Umweltfreundliche Kunststoffe?
Görlitz, 17. Januar 2023. Von Thomas Beier. Das Thema Nachhaltigkeit beschäftigt immer mehr Verbraucher. Sie versuchen, Produkte möglichst lange zu nutzen und so weg von der sogenannten Wegwerfgesellschaft zu kommen. Außerdem wird zunehmend auf eine gute Recyclebarkeit von Materialien geachtet.
Irrtümer bei Annahmen über das Kunststoffrecycling
Allerdings bleibt es nicht aus, dass Laien dabei Irrtümern aufsitzen. Einer der Irrtümer ist, dass Kunststoffe in jedem Falle nicht recyclebar oder nur im Downcycling wiederverwendet werden können. Auch der Verzicht Kunststoffe auf Kunststoffe kennt Grenzen, etwa bei Leichtverpackungen im Handel, die nicht nur für Portionierungen stehen, sondern Logistik und Haltbarkeit ermöglichen. Allerdings steht das Recycling der Leichtverpackungen, das mit dem Gelben Sack oder der Gelben Tonne beginnt, immer wieder in der Kritik.
Wie kommt Kunststoff in die Umwelt?
Manche Produkte enthalten Mikroplastik, dass großenteils in die Umwelt gelangt. Dazu gehört Mikroplastik in Kosmetika. Noch bedeutsamer für Umweltschäden sind allerdings synthetische Fasern oder etwa der Reifenabrieb. All diesen Partikeln ist gemein, dass sie entweder über das Wasser oder direkt auf Flächen, darunter landwirtschaftlich genutzte, gelangen können. Hier sind tatsächlich die Verbraucher gefragt, die Ausgangsprodukte nach Möglichkeit zu meiden.
Eine andere Frage ist es, wenn Kunststoffabfall nicht von den Recyclingsystemen erfasst wird und dann letztendlich in der Umwelt beziehungsweise im Meer landet. Ebenso kann erfasster Abfall exportiert und unter Umständen dem kontrollierten Recycling in Deutschland entzogen werden – trotz der seit 2021 verschärften Regeln in der EU.
Hinzu kommt: Es liegt in der Natur der Dinge, dass selbst vorbildliche Recyclingsysteme nicht den gesamten Kunststoffabfall erfassen können. Allerdings tragen auch hier alle, die Abfälle erzeugen beziehungsweise damit umgehen, eine enorme Verantwortung für mehr Umweltfreundlichkeit.
Der erste Kunststoff war nicht recycelbar: das Bakelit
Ein gutes Beispiel ist eine 1905 erfundener, unter der Marke Bakelit bekannt gewordener Duroplastwerkstoff. Bakelit wurde unter anderem gern für Gehäuse verwendet, etwa von Telefonen, Radios und in der Elektroinstallation. Seine Haltbarkeit gilt als "ewig" – und genau das ist das Problem: Bakelit kann nicht wieder eingeschmolzen werden, sondern nur geschreddert und dient dann allenfalls als Füllstoff.Übrigens wurde die gen “Pappe” genannte Karosseriebeplankung des Trabant-Autos aus Baumwollfasern und ebenfalls einem Duroplast hergestellt, allerdings kein Bakelit, sondern eine elastischere Variante. Dennoch heißt es auch hier: Statt Recycling bleibt nur der Weg in den Schredder.
100 Prozent recycelbar: Acrylnitril-Butadien-Styrol-Copolymer (ABS)
Anders moderne Kunststoffe, wie sie heutzutage für Gehäuse verwendet werden. So ist das Thermoplast oder Plastomer ABS ein sehr universeller Werkstoff für Kunststoffgehäuse: Es kann im Spritzgussverfahren oder extrudiert werden und eignet sich für 3D-Drucker. Die Oberfläche kann lackiert, bedruckt oder sogar galvanisch mit Metall beschichtet werden. Das Wichtigste