Einstein-Teleskop: Das CERN des Ostens?
Görlitz, 22. Dezember 2024. Das Einstein-Teleskop ist ein geplantes internationales Forschungsprojekt zur Messung von Gravitationswellen. In einem unterirdischen Observatorium sollen Signale aufgefangen werden, die Einblicke in die frühesten Momente des Universums ermöglichen. Die Lausitz gilt als potenzieller Standort für dieses wissenschaftliche Großprojekt. Der Rat der Euroregion Neiße hat sich in seiner Sitzung am 20. Dezember in Görlitz klar für eine Unterstützung des Vorhabens ausgesprochen und eine entsprechende Erklärung unterzeichnet.
Foto: © Landratsamt Görlitz – Susanne Lehmann
Gravitationswellen: Kosmische Kräuselungen
Prof. Dr. Günther Hasinger bei der Vorstellung des Deutschen Zentrums für Astrophysik (DZA)
Foto: © Landratsamt Görlitz – Susanne Lehmann
Gravitationswellen entstehen durch extreme kosmische Ereignisse wie die Kollision von schwarzen Löchern oder Neutronensternen. Albert Einstein sagte ihre Existenz bereits 1916 voraus, doch erst 2015 gelang es dem US-amerikanischen Detektor LIGO, diese winzigen Raumzeit-Verformungen erstmals zu messen. Mit dem Einstein-Teleskop soll die Forschung nun in völlig neue Dimensionen vordringen.
Das Observatorium wird 250 bis 300 Meter unter der Erdoberfläche liegen und mit drei zehn Kilometer langen Detektorarme ausgestattet sein, die mit hochsensiblen Lasern und vibrationsfrei aufgehängten Spiegeln arbeiten. Diese messen selbst kleinste Veränderungen in der Länge der Arme – das Signal für eine vorbeiziehende Gravitationswelle. Durch seine fortschrittliche Technik wird das Einstein-Teleskop tausendmal mehr solcher Wellen erfassen können als bisherige Anlagen. Es wird nicht nur den Entstehungsprozess von schwarzen Löchern oder die Struktur von Neutronensternen entschlüsseln, sondern auch Einsteins Relativitätstheorie auf eine bisher unerreichte Weise überprüfen.
Mit seinen Messungen liefert das Einstein-Teleskop fundamentale Erkenntnisse über das Universum, darunter seine Beschaffenheit direkt nach dem Urknall. Dieses einzigartige Projekt ist damit nicht nur ein Meilenstein für die Physik und Astronomie, sondern auch ein international bedeutendes Forschungsinstrument.
Das Einstein-Teleskop eröffnet der Wissenschaft neue Horizonte
Das DeutschenZentrums für Astrophysik (DZA) gilt als führendes Institut für Grundlagenforschung und Technologietransfer. In seiner Präsentation stellte Prof. Hasinger die Bedeutung der Region für die internationale Forschungslandschaft heraus: „Indem wir zukunftsorientierte Projekte wie das Einstein-Teleskop unterstützen, schaffen wir die Voraussetzungen, um junge Menschen in der Region zu halten und neue Talente für die Lausitz zu gewinnen.“
Das Einstein-Teleskop könnte dabei eine Schlüsselrolle einnehmen. Der Granitstock der Oberlausitz, zwischen Bautzen, Kamenz und Hoyerswerda, biete optimale geologische Voraussetzungen für das unterirdische Observatorium. Die Messung von Gravitationswellen erfordert extreme Präzision und Ruhe, die durch die natürlichen Gegebenheiten der Region unterstützt wird.
Unterstützung für das „CERN des Ostens“
Mit der Unterzeichnung der Unterstützungserklärung durch die Präsidenten der Euroregion Neiße – Martin Půta, Jerzy Łużniak und Dr. Stephan Meyer – wurde ein klares Signal für die Ansiedlung des Einstein-Teleskops gesetzt.
„Wir sind überzeugt, dass seine Ansiedlung in unserer Region nicht nur einen enormen wissenschaftlichen Wert hat, sondern auch zu einer verstärkten wirtschaftlichen Entwicklung und einem Anstieg zukunftsfähiger Arbeitsplätze führen wird.“, erklärten die Präsidenten der Euroregion.
Die Entscheidung über den Standort des Einstein-Teleskops wird voraussichtlich im Jahr 2026 getroffen.
Zukunftsvision für die Lausitz
Das Einstein-Teleskop hat das Potenzial, für die Lausitz eine ähnliche Bedeutung zu erlangen wie das CERN für Genf. Neben wissenschaftlichem Fortschritt könnte das Projekt auch kulturelle und wirtschaftliche Impulse setzen. Mit Forschung, Innovation und internationaler Kooperation verfolgt die Euroregion ein klares Ziel: Die Lausitz soll als Zentrum für wissenschaftliche Spitzenleistungen und wirtschaftliche Stärke etabliert werden.
Grenzüberschreitende Zusammenarbeit als Grundlage für Forschungserfolg
Neben dem Einstein-Teleskop standen bei der Sitzung der Euroregion auch andere Themen der regionalen Entwicklung im Mittelpunkt. Ein Bericht zur veterinärmedizinischen Zusammenarbeit zeigte die Erfolge grenzüberschreitender Strategien zur Seuchenabwehr und Lebensmittelsicherheit. Ziel sei es, sowohl die Gesundheit der Bevölkerung als auch den Tierschutz in der Dreiländerregion nachhaltig zu stärken.
„Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit schafft Synergien, die alleine nicht erreichbar wären“, so die Vertreter der Euroregion. Insbesondere im Bereich der Prävention von Tierseuchen werde deutlich, wie wichtig gemeinsame Lösungen über Landesgrenzen hinweg seien.
-
Mehr Gehalt für Dachdecker: Tariflöhne im Kreis Görlitz erhöhen sich um 3,8 Prozent
Görlitz, 5. Dezember 2024. Dachdecker im Landkreis Görlitz verdienen ab sofort mehr: Die T...
-
Hereinspaziert!: Neues Einkaufsformat belebt Görlitzer Innenstadt
Görlitz, 1. Dezember 2024. Mit einem neuen Veranstaltungsformat will die Europastadt Görli...
-
Görlitz als wirtschaftliches Zentrum im Dreiländereck: Vielfalt, Stärken und Zukunftsperspektiven
Görlitz, 13. November 2024. Görlitz hat sich in den letzten Jahren als dynamischer Wirtsch...
-
Buchhandlung Thalia in Görlitz feiert Wiedereröffnung nach Umbau
Görlitz, 13. Oktober 2024. Nach dreimonatigem Umbau öffnet die Thalia-Buchhandlung in der ...
-
Karriereboost durch Personalvermittlung: So findet man den Traumjob in Bayern
Görlitz, 11. Oktober 2024. Bayern gilt als eines der wirtschaftsstärksten Bundeslände...
- Quelle: red / PM Landratsamt Görlitz
- Erstellt am 21.12.2024 - 07:39Uhr | Zuletzt geändert am 22.12.2024 - 09:22Uhr
- Seite drucken