Wirtschaftsjunioren treffen Linke

Bertsdorf-Hörnitz. Die Wirtschaftsjunioren im Landkreis Görlitz haben sich am 8. April 2009 im Restaurant Koitsche in Bertsdorf-Hörnitz mit dem Beigeordneten für Kreisentwicklung Dr. Christian Linke getroffen. Im Mittelpunkt stand die wirtschaftliche Entwicklung des östlichsten Landkreises.

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Auch frsiche Ansätze sind nötig

Dabei ermunterten die jungen Unternehmer den Beigeordneten, gegen noch bestehendes Kirchturmdenken vorzugehen. "Wir benötigen nicht drei unterschiedliche Wirtschaftsfördergesellschaften", erklärte der stellvertretende Kreissprecher der Wirtschaftsjunioren Mike Altmann. Vielmehr müssten die Kräfte bei der Entwicklung des Landkreises gebündelt werden. "Die Unternehmen denken längst in größeren Strukturen. Leider ist es in einigen Rathäusern noch nicht angekommen, dass wir zwingend an einem Strang ziehen müssen", so Altmann.

Bei dem Arbeitstreffen äußerten die Wirtschaftsjunioren ihren Unmut über die - aus ihrer Sicht - Verweigerungshaltung des Görlitzer Oberbürgermeisters: "Die Zeit der Alleingänge muss vorbei sein. Wir wollen keine neuen Gewerbegebiete in Görlitz, während große Flächen im Landkreis leer stehen."

Dr. Linke forderte die jungen Unternehmer auf, sich aktiv in die politischen Diskussionen im Landkreis Görlitz einzubringen: "Ebenso wie die gestandenen Alt-Unternehmen brauchen wir junge unverbrauchte Ideen und frische Ansätze für die wirtschaftliche Zukunft unserer Region".

Die Wirtschaftsjunioren Görlitz sind ein Verband von jungen Unternehmern und Führungskräften im Alter bis zu 40 Jahren im gesamten Landkreis Görlitz. Sie gehören zum Bundesverband der Wirtschaftsjunioren Deutschland, der rund 10.000 Mitglieder zählt.

Dr. Christian Linke hatte sich als Bürgermeister von Bertsdorf-Hörnitz einen hervorragenden Ruf als Kommunalpolitiker erworben und ist als Beigeordneter des Landrats für die Kreisentwicklung verantwortlich.


Kommentar

Ja und nein. Wenn die Wirtschaftsjunioren die Wirtschaftsförder-Kräfte im Landkreis Görlitz bündeln wollen, ist das einer der möglichen erfolgversprechenden Ansätze.

Dagegen spricht aber, dass die viele öffentliche Bereiche durchziehende Zentralisierung und "Kräftebündelung" der Nähe zu Bürgern und Wirtschaft abträglich ist. Hinzu kommt, dass die wirtschaftlichen Fragen im Altkreis Zittau anders aussehen als im ehemaligen Niederschlesischen Oberlausitzkreis und auch anders als in der ehedem kreisfreien Stadt Görlitz. Das unselige Landkreis-Konstrukt muss nicht zwangsläufig auf alle anderen Strukturen durchschlagen!

Entwicklung und Fortschritt entstehen aus Vielfalt, Wirksamkeit aus der konzertierten Zusammenarbeit der Akteure. Die Wahrnehmung dreier Wirtschaftsfördergesellschaften, die abgestimmt auftreten, ist nun mal intensiver als die einer einzigen großen Gesellschaft.

Der Fehler liegt vielmehr bereits im Ansatz der Wirtschaftsfördergesellschaften, von denen Leistungen - vor allem die Ansiedlung arbeitsplatzintensiver Wirtschaft - erwartet werden, die sie nicht erbringen können. Falls jemand seine Rolle lediglich als "Türöffner" oder "Vermittler zur Verwaltung" definiert, falls er jahrelang überlegt, was man überhaupt tun könnte, sollte er hinterfragen, warum seine Funktion überhaupt nötig ist. Es riecht nach Wasserkopfbürokratie, um die Bürokratie zu beherrschen.

Und wenn eine Wirtschaftsförderung sich tatsächlich einmal proaktiv verhält läuft sie Gefahr, ohne Hinterland vorzupreschen. Siehe die Görlitzer Werbung für den Christkindlsmarkt, mit der in Berlin eine hohe Erwartungshaltung aufgebaut wurde, die in bittere Enttäuschung beim Besuch des Budenzaubers umschlug.

Oder wenn die Suche nach Investoren stockt, weil eben keine geeigneten Industriegebiete ausgewiesen sind. Investoren mal einfach so beispielsweise von Görlitz in den Landkreis umlenken - das ist Wunschdenken. Standortentscheidungen sind ein höchst komplexer und sensibler Mix aus harten Fakten und weichen Faktoren, die man nicht beeinflussen kann mit einem "Bei uns geht das nicht, aber in Hinterposemuckl können Sie sich gern ansiedeln!".

Erfolgsorientierte Wirtschaftsförderung gehört in private Hand, nicht in scheinprivatwirtschaftliche Gesellschaften mit öffentlichen Gesellschaftern - erst dann werden die marktwirtschaftlichen Triebkräfte wirksam. Sonst geht es immer weiter mit Konzepterarbeitungen, Standpunktdefinitionen, Marktrecherchen, Dokumentationen . . . aber das schafft ja schließlich auch einige Arbeitsplätze.

Fröhliche Ostern!

Ihr Fritz R. Stänker

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  • Quelle: /red
  • Erstellt am 10.04.2009 - 10:01Uhr | Zuletzt geändert am 10.04.2009 - 10:38Uhr
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