700. Lauchhammer-Glocke geht nach Wilthen/Sachsen

Lauchhammer / Wilthen. Die evangelisch-lutherische Kirche in Wilthen kann sich bald über eine nagelneue Glocke freuen. Bei einem Durchmesser von immerhin einem meter und dreiunddreißig Zentimetern wiegt sie stolze 1.440 kg und trägt die Inschriften „Herr höre, wenn ich rufe!“ und „Denn es ist alles bereit“. Außerdem wurde ihr noch eine ganz besondere Ehre zuteil: Sie ist die 700. Glocke, die seit der Wiederaufnahme des Glockengusses vor 16 Jahren in der Kunstgießerei Lauchhammer gefertigt wurde.

Anzeige

Eisengussglocken werden ersetzt

Zum heutigen Guss der „Jubiläumsglocke“ waren rund 35 Gemeindemitglieder und Mitarbeiter des Hauptspenders, der Wilthener Firma LAKOWA, zusammen mit ihrem Pfarrer Christoph Pyka und den LAKOWA Geschäftsführern Dr. Peter Liebscher und Ralf Liebscher in Lauchhammer dabei.

Ostern 2011 soll die neue Glocke dann gemeinsam mit einer kleineren Glocke (350 kg), die ebenfalls heute für diese Kirche gegossen wurde, nach Wilthen überführt und feierlich geweiht werden. Die beiden alten Eisengussglocken, die nach dem 2. Weltkrieg als Ersatz für die zu Rüstungszwecken eingeschmolzenen Originale dienten, sind bis dahin aus dem Glockenturm geholt worden. Vom alten Bronze-Geläut ist lediglich die 1922 gegossene mittlere Glocke erhalten, die laut Aussage von Pfarrer Pyka glücklicherweise im Weltkrieg vom Einschmelzen verschont blieb und wohl auch noch ein paar Jahre läuten wird.

Gestiftet wird diese Glocke von der Familie Liebscher und den Mitarbeitern der LAKOWA GmbH. „Wir sehen uns hier in einer ganz besonderen Tradition“, erläutert Firmenchef Ralf Liebscher. „So wird diese Glocke eine alte Eisengussglocke aus dem Jahre 1947 ersetzen, die damals der Kirchgemeinde wiederum von meinem Ur-Großvater gestiftet wurde.“

Dankbarkeit für wirtschaftliches Überleben

Die Überlegung, sich auch dieses Mal wieder mit einem herausragenden bürgerschaftlichen Engagement für ein derartiges Objekt einzusetzen, hat nach Aussage von Dr. Liebscher „auch etwas mit Dankbarkeit zu tun. Im Jahre 1947 gab es immerhin 26 Industrieunternehmen in unserer Stadt, von denen zum heutigen Tage nur noch zwei existieren. Da wir neben der Wilthener Destillerie das einzige Unternehmen sind, das alle Wirren der letzten Jahrzehnte heil überstanden hat und immer noch auf dem Markt präsent ist, wollen wir auf diese ganz eigene Art und Weise unsere Dankbarkeit zum Ausdruck bringen“, so Dr. Liebscher abschließend.

Einzige ostdeutsche Glockengießerei

In Lauchhammer freut man sich schon seit langem auf diese „Jubiläumsglocke“. „Für uns hat der 700. Guss einen hohen Stellenwert, da es doch ein sichtbares Zeichen dafür ist, dass es uns erfolgreich gelungen ist, in relativ kurzer Zeit auf einem hart umkämpften Markt Fuß zu fassen und als einzige Kirchenglockengießerei der neuen Bundesländer bekannt zu werden“, so Ullrich Kühne, Geschäftsführer der Kunstgießerei.

Foto:
Rund 1.300 Kilogramm geschmolzene Bronze sind mit fast 1.300 Grad Celsius in eine im Boden festgestampfte Lehmform geflossen. Foto: Medienkontor.

Kommentare Lesermeinungen (0)
Lesermeinungen geben nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion, sondern die persönliche Auffassung der Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich das Recht zu sinnwahrender Kürzung vor.

Schreiben Sie Ihre Meinung!

Name:
Email:
Betreff:
Kommentar:
 
Informieren Sie mich über andere Lesermeinungen per E-Mail
 
 
 
Weitere Artikel aus dem Ressort Weitere Artikel
  • Quelle: red | Fotos: Medienkontor
  • Erstellt am 17.12.2010 - 17:17Uhr | Zuletzt geändert am 17.12.2010 - 17:39Uhr
  • drucken Seite drucken
Anzeige