Menschenrechtszentrum sucht persönliche Geschichten aus dem Herbst 1989
Cottbus / Chosebuz, 20. Juli 2014. Zum 25. Jahrestag des Mauerfalls will das Menschenrechtszentrum Cottbus e.V. eine künstlerische Ausstellung gestalten und sucht dafür Auf-Bruch-Stücke des Jahres 1989.
Austellung zum Jubiläum des Mauerfalls
Die gesuchten Auf-Bruch-Stücke können Zeitzeugenberichte oder Anekdoten sein, Zitate oder Gedichte - gern auch, wenn sie Fragen aufwerfen und polarisieren.
Gefragt sind Erinnerungen an die DDR, all die guten und die schlechten Erfahrungenen, wie man mit Hindernissen, Einschränkungen, Missständen, Ängsten und Hoffnungen umgegangen ist, wie man die deutsche Teilung wahrgenommen hat, welche Erfahrungen man mit dem Sozialismus und dem Kapitalismus, mit Diktatur und Demokratie gemacht hat und wie man den Widerspruch zwischen der Anpassung im sozialistischen Altag und inneren Überzeugungen bewältigt hat.
Ebenso interessant sind die konkrete Beteiligung und Erlebnisse am 9. November 1989, dem Tag des Mauerfalls. Gern können auch Bürger der alten Bundesrepublik Deutschland sowie nach 1989 Geborene ihre Gedanken zu Papier bringen.
Während Künstler ihre Sichten auf die Zeit der Friedlichen Revolution und des Mauerfalls in Bildern und Skulpturen sowie auch Choreografie ausdrücken, sollen die höchst persönlichen Geschichten als wichtiger Bestandteil der zeitgeschichtlichen Darstellung Einblicke aus ganz unterschiedlichen Perspektiven geben und die Geschichte aufspüren, erhalten und erfahrbar machen.
"Ob die Interessenten unpolitisch im Alltag für das Wohl ihrer Familie gesorgt haben oder aber in einer führenden, verantwortungsvollen Position tätig waren und deswegen direkt mit Auf- und Umbrüchen der Gesellschaft konfrontiert wurden, als Mitarbeiter öffentlicher Medien oder Institutionen immer zwischen den Zeilen gelesen und argumentiert haben, in sozialen Einrichtungen den Alltag hautnah erlebten oder als Sportler, Künstler, Kulturschaffender schon damals Teil des öffentlichen Lebens waren, jede dieser Perspektiven ist für uns besonders wertvoll“, unterstreicht Projektleiter Steffen Krahl.
Was eventuell in der Austellung keinen Platz findet, wird vom Menschenrechtszentrum archiviert und gegebenenfalls für die Bildungsarbeit genutzt.
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Menschenrechtszentrum Cottbus e.V.
Bautzener Straße 140, 03050 Cottbus - per eMail:
info@menschenrechtszentrum-cottbus.de -
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- Quelle: red | Foto: © Görlitzer Anzeiger
- Erstellt am 20.07.2014 - 07:04Uhr | Zuletzt geändert am 17.02.2018 - 08:41Uhr
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25. September bis zum 9. November 2014,
Foyer des Rathauses in Cottbus, Neumarkt 5, 03046 Cottbus.
Ausstellung zum 25. Jubiläum des Mauerfalls.
Kommentar:
Die Mitglieder des Menschenrechtszentrums Cottbus e.V. gehören größtenteils zu den 15.000 politischen Gefangenen, die unter der SED-Herrschaft das Zuchthaus Cottbus durchliefen. Über den Verein haben sie - weltweit wohl einmalig - im Jahr 2011 ihren eigenen Knast gekauft und vermitteln mit Kunst, Dokumentation und Bildung Zusammenhänge über Demokratie und Diktatur, über Anpassung und Widerstand. Die sachliche Herangehensweise an die Widersprüche der DDR-Zeit belegt die Tatsache, dass bei der originalgetreuen Nachgestaltung einzelner Räume und Zellen des Zuchthauses nicht nur frühere Gefangene, sondern auch seinerzeit "Erzieher" genannte Wärter mitgewirkt haben.
Insofern darf sich vom Aufruf, seine Erinnerungen zu bewahren, tatsächlich jeder angesprochen fühlen. Es geht dem Menschenrechtsszentrum nicht um das Lecken der Wunden aus alten Tagen, sondern vielmehr darum zu zeigen, wie sich Menschen in politischen Systemen verhalten, vom Mitläufer über den Aktivisten bis zum Verantwortungsträger, vom Meckerer über den Verweigerer bis zum Widerständler - und all das oft genug wild gemixt vom meckernden Mitläufer bis zum sich als Widerständler fühlenden Verantwortungsträger.
Wer was beizutragen hat, mitmachen!
Ihr Thomas Beier