Im Rathaus Görlitz wird wieder gebrüllt
Görlitz, 28. August 2015. Im Görlitzer Rathaus gibt es seit heute wieder regelmäßig Gebrüll - und zwar vom Löwen im Rathausturm. Für mehrere Monate war er zum Schweigen verurteilt, weil eine elektrische Spule kaputt war.
Abbildung: Hier im Rathausturm am Untermarkt ist der Görlitzer Brüller zu Hause, über der Tageszeit- und der Mondphasenuhr glänzt sein goldener Körper.
Garantiert elektronikfreie Steuerung
Die alte Löwensteuerung hatte keine zusätzliche Sicherheitseinrichtung, weshalb ein Uhrwerksdefekt die Spule durchbrennen ließ. Trotz monatelanger Suche: Nicht einmal eine ähnliche Steuerung war aufzutreiben. Deshalb wurde jetzt das alte elektromechanische Uhrwerk der Raubtiersteuerung mit einigem Aufwand repariert und aufgearbeitet. Neu ist lediglich ein Zeitrelais, das künftig ähnliche Schäden oder gar eine Selbstentzündung verhindern soll.
Auch die Ansteuerung von der Information und der Kartenleser am Briefkasten für die Görlitzer Stadtführer sind wieder in Funktion.
Woran das Löwengebrüll erinnert
Der brüllende böhmische Löwe wurde erstmals 1564 urkundlich erwähnt. Aus seiner gotischen Öffnung oberhalb der Mondphasenuhr soll er im Mittelalter um Mitternacht gebrüllt haben, um Diebe zu verscheuchen.
Sein Brüllen entstand durch den tiefsten Ton der hinter dem Löwen befindlichen Orgel. In der Neumannschen "Geschichte von Görlitz", die 1850 erschienen ist, kann man dazu Folgendes lesen: "Der Löwe sollte durch sein Brüllen die Christenheit an die Auferstehung erinnern. Er brüllte, wenn Neumond eintrat, und dies so grässlich, dass, wer sein Geheimnis nicht kannte, sehr erschrak, so dass Frauen ihre Niederkunft auf das Löwenbrüllen schieben konnten. Deshalb wurde es abgestellt."
Kommentar:
Ein Tier "wider die Vernunft und die Natur" sei die Raubkatze über den Dächern, so der Stadt-Bauinspektor Bellmann zum Ausgang des 16. Jahrhunderts, als der Löwe noch den Eintritt des Neumondes ankündigte resp. anbrüllte.
Und seine heutige Funktion? Vielleicht wäre es seine vornehmste Aufgabe, mit seiner Brüllerei die Stadtoberen regelmäßig an das Jüngste Gericht zu erinnern, das einer möglichen Auferstehung vorausgeht - auf dass sie sich immer wieder aufs neue auf ihre wichtigen Aufgaben besinnen und vernünftige Entscheidungen treffen,
meint Ihr Fritz R. Stänker


Löwe brüllt wieder
Von U. Figge am 23.01.2016 - 14:52Uhr
Ich finde es toll, dass man den Löwen wieder brüllen lässt. Je mehr Altes in dieser einzigartigen Stadt wieder hergestellt wird, desto besser.
Leider haben wir bei unserem Besuch im Juli das Brüllen noch nicht hören können. Es wäre ein schönes Erlebnis mehr gewesen.
Viele Grüße aus dem Sauerland
Ursula Figge

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- Quelle: red | Kommentar: Fritz Rudolph Stänker | Foto: © Görlitzer Anzeiger
- Erstellt am 28.08.2015 - 17:43Uhr | Zuletzt geändert am 28.08.2015 - 18:16Uhr
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