Wirtschaftsförderung im Urlaub

Elsterheide | St. Leon-Rot. Weil ein Sachse im Türkei-Urlaub von den Vorzügen seiner Heimat schwärmte, investiert die SLR-Gruppe 55 Millionen Euro in eine Gießerei im sächsischen Elsterheide. 400 neue Arbeitsplätze sollen bis zum Jahr 2012 entstehen.

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400 Arbeitsplätze für Elsterheide

Die aus St. Leon-Rot im baden-württembergischen Rhein-Neckar-Kreis stammende SLR-Gruppe wird mit offenen Armen empfangen: In einer Sondersitzung stimmte der Gemeinderat am Abend des 27. Mai 2008 dem Grundstückskauf von zunächst rund elf Hektar im Gewerbegebiet Bluno/Sabrodt zu. Die Ansiedlung war von der Wirtschaftsförderung Sachsen (WFS) begleitet worden.

Sachsens Wirtschaftsminister Thomas Jurk hob hervor, dass die Entscheidung an das traditionelle sächsische Bergbau- und Hüttenwesen in der Region - abseits urbaner Zentren - anknüpft.

Für den 66-Jährigen Rudi Seiz, Eigentümer und Geschäftsführer der SLR-Gruppe, ist das Investment in Elsterheide eine ganz persönliche Entscheidung gewesen. In einem Urlaub in der Türkei lernte er 2007 einen Sachsen kennen, erzählte ihm von seinen Erweiterungsplänen, worauf dieser von den Vorzügen seiner Heimat schwärmte. Nach einem Besuch entschied sich Seiz, der alternativ Altanlagen in Norddeutschland und Polen hätte kaufen können, für den Neubau in Elsterheide. „Wir benötigen weniger Hightech-Ingenieure als Leute, die zupacken können“, sagte Seiz. Er sei zuversichtlich, im Raum Hoyerswerda die richtigen Mitarbeiter zu finden. Der Neubau der Gießerei wurde nötig, weil es an keinem der bisherigen SLR-Standorte Erweiterungsmöglichkeiten gibt.

Mit dem Bau soll noch im Juli begonnen werden, bis November soll die 28.500 Quadratmeter große Gießereihalle bereits stehen und über den Winter eingerichtet werden. Seiz rechnet für April 2009 mit dem Produktionsbeginn. Der Plan sieht eine Produktion von 20.000 Tonnen bereits im ersten Jahr vor.

„Wir sind natürlich außerordentlich glücklich, dass wir nach einem Jahr der Vorarbeit, gemeinsam mit unseren Partnern beim Kreis und beim Freistaat, das Rennen für unsere sicher nicht ganz einfache Region gemacht haben“, freut sich Elsterheides Bürgermeister Dietmar Koark, und „wir werden alles dafür tun, dass hier bis Anfang 2009 Europas modernstes Gießereiwerk entsteht. Damit erwachsen sicher Synergien für weitere Ansiedlungen, so dass hier ein gesunder Mix entsteht aus Gewerbe und Tourismus-Entwicklung im Seenland.“

Die knapp 4.000 Einwohner zählende Gemeinde Elsterheide, Landkreis Kamenz, entstand 1995 durch Zusammenschluss von acht kleineren Gemeinden, die etwa fünf Kilometer nordwestlich von Hoyerswerda liegen und im Norden an das Land Brandenburg angrenzen. Ortsteile liegen an den Bundesstraßen B 96 und B 156, zur Autobahn sind es 30 Kilometer und zu den Märkten in Osteuropa ist es nicht weit. Das gesamte Gemeindegebiet befindet sich im Lausitzer Seenland, das durch die Flutung ehemaliger Braunkohlenflächen entsteht. SLR siedelt im Gewerbegebiet der Gemeindeteile Bluno/Sabrodt.

Die SLR-Gruppe produziert mit insgesamt 1.000 Mitarbeitern jährlich ca. 80.000 (Ziel 2007/2008: 85.000) Tonnen sogenannten Sphäroguss, also Gusseisen mit Kugelgraphit. Dieses „schmiedbare“ Gusseisen besitzt mechanische Eigenschaften wie Stahl und ist in der Industrie sehr beliebt. SLR-Produkte sind überall dort im Einsatz, wo es auf hohe Belastbarkeit und Zuverlässigkeit ankommt, etwa bei Zahnrädern. Achsen von Baumaschinen (Volvo, Caterpillar), Landmaschinen (John Deere, Agco), und LKW (DaimlerChrysler, DAF) oder Eisenbahnen (Knorr-Brake) sind aus SLR-Teilen. „Unser Erfolg ist unsere hohe Qualität“, sagt Seiz, „seit zehn Jahren liegt unser interner Ausschuss unter einem Prozent.“

SLR gießt, schmiedet, bearbeitet und montiert zu kompletten Baugruppen. Dabei gehen die Firmen der SLR-Gruppe arbeitsteilig vor. Entwickelt und konstruiert wird bei EME-SLR im ostbayerischen Eging am See. Neben dem Stammwerk in St. Leon-Rot ist im österreichischen Steyr eine weitere Gießerei angegliedert. Der Guss aus diesen beiden Werken wird überwiegend bei SLR Czechia in Kaplice in Tschechien geputzt, grundiert und kontrolliert. Bei Hungaro-SLR im ungarischen Gödöllö werden die Teile weiter bearbeitet und zu Baugruppen montiert. Auf diese Weise kann die SLR-Gruppe im weltweiten Wettbewerb mithalten und seine Absatzmärkte in Europa sowie in Nord- und Südamerika bedienen.

Das Unternehmen wurde 1981 gegründet und ging 1986 in einem Management-Buy-Out in den 100-prozentigen Besitz der Familie von Geschäftsführer Rudi Seiz über. Der Gruppenumsatz lag 2007 bei 130 Millionen Euro.

Mehr:

http://www.slr-group.com

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  • Quelle: /red
  • Erstellt am 28.05.2008 - 12:32Uhr | Zuletzt geändert am 28.05.2008 - 12:45Uhr
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