten Fall der Fahne neben einer Stoffsammlung Schere und Garn eine gute Nähmaschine in Profiqualität und natürlich die handwerkliche Erfahrung beim Nähen.
Streetart Künstler Bansky führt 2018 den Kunstmarkt vor
Einer der wohl bekanntesten und populärsten Streetart Künstler der Gegenwart ist der Brite Bansky. 2018 wurde sein Werk "Girl with Balloon" bei Sotheby's versteigert. Unmittelbar, nachdem das Werk für 1,2 Millionen Euro unter den Hammer gekommen war, stand die Kunstwelt unter Schock: Bansky hatte in den Rahmen des Bildes einen Schredder eingebaut, um gleich nach der Auktion das Bild großenteils zu zerstören.Eine Performance hatte es in dieser Form noch nie gegeben. Die Anwesenden waren fassungslos und erschrocken, dann brach im Publikum Jubel aus ob der Performance des Künstlers – und "Girl with Baloon" wurde erneut versteigert, diesmal allerdings für 18,89 Millionen Euro. Bansky benannte daraufhin sein Werk um in "Love is in the bin" (Die Liebe ist im Eimer). Das nennt man Realismus.
Der Hintergrund der Performance
Kunstmarkt und Kunst sind zwei unterschiedliche Paar Schuhe. Manche Künstler werden gehypt und hoch gehandelt, ihre Werke werden zu reinen Wertanlagen, oft verschwinden sie in hochgesichterten Räumen und sind so für den Kunstinteressierten nicht mehr zugänglich. Hier setzt Bansky mit seiner Kritik an.Nach der Performance wurden allerdings Stimmen von Kritikern laut, die die Meinung vertraten, dass Banskys Aktion ins Gegenteil umgekehrt ist. Man könnte allerdings auch vermuten, dass er lauthals darüber gelacht hat, wie auch immer.
Tipp:
In Görlitz engagiert sich das Ideenlabor "Neun Görlitz" für Gegenwartskunst – ein Lichtblick in der Finsternis?
Richter, Rauch, Baselitz – große Künstler aus Sachsen
Sachsen hat viele herausragende Künstler aller Genres hervorgebracht. Gerhard Richter, Neo Rauch und Georg Baselitz sind nur einige davon. Sie gehören zu den einflussreichsten und berühmtesten Künstlern weltweit, haben Kunststile geprägt und sind in ihrem Ausdruck außergewöhnlich.Gerhard Richter verließ die sogenannte "DDR" und zerstörte sämtliche Werke, die er bis dahin geschaffen hatte. Heute lebt er in seiner Wahlheimat Köln, wo er unter anderem 2007 das Südquerhausfenster für den Kölner Dom entwarf. Trotz seiner politischen Distanz war Richter seiner Heimat immer sehr verbunden. Dies zeigte sich auch 2002 nach dem Elbhochwasser, als er auf einer Benefizauktion sein Gemälde "Fels" zugunsten der Hochwasseropfer spendete. Zurzeit stellt Gerhard Richter in Dresden im Albertinum aus, Titel der Ausstellung, die anlässlich seines 90. Geburtstages bis zum 1. Mai 2022 gezeigt wird: "Portraits. Glas. Abstraktionen." Tipp: Für den Besuch der Ausstellung sind Zeittickets erforderlich.
Resüme
Zeitgenössischer Kunst muss man sich aktiv nähern. Sie kommt nicht gefällig daher, im Gegenteil: Sie wirft Fragen auf, die sich nicht leicht beantworten lassen. Manchmal lässt sie den Rezipienten – jenen, der sich auf die Kunst einlässt – aufgewühlt und sogar hilflos zurück. Aber wer hat je behauptet, Kunst müsse Antworten geben?-
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- Quelle: Tina Beier | Foto: © rosenpictures.com
- Erstellt am 21.02.2022 - 17:31Uhr | Zuletzt geändert am 22.02.2022 - 09:28Uhr
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