Adel in Kaisertrutz und Schönhof

Görlitz, 22. Mai 2014. Der Faszination des Adels ist ungebrochen - weniger wegen des Klamauks in bunten Blättern, sondern in Fragen des Geschichtsbewusstseins, der Familienbindung, von Grundsätzen und Wertschätzung, nicht zuletzt sich selbst gegenüber. So dürfte das Projekt zweier polnischer und zweier deutsche Museen, mit vier Ausstellungen im Jahr 2014 den Adel Schlesiens und den der Oberlausitz in den Fokus zu rücken, auf höchstes Interesse stoßen - und zwar bei allen Ständen.

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Umfassendes Begleitprogramm zu vier Ausstellungen

Es gibt Begriffe, da dominieren bei Leuten, die keinen näheren Bezug dazu haben, Klischees und Vorurteile, so beispielsweise bei den Schlesischen Landsmannschaften (Revanchisten!) oder eben beim Adel (Blutsauger!). 40 Jahre Sozialismus haben im Osten ein Übriges dazu beigetragen, Vorurteile weiter auszuprägen.

Es spricht für das Ausstellungsprojekt, dass erkannt wurde, dass die Zeit nun reif ist, das Wirken des Adels aufzuarbeiten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Gezeigt werden Ausstellungsstücke aus Museen in Deutschland und Polen, aus Kirchen und aus dem Besitz adliger Familien. Sie illustrieren einen gesellschaftlichen Stand, der jahrhundertelang die Schicksale Schlesiens und der Oberlausitz maßgeblich mitbestimmte. Gemälde und Skulpturen, Waffen, Goldschmiedearbeiten und Gewänder, wertvolle Bücher und alte Urkunden sowie Grabmäler zeugen vom Glanz adligen Lebens, von der gediegenen Ausstattung der Schlösser und Rittergüter, von Festen und Jagden, von reichen Kunstsammlungen und Bibliotheken.

Die hohe Zeit adliger Machtentfaltung im Schlesien des Mittelalters und in der Frühen Neuzeit behandelt die Ausstellung "Ritter der Freiheit, Hüter des Rechts" des Kupfermuseums in Liegnitz (Muzeum Miedzi w Legnicy). Hier knüpft die Ausstellung im Görlitzer Kaisertrutz an, die vom Kulturhistorischen Museum und vom Schlesischen Museum zu Görlitz konzipiert wurde. Unter dem Titel "Beharren im Wandel. Der Adel Schlesiens und der Oberlausitz seit dem 18. Jahrhundert“ erzählt sie vom lang anhaltenden Widerstand des Adels gegen seinen gesellschaftlichen Abstieg.

Zwar wurde der Adel in der Neuzeit Zug um Zug aus den führenden Positionen in Staat, Wirtschaft und Gesellschaft verdrängt, doch war er für die aufstrebende Bourgeoisie zugleich Leitbild, dem sie in Pracht und Eleganz nacheiferte.

In Bildern, Texten und Filmen fragt die Ausstellung im Kaisertrutz Görlitz auch nach der Aktualität des Adels. Denn 80 Jahre nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten, 70 Jahre nach Flucht, Vertreibung und Enteignung gewinnen der schlesische und der oberlausitzer Adel heute wieder an Bedeutung. So fühlen sich Angehörige von Adelsfamilien mit den Stätten ihrer Vorfahren verbunden und engagieren sich dort in der Denkmalpflege und in kulturellen Projekten. Mancher verfallene Herrensitz ist in den letzten Jahren neu erstanden und wird wirtschaftlich genutzt.

Zwei weitere kleinere Präsentationen knüpfen an die Ausstellung im Kaisertrutz an. Die Ausstellung "Ritter, Junker, Edelleute" des Kulturhistorischen Museums, die im Schönhof gezeigt wird, erlaubt einen Blick auf die ältere Geschichte des Oberlausitzer Adels vom 12. bis ins 17. Jahrhundert. Und die Ausstellung "Mutter des Hirschberger Tals. Friederike Gräfin von Reden und ihr Wirken" im Breslauer Universitätsmuseum (Muzeum Uniwersytetu Wroclawskiego) stellt eine bemerkenswerte weibliche Adelsbiographie des 19. Jahrhunderts vor.

