Adieu Deeltijd AKI!
Enschede, 6. Juni 2016. Von Thomas Beier. "Die Atmosphäre haben sie mitgenommen", flüsterten die beiden Mädels immer wieder, mit denen ich vorgestern durch die heiligen Hallen der AKI ArtEZ Academie voor Art & Design, die seit 2006 zur ArtEZ hoogeschool voor de kunsten gehört, schlich.Umgezogen ist die AKI seit ihrer Gründung 1949 schon mehrfach, zum fünften und bislang letzten Mal 2013 vom legendären Gebäude am Hallenweg in das auf der Hulsmaatstraat 35 in einem konvertierten Industriegebiet, dem Rozendaal-Komplex, einer früheren Textilfabrik. Anlass des Besuchs war der fröhlich gefeierte traurige Umstand, dass die Deeltijd AKI – die künstlerische Abendschul-Studiengänge anbot – nach 65 Jahren für wohl immer das Licht ausmacht.
Bye bye AKI Kunststudium am Abend
Thema: Woanders
"Woanders" – das ist das Stichwort, wenn der Görlitzer Anzeiger auf Reisen geht und von Erlebnissen und Begegnungen "im Lande anderswo" berichtet. Vorbildliches, Beispielhaftes und Beeindruckendes erhält so auch im Regional Magazin seine Bühne.
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Die Abendschul-Studiengänge – so für Malerei, Fotografie und Cross Media – wurden neben niederländischen vor allem von deutschen Studenten genutzt. Sie alle mussten Zeit (bis zum Bachelor of fine Arts dauerte das als Präsenzstudium angelegte Abendstudium satte zwölf Semester), Geld (deutliche Studiengebühren plus Materialkosten) und Durchhaltewillen investieren. "Im Gegenzug bot die AKI so einiges", erinnert sich Tina Giesenkämper, die von 2003 bis 2009 abends an der AKI studierte. Besonders wertvoll sei die kostenlose Nachbetreuung über zwei Jahre hinweg gewesen.
Und Giesenkämper erzählt noch eine Anekdote von ihrer Aufnahmeprüfung: "Als ich mich an der AKI bewarb, konnte ich im Grunde kein Niederländisch." Doch sie bestand die Prüfung – um gleich darauf in Tränen auszubrechen: "Versehentlich hatte ich die Aufnahmeprüfung für das normale Tagesstudium absolviert – die wurde für das Abendstudium nicht anerkannt." Es blieb nichts anderes übrig, die Bewerberin musste am gleichen Tag eine weitere Aufnahmeprüfung über sich ergehen lassen. Alles ging gut, nach Studienabschluss wurde sie in die Masterclass Tekenen (Zeichnen) von Elly Strik im Drawing Centre Diepenheim aufgenommen. Eine Einzelausstellung in Hengelo folgte.
"An der AKI schätze ich besonders die Art und Weise, wie man sich miteinander begegnet. Hier nehmen die Dozenten ihre Studenten ernst, man begegnet sich auf Augenhöhe", will die Absolventin unbedingt noch vermerkt wissen. Und: Das Studium den Niederlanden habe ihr erlaubt, einen Blick auf Deutschland aus Sicht des Auslands zu entwickeln.
Das geht nun nicht mehr so. Zum Abschied haben die Dozenten der AKI haben das gestrige Abschlussfest "Adieu Deeltijd AKI!" initiiert. Und die Alumni waren zahlreich erschienen. Die Tische bogen sich, weil alle etwas zum Buffet beisteuerten. Dass die Wehmut erst gar keine Chance hatte, dafür sorgten die Musiker des Stroat Ensembles, die mit ihrem schicken Bus, der selbst ein Kunstobjekt ist, angereist waren.
Die heutige ArtEZ Kunsthochschule ist das Ergebnis der Fusion unterschiedlicher Akademien, Kunsthochschulen und eines Konservatoriums seit 2002 (das E und das Z in ArtEZ stehen für Enschede und Zwolle). Insgesamt studieren an der ArtEZ, der größten niederländischen Kunsthochschule, die mehr als 850 Mitarbeiter beschäftigt, rund 3.000 Studenten auf Bachelor oder Master.
Video!
Die "alte" AKI im Video
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- Quelle: Thomas Beier | Fotos: © Görlitzer Anzeiger
- Erstellt am 05.06.2016 - 13:15Uhr | Zuletzt geändert am 07.09.2021 - 09:43Uhr
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