Wo Arbeitsplätze entstehen
Landkreis Görlitz | Gütersloh, 1. August 2010. Dass die regelmäßig veröffentlichten Statistiken über den Stand der Arbeitslosigkeit nur bedingte Aussagekraft haben, darauf weist die Private Arbeitsgruppe Wirtschaftsförderung, die sich im Landkreis Görlitz gebildet hat, hin. Insbesondere die berufliche Qualifikation und die Bereitsschaft, den Wohnort zu wechseln, spielen demnach eine entscheidende Rolle dafür, ob im Einzelfall ein Arbeitsplatz besetzt werden kann. Bestätigt sehen sich die privaten Wirtschaftsförderer von einer Studie der Bertelsmann-Stiftung, die auf SOZIALblatt.de veröffentlicht wurde.
Die Chancen sind klar, die Probleme aber auch
Die Bertelsmann-Stiftung hat untersucht, welche Berufe in ihrer Bedeutung – im Grunde also der Nachfrage durch Arbeitgeber – zurückgehen und welche dazugewinnen. Ebenso wurde untersucht, wie sich die Nachfrage innerhalb der einzelnen Qualifikationensstufen bzw. Bildungsabschlüsse entwickeln wird.
Obgleich die Unternehmen weiterhin Arbeitsplätze ins Ausland verlagern, soll die inländische Nachfrage nach Arbeitnehmern wachsen. Hintergrund ist einesteils die Dienstleistungsbrachche, offenbar entwickeln jedoch auch in anderen Bereichen viele Unternehmen neue Strategien, die zu einem Bedarf auch an hochqualifizierten Beschäftigten führen.
Mehr:
Sozialblatt.de: Beitrag und weitere Grafiken zur wachsenden Nachfrage nach Arbeitnehmern
Kommentar:
Hinter der erfreulichen Perspektive des Zuwachses an hochqualifizierten Arbeitsstellen verbergen sich zwei Probleme: Erstens kann man niedriger Qualifizierte oder Langzeitarbeitslose nicht zu Fachhochschul- oder Hochschul-Absolventen auf aktuellem Niveau weiterbilden. Zweitens mangelt es - ausgenommen vielleicht die jungen Absolventen - an Umzugsbereitsschaft hin zur Arbeit.
Der Qualifikationsaspekt stellt für die Masse der Arbeitslosen ein weitgehend unlösbares Problem dar, insofern der Arbeitsplatz nicht durch eine zugeschnittene fachliche Weiterbildung erreicht werden kann - was wiederum nur funktioniert, wenn der Arbeitsplatz dann auch wirklich konkret existiert. Wenn nicht, wird es gewöhnlich eng mit der finanziellen Förderung der Bildung und vor allem fehlt unter diesen Umständen dem Arbeitssuchenden die Motivation, die Schulbank zu drücken. Weiterbildung allein als zeitliche Überbrückung ohne reales Ziel funktioniert nicht.
Die Umzugsbereitschaft ist sicher um so weniger gegeben, je älter die Arbeitssuchenden sind. Gerade die Lausitz hat ja Erfahrungen mit dem Zuzug von Arbeitskräften, man denke an die in den fünfziger und sechziger Jahren schnell gewachsenen Stadte wie Hoyerswerda und Weißwasser. Aber auch da waren es meist junge Leute, die sich mit der beruflichen Zukunft eine neue Heimat schufen.
So gesehen wird die Zweispaltung der Gesellschaft bestehen bleiben: Flexible und gut ausgebildete Arbeitnehmer mit Zugang zum Arbeitsmarkt einerseits und weniger ausgebildete Arbeitssuchende, die auf dem ersten Arbeitsmarkt immer spärlichere Beschäftigungschancen erleben.
Wo bleibt das gesellschaftliche Modell, das sich diesen Realitäten nicht nur verwaltend, sondern aktiv stellt?
Fragt sich sicher nicht nur
Ihr Fritz R. Stänker.
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- Quelle: red | Grafiken: Bertelsmann-Stiftung | Erstveröffentlichung am 01.08.2010 - 10:13 Uhr
- Erstellt am 01.08.2010 - 09:37Uhr | Zuletzt geändert am 22.10.2020 - 09:17Uhr
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