Kataloge

Der vorliegende Katalogband umfasst die Ausstellungen in Görlitz und in Breslau: "Beharren im Wandel" über die Adelsgeschichte Schlesiens und der Oberlausitz seit 1740 im Kulturhistorischen Museum Görlitz mit einem Rückblick auf die ältere Oberlausitzer Geschichte unter dem Titel "Ritter, Junker, Edelleute" in Räumen des Schlesischen Museums zu Görlitz und "Mutter des Hirschberger Tals" über Gräfin Friederike von Reden im Breslauer Universitätsmuseum. Der Katalog zur Liegnitzer Ausstellung erscheint in Kürze.

Zu den Ausstellungen in Görlitz und Breslau:
ADEL IN SCHLESIEN UND IN DER OBERLAUSITZ. Mittelalter. Neuzeit. Gegenwart.
Deutsch/polnisch, 340 Seiten
Sandstein Verlag Dresden, 28,- Euro, ISBN 978-3-95498-097-0

Zur Ausstellung in Liegnitz:
ADEL IN SCHLESIEN Mittelalter und Frühe Neuzeit
Deutsch/polnisch, 224 Seiten Sandstein Verlag Dresden
20,- Euro, ISBN 978-3-95498-096-3

Beide Ausstellungskataloge sind in Görlitz im Kaisertrutz, Platz des 17. Juni 1, und im Schönhöf, Brüderstraße 8, für zusammen 45,- Eiuro erhältlich.

Prädikat: Unbedingt hingehen!

  1. Kulturhistorisches Museum Görlitz und Schlesisches Museum zu Görlitz
    Eröffnung am 24. Mai 2014
    Ausstellung im Kaisertrutz, Görlitz, Platz des 17. Juni 1:
    „BEHARREN IM WANDEL. Der Adel Schlesiens und der Oberlausitz seit dem 18. Jahrhundert“
    Ausstellung im Schönhof, Görlitz, Brüderstraße 8:
    "RITTER, JUNKER, EDELLEUTE. Der Adel der Oberlausitz in Mittelalter und Früher Neuzeit"
  2. Kupfermuseum in Liegnitz, Straße der Partisanen (ul. Partyzantów) 3
    Eröffnung am 23. Mai 2014
    "RITTER DER FREIHEIT, HÜTER DES RECHTS. Adel in Schlesien im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit"
  3. Museum der Unicersität Breslau, Universitätsplatz (pl. Uniwersytecki) 1
    Eröffnung am 27. Mai 2014
    „MUTTER DES HIRSCHBERGER TALS. Friederike Gräfin von Reden und ihr Wirken“
Mehr:
www.adelinschlesien.de

Begleitprogramm

Ein reiches Begleitprogramm bietet Fahrrad- und Busexkursionen, kulturgeschichtliche Spaziergänge, Filme und Konzerte, Papier- und Puppentheater, Familiennachmittage und eine "Lange Nacht des Adels“ am 11. Juli 2014.
    • Vortragsreihe "Der Adel Schlesiens und der Oberlausitz“
      donnerstags, 16:00 Uhr, im Schönhof
      (05.06. bis 10.07. und 04.09. bis 06.11.)
    • Kaffee & Kultur bis natürlich schlesisch
      am ersten Mittwoch des Monats, 15:00 Uhr, im Schönhof
      Kaisertrutz 25.05. bis 09.11., sonntags, 14:00 Uhr
      Schönhof 21.08., 15:00 Uhr
    • Ausstellungsduett (Schönhof und Kaisertrutz)
      Termine: 30.05., 09.06., 19.09., 03.10., jeweils 14:00 Uhr
      Kunstpause – mittwochs 12 nach 12
      im Schönhof: 04.06. bis 16.07.
      im Kaisertrutz: 03.09. bis 05.11.
    • Führungen
      Wir nehmen gern Ihre Anmeldung entgegen:
      Verwaltung Kulturhistorisches Museum
      Telefon: 03581 67-1355, E-Mail: museum@goerlitz.de
    • Programme für Kinder und Jugendliche
      Führungen, Workshops und Projekttage für Vorschulgruppen, Schulklassen und Hortgruppen organisiert für Sie:
      Isabella Slawek-Spohn, Telefon: 03581 8791-128
      E-Mail: kontakt@schlesisches-museum.de
    • Mit dem Radel zum Adel
      • 27.05., 17:00 Uhr, Radexkursion und Führung durch das Wasserschloss Tauchritz
      • 03.06., 17:00 Uhr, Radexkursion und Führung durch Schloss Königshain
      • 17.07., 16:00 Uhr, Ebersbach: Patronatskirche und Gruft
      Kosten 6,- Euro, ermäßigt 3,50 Euro
      Die Teilnehmerzahl ist auf max. 20 Personen beschränkt, deshalb ist eine Anmeldung unter Telefon +49 (3581) 87910 erforderlich!
      Karten(vor)verkauf im Schlesischen Museum zu Görlitz, Abholung der reservierten Karten bis eine halbe Stunde vor Beginn. Bei Dauerregen fällt die Veranstaltung aus.
      Treffpunkt: Brunnen auf dem Obermarkt
    • Mehrstündige Fahrradexkursionen
      Die Strecke beträgt je ca. 50 km und ist gegebenenfalls abkürzbar (wetterabhängig), mittlere Kondition erforderlich. Die Fahrt erfolgt auf Radwegen, teilweise unbefestigten Wegen, ansonsten auf ruhigen Nebenstraßen mit wenig Verkehr.
      • 18.07., 14:00 bis ca. 20:00 Uhr, Fahrradexkursion zu Schlössern und Herrenhäusern in der polnischen Oberlausitz (Norden)
      • 20.09., 10:00 bis ca. 16:00 Uhr, Fahrradexkursion zu Schlössern und Herrenhäusern in der polnischen Oberlausitz (Süden)
      Start: Schönhof, Brüderstraße 8
      Kosten 10,- Euro, ermäßigt 6,- Euro
      Die Teilnehmerzahl ist auf max. 15 Personen beschränkt. Reservierung analog Radtour
    • Kulturgeschichtliche Spaziergänge
      • 24.07., 16:00 Uhr, Auf den Spuren des Oberlausitzer Adels durch Görlitz
        Treffpunkt: Schönhof, Brüderstraße 8
      • 31.07., 16:00 Uhr, Die Landeskrone als Adelssitz
        Treffpunkt: Endhaltestelle Straßenbahn Biesnitz
      Kosten: 6,- Euro, ermäßigt 3,50 Euro
      Die Teilnehmerzahl ist jeweils auf max. 25 Personen beschränkt.
      Reservierung analog Radtour über das Schlesische Museum zu Görlitz
    • Ferienfamiliennachmittag
      • 19.08., 15:00 Uhr im Schönhof, Brüderstraße 8<<7li>
      • 28.10., 15:00 Uhr im Kaisertrutz, Platz des 17. Juni 1

      Kosten: 10,- Euro für 2 Erwachsene und bis zu 4 Kinder bis 16 Jahre
    • Busexkursionen zu Schlössern und den Partnerausstellungen in Liegnitz und Breslau
      • 14.06., 8:00 Uhr, Ausstellung in Liegnitz und Schloss Carolath (Siedlisko)
      • 28.06., 10:30 Uhr, Buchwald (Bukowiec) und Friederike von Reden
      • 06.09., 7:30 Uhr, Besuch der Ausstellung in Breslau "Mutter des Hirschberger Tals. Friederike Gräfin von Reden und ihr Wirken“
      • 27.09., 8:00 Uhr, Besuch der Ausstellung in Liegnitz "Ritter der Freiheit, Hüter des Rechts. Adel in Schlesien im Mittelalter und in der frühen Neuzeit“ und Fahrt nach Buchwald
      Kosten: 40 Euro/Person inkl. Mittagessen, Kaffee, Führungen, Eintritte und Reiseleitung
      Anmeldungen über Görlitz-Tourist, Telefon +49 (3581) 764747
    • Lesung, Puppen- und Papiertheater, Kino im Schönhof, (Klavier-)Konzert
      • 25.05., 11:00 Uhr Matinee zum Film „Gloria und Exodus – die Geschichte des schlesischen Adels“ Der Film von Andrzej Klamt, Halbtotal Film, und Ronald Urbanczyk, Universität Passau, fragt nach der Rolle des schlesischen Adels in den bewegten Zeiten des 20. Jahrhunderts. Nach einer Einführung von Regisseur Andrzej Klamt und Ronald Urbanczyk wird der Film aufgeführt (mehr siehe unten). Schlesisches Museum zu Görlitz, Schönhof, Brüderstraße 8
      • 02.06., 19:00 Uhr, Lesung aus den Aufzeichnungen des Kammerdieners Jacob Graf (1768 – 1845) über alltägliche und weltpolitische Begebenheiten im Hause Schaffgotsch, anschließend Filmvorführung „Die Schaffgotsch. Chronik einer vergessenen Adelsfamilie“ – ein Film von Andrzej Klamt in Kooperation mit der Universität Passau und der Historischen Kommission Schlesien, 2007, 35 Minuten.
        Weitere Filmvorführungen am 07.07., 13.10. und 27.10.
        Schlesisches Museum zu Görlitz, Schönhof, Brüderstraße 8
      • 27.06., 18:00 Uhr, Musikalisches Papiertheater "Aus dem Leben eines Taugenichts“
        Ulrike Richter inszeniert die abenteuerliche Reise des Taugenichts nach der Novelle von Joseph von Eichendorff mit kolorierten Figuren, Bühnenbildern und Liedern.
        Schlesisches Museum zu Görlitz, Schönhof, Brüderstraße 8
      • 13.09., 16:00 Uhr Konzert "Adlige Klänge“ mit Ronny Kaufhold
      • 25.10., 14:00 Uhr, Puppentheater: Rumpelstilzchen
      • 25.10., 17:00 Uhr, Puppentheater: Ein komischer Kauz
        Kulturhistorisches Museum, Barockhaus Neißstraße 30, Johannes-Wüsten-Saal
      • 25.5. bis 9.11.2014 Kaisertrutz, Platz des 17. Juni 1 Schönhof, Brüderstraße 8
        Di bis So 10:00 bis 17:00 Uhr
      • 25.5. bis 9.11.2014 Kaisertrutz, Platz des 17. Juni 1 Schönhof, Brüderstraße 8
        Di bis So 10:00 bis 17:00 Uhr

      Zum Film "Gloria und Exodus – die Geschichte des schlesischen Adels"
      Ein Film von Andrzej Klamt und Ronald Urbanczyk
      Der Film geht der Frage nach, welche Rolle der schlesische Adel in den bewegten Zeiten des 20. Jahrhunderts spielte. Geschichte wird lebendig. In Interviews geben Nachkommen schlesischer Adelsfamilien ihre Erinnerungen an die Zeit des Übergangs vom Kaiserreich zur Demokratie , an den Nationalsozialismus und die Folgen des Zweiten Weltkriegs mit Flucht, Vertreibung und Enteignung. wieder. Schlesische Adelsgeschlechter wie die von Ballestrem, Henckel von Donnersmarck, Hochberg-Plass, Eichborn, Küster. Wietersheim-Kremsta und Tiele Winckler zeigen stellvertretend, welchen Anteil der Adel an der wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Entwicklung Schlesiens hatte.
      Lange: ca. 60 Minuten Eine Produktion der Halbtotal in Kooperation mit der Universität Passau.
      Buch/Regie: Andrzej Klamt / Ronald Urbanczyk
      Kamera: Vladimir Majdandzic
      Schnitt: Ronald Urbanczyk
      Tonmischung: Stephan Hofler
      Musik: Christoph Zehm
      Sprecher: Hanns-Jorg Krumpholz
      Historische Beratung: Simon Donig
      Gefördert mit Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien,

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  • Quelle: red | Foto: © Kulturhistorisches Museum Görlitz
  • Erstellt am 22.05.2014 - 11:54Uhr | Zuletzt geändert am 05.12.2017 - 09:06Uhr
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