Rote-Armee-Fraktion ist Thema in Görlitz

Görlitz, 22. Oktober 2015. Das Kulturhistorische Museum Görlitz zeigt im Kaisertrutz die Installation "Inge zu Fuß zur Arbeit" von Markus Draper. Er hat die Plattenbauten, in denen die Aussteiger der Roten-Armee-Fraktion (RAF) in der "DDR" wohnten, als alltägliche Orte der deutsch-deutschen Geschichte nachgestaltet.

Grafik: Das Logo der Rote Armee Fraktion, Quelle: www.rafinfo.de

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Spielfilm über die Enttarnung von RAF-Mitgliedern

Damit hatte niemand gerechnet: Als im Frühsommer 1990 in mehreren Städten der "DDR" frühere RAF-Mitglieder verhaftet wurden, war das Staunen in beiden deutschen Staaten groß. Ein ganzes Jahrzehnt hatte das Bundeskriminalamt intensiv, aber erfolglos gefahndet. Nun waren die Delinquenten an Orten aufgetaucht, wo sie niemand vermutet hatte: in Magdeburg, Frankfurt/Oder, Schwedt, Neubrandenburg, Senftenberg und Berlin.

Schon im Jahr 1979 hatten die RAF-Leute ihren Ausstieg erklärt und flüchteten über Prag nach Ost-Berlin. Die Staatssicherheit sorgte dür neue Identitäten, Wohnungen und Arbeitsplätze und versteckte sie regelrecht in den Städten. Bis heute ist dieses Kapitel der jüngeren deutschen Geschichte mit zahlreichen Mythen behaftet.

Dokument über den Osten Deutschlands zu Beginn der neunziger Jahre

Begleitend zur Ausstellung "Inge zu Fuß zur Arbeit" zeigt das Kulturhistorische Museum am Dienstag, dem 27. Oktober 2015, den Film "Vater, Mutter, Mörderkind", gedreht 1992 unter der Regie von Heiner Carow nach einem Drehbuch von Ulrich Plenzdorf. Der selten gezeigte Film kann mit Unterstützung des Zweiten Deutschen Fernsehens einmalig vorgeführt werden.

Angeregt von der Biografie des früheren RAF-Mitglieds Ralf Baptist Friedrich, der ein Jahrzehnt in Schwedt gewohnt und gearbeitet hatte, wird die Enttarnung und Verhaftung eines RAF-Aussteigers 1990 in Schwedt gezeigt.

Der Regisseur Heiner Carow und der Schriftsteller Ulrich Plenzdorf, auf deren Zusammenarbeit auch der Film "Die Legende von Paul und Paula" zurückgeht, gehören zu den bedeutendsten Autoren des DDR-Kinos. Auch mit "Vater, Mutter, Mörderkind" gelang ihnen ein Meisterstück, das - warum auch immer - in Vergessenheit geraten ist. Der Film bündelt mehrere Erzählunstränge und zeigt, wie an der Enttarnung und Verhaftung des Vaters eine Familie zu zerbrechen droht, wie mit dem Untergang des Staatsgebildes "DDR" auch dessen die Ideale zerfielen und wie sehr die Zeit des Nationalsozialismus zu Beginn der 1990er Jahre noch nachwirkte.

Gedreht an Originalschauplätzen ist der Film gleichzeitig ein einzigartiges Dokument über den Osten Deutschlands zu Beginn der neinziger Jahre.

Vor dem Film gibt Kai Wenzel, Kurator am Kulturhistorischen Museum, eine kurze Einführung über die Hintergründe. Dabei werden auch Auszüge aus einem Interview vorgetragen, das mit Ralf Baptist Friedrich über sein Leben in Schwedt geführt wurde.

Prädikat: Unbedingt Hingehen!
Dienstag, 27. Oktober 2015, 17 Uhr,
Barockhaus Neißstraße 30, 02826 Görlitz.
Filmaufführung "Versteckte Terroristen".

Kommentar:

Womit das Kürzel "RAF" in Verbindung gebracht wird, hängt vor allem vom historischen Kontext ab.

Im Zweiten Weltkrieg waren es die Bomber der Royal Air Force, für die das Kürzel RAF stand.

In der alten Bundesrepublik waren die drei Buchstaben hingegen von der RAF, der linksterroristischen Vereinigung namens Rote-Armee-Fraktion, die von 1970 bis 1998 existierte, belegt. Die RAF hatte 1977 die als Deutscher Herbst in die Geschichte eingegangene schwere politische Krise der Bundesrepublik heraufbeschworen. Zum letzten Anschlag der RAF kam es im Jahr 1993.

Heute steht RAF für Friedlicheres: Es ist das Kürzel des Grafikers, Malers und Schriftstellers Ralf Alex Fichtner, der damit bei der RAF-Erlebnisgeneration allerdings immer wieder für leichte Verwirrung sorgt.

Bleiben auch Sie friedlich,

bittet Ihr Thomas Beier






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  • Quelle: red | Logo Quelle: rafinfo.de, Abbildung Modell Plattenbau Quelle: Kulturhistorisches Museum Görlitz
  • Erstellt am 22.10.2015 - 03:52Uhr | Zuletzt geändert am 22.10.2015 - 04:47Uhr
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