Knöllchentheater zum ViaThea

Görlitz, 8. Juli 2016. Im Görlitzer Stadtpark hat das Görlitzer Straßentheater-Festival ViaThea am gestrigen Abend mit dem "Kulturpicknick" einen glänzenden Auftakt hingelegt. Dem entspannt in den Wiesen oder an den Bühnen herumschlendernden, herumstehenden oder herumsitzenden Publikum wurde viel Abwechslung geboten. Auch einige am Stadtpark im oberen Teil des Schützenwegs parkende Kraftfahrer kamen dank Ordnungsamt auf ihre Kosten.
Abbildung: Wer gestern zwischen etwa 17 und 18.30 Uhr von der Dr.-Kahlbaum-Allee kommend in den Schützenweg am Stadtpark einbog, freute sich über die Parkmöglichkeit, denn das Schild, dass auf das an diesem Tag geltende absolute Haltverbot an dieser Stelle hinwies, war von einem Transporter verdeckt.

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Fast unsichtbares Haltverbotschild sorgt für Einnahmen

Thema: ViaThea

ViaThea

Das ViaThea ist ein internationales Straßentheaterfestival in Görlitz, das jährlich viele Künstler und Besucher anlockt.

Von Thomas Beier. Wer sein Fahrzeug auf den gewohnten Parkplatz am oberen Schützenweg stellte, erlebte später die Überraschung, ein Knöllchen vorzufinden: Ein Transporter hatte das zusätzlich aufgestellte Haltverbotschild, das für diesen Tag galt, nahezu unsichtbar gemacht (Abbildung ganz oben), nur das Parkplatzschild war zu sehen. Doch der gemeindliche Vollzugsdienst der Stadt Görlitz war mit drei Mitarbeitern plus Chef - der sein Auto selbst im Haltverbot abstellte (was er wohl darf) - angerückt und hatte in diesem Bereich die unbeliebte Knöllchen-Verteilaktion durchgeführt.

Formal ist das korrekt, ebenso wie das Verhalten der Mitarbeiter, die zudem wirklich freundlich auftraten. "Die eiserne Faust im Samthandschuh" nennt man das im Management, wenn unangenehme Entscheidungen so durchgedrückt werden, das die Betroffenen zwar nicht unbedingt für ihre persönlichen Konsequenzen, jedoch für das Vorgehen insgesamt Verständnis aufbringen - so, wie es bei jedem halbwegs intelligenten vorsätzlichen Falschparker sein sollte. Doch das trifft hier nicht zu, viele der Falschparker am Schützenweg waren gewohnt, an dieser Stelle parken zu dürfen, konnten das verdeckte Haltverbotschild nicht sehen und stellten ihr Fahrzeug statt auf den Parkplatz in die Knöllchenzone. Da hilft auch der Hinweis nicht, dass das absolute Haltverbot schon seit Tagen angekündigt war.

Zwar schätzten Vollzugsbedienstete selbst ein, dass die Knöllchenempfänger wegen des verdeckten Haltverbotschildes kaum eine Chance hatten, die Bestrafung zu vermeiden, aber der Bitte, angesichts der konkreten Situation "Gnade vor Recht" ergehen zu lassen, wollten sie dann doch nicht nachkommen. Klar, eine derartige Abwägung gehört nicht zu ihren Aufgaben. Als Ungleichbehandlung darf man jedoch empfinden, dass die Knöllchen also an den Fahrzeugen blieben, aber die jetzt ankommenden Fahrzeugführer, die parken wollten, darauf hingewiesen wurden, dass hier Haltverbot besteht.

Auch der Redaktionstrabi des Görlitzer Anzeigers wurde mit einem Knöllchen aufgewertet, sonst wäre mir die seltsame Szenerie vielleicht gar nicht aufgefallten. Es ist übrigens erst das zweite Knöllchen seit seiner Geburt im August 1989. Das erste fing er vor vielen Jahren in Bad Muskau, als er auf einem großen, fast leeren Parkplatz mit halber Reifenbreite auf einem roten Betonpflasterstein stand. Übertriebene Law&Order-Mentalität im Osten?

Doch nochmal zurück nach Görlitz: Klar steht hinter einer Veranstaltung wie dem ViaThea ein ausgefeiltes Sicherheitskonzept und wenn der Vollzugsdienst die in diesem Zusammenhang erlassenen Haltverbote durchsetzt, ist das in Ordnung. Wenn die Situation für die Kraftfahrer aber undurchsichtig ist (wozu außerdem beitrug, dass weiter abwärts ein ausgeschilderter Haltverbotbereich mit Flatterband abgesperrt war), könnte man durchaus die freundliche Seite der Stadt stärker zur Geltung kommen lassen. Sonst entsteht schnell der Eindruck, dass Veranstaltungen ein willkommener Abkassieranlass sind.

Ergebnis: Werden in Görlitz Knöllchen übertrieben hart verteilt?

ja, man muss stets auch die Gesamtumstände sehen (71.1%)
 
nein, Recht und Gesetz müssen durchgesetzt werden (28.9%)
 
Nichtrepräsentative Umfrage
Umfrage seit dem 08.07.2016
Teilnahme: 97 Stimmen
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  • Quelle: Thomas Beier | Fotos: © Görlitzer Anzeiger
  • Erstellt am 08.07.2016 - 08:48Uhr | Zuletzt geändert am 08.07.2016 - 10:30Uhr
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