Stadt Görlitz will Stadthallen-Stiftung
Görlitz, 24. April 2015. Auf drei Beinen steht man fest: Zusammen mit mit der Stadtwerke Görlitz AG (SWG) und der kommunalen Wohnungsgesellschaft KommWohnen Görlitz GmbH will die Stadt Görlitz eine Stiftung für ihre Stadthalle zu gründen. Dr. Michael Wieler, Görlitzer Bürgermeister für Kultur, Bauen und Stadtentwicklung, Ordnung und Sicherheit: "Ziel der Förderstiftung soll es sein, die Sicherung, Sanierung und den Betrieb des Hauses zu unterstützen.“ Die stadteigene KommWohnen will in den Grundstock der Stiftung 200.000 Euro einzahlen. Die beiden anderen Gründungsstifter beteiligen sich daran mit jeweils 50.000 Euro.
Still ruht der Bau
Thema: Stadthalle Görlitz
Die Stadthalle Görlitz wurde 1910 als Veranstaltungsort des Schlesischen Musikfestes eröffnet. Hoher Sanierungsbedarf und die ungenügende Selbstfinanzierung führten im Jahr 2005 zur Einstellung des Betriebs und zu Verkaufsbestrebungen seitens der Stadt Görlitz. Die Ende Januar 2010 vom Stadtrat beschlossene Sanierung wurde, ohne dass Arbeiten am Gebäude begonnen hätten, im Oktober 2012 gestoppt, weil Fristen für Fördermittel zu kurz waren. Erst 2018 stellten Bund und Land Geld für eine über die Sicherung hinausgehende Sanierung bereit. Eine große Herausforderung stellen die Betriebskosten für die Stadthalle Görlitz dar.
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Die Görlitzer Stadtwerke sagten zu, für zunächst drei weitere Jahre jeweils 50.000 Euro als Verbrauchskapital zur Verfügung zu stellen. "Die Stiftung muss handlungsfähig sein“, betonte der SWG-Vorstandsvorsitzende Matthias Block. Für SWG als regional verwurzeltes Unternehmen sei es klar, diesen Weg mitzugehen: "Wir wollen wertstiftend dazu beitragen, die Stadthalle wieder nutzbar zu machen und gemeinsam ein optimales Betreiberkonzept zu entwickeln.“
Passende Worte findet auch Arne Myckert, der Geschäftsführer von KommWohnen. Die Förderung kultureller Einrichtungen sei eine Investition in die Zukunft von Görlitz und: "Als kommunale Gesellschaft sind wir an der Entwicklung der Stadt interessiert."
Neben einem Stiftungsrat und einem dreiköpfigen Stiftungsvorstand solle es ein Stiftungskuratorium geben, um fachliche und gesellschaftliche Kräfte darin zu bündeln, so Bürgermeister Dr. Wieler. Der Förderverein für die Görlitzer Stadthalle ist bereits für nächste Woche zu einem Gespräch ins Rathaus eingeladen worden, um die Zusammenarbeit in diese Richtung abzustimmen. Wunsch der Gründungsstifter ist es, dass der Verein im Kuratorium der Stiftung mitwirkt.
Hintergrund:
Vor einem reichlichen Jahr, im März 2014, hatte der Görlitzer Stadtrat den Oberbürgermeister beauftragt, zu prüfen, inwieweit die Rechtsform einer Stiftung geeignet wäre, die Sanierung und Wiederinbetriebnahme der Görlitzer Stadthalle zu unterstützen. Jetzt soll möglichst nach der Sommerpause der Stadtrat über die Gründung einer solchen Stiftung entscheiden.
Ziele:
"Wir streben für die nächsten Jahre die Nutzbarmachung des Kleinen Saals an", blickt Dr. Michael Wieler in die Zukunft. Ganz ohne Geld steht man nicht da: Der Freistaat Sachsen hat für Sicherung und Sanierung der Stadthalle 3,3 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Der Bund will eine Million Euro dazugeben.
Die vorgesehene Stiftung soll der Stadt Görlitz helfen, ihren Eigenanteil am Bauvorhaben zu finanzieren. Für 2015 und 2016 ist geplant, Strebepfeiler zur Sicherung des Hauses einzubauen, Seitendächer und Fenster zu erneuern sowie das Dach für den Kleinen Saal abzudichten.
Glanzvolle Geschichte und ruhmloser Niedergang:
Die Görlitzer Stadthalle wurde - nach einem Einsturz während der Bauphase - am 27. Oktober 1910 eröffnet. Ende 2004 wurde der denkmalgeschützte Jugendstilbau mit der Sauer-Orgel geschlossen - aus finanziellen und baulichen Gründen. 2012 stoppte der Görlitzer Stadtrat die Planungen für ein umfassendes Sanierungsprojekt unter dem Eindruck, das finanzielle Risiko für die Stadt sei groß gewesen.
2014 wurde das Haus wegen Einsturzgefahr abgesperrt. Im Oktober 2014 beschloss der Stadtrat Görlitz daraufhin, das Gebäude notzusichern - Kosten: geschätzte 555.000 Euro.
Kommentar:
Und wer zahlt, neben Freistaat und Bund, schließlich wirklich die Zeche für das Stadthallen-Missmanagement? Ganz heftig die Görlitzer Bürgerin und der Görlitzer Bürger!
Ob nun die Stadt, die KommWohnen - hundertprozentiges Eigentum der Stadt - oder die Stadtwerke Görlitz AG, an denen die Neißestadt mit der Sperrminorität von 25,1 Prozent beteiligt ist: Im Grunde geht es um städtisches Geld, wenn auch bei den Stadtwerken nur anteilig. Deutlicher: Es sind die Kunden dieser Unternehmen, die Mieter, die Energieverbraucher, die das Stadthallenabenteuer über den Stiftungsumweg mitfinanzieren sollen.
Die Stadtwerke wollen für zunächst drei weitere Jahre je 50.000 Euro als Verbrauchskapital bereitstellen - wertstiftend, wie der Vorstandsvorsitzende sagt.
Lieber ein Ende mit Schrecken als Schrecken ohne Ende, weiß der Volksmund. Eine wohldosierte Portion TNT könnte dem Problem ein Ende bereiten, auf der Asche könnte ein moderner Zweckbau, an zeitgemäßen Erfordernissen ausgerichtet, entstehen. Dass Erfolg mit wenig Aufwand einfahrbar ist, beweist die nüchtern mit Lagerhallencharme angelegte die Messe- und Veranstaltungshalle in Löbau.
Ich bin heilfroh, dass zumindest der Berzdorfer See nicht einstürzen kann, sondern schlimmsten- oder bestenfalls ganz einfach nur zu einem Stück Natur wird, das nicht per Stiftung finanziert werden muss,
Ihr Fritz R. Stänker
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- Quelle: red | Foto: © Görlitzer Anzeiger
- Erstellt am 23.04.2015 - 20:07Uhr | Zuletzt geändert am 23.04.2015 - 22:06Uhr
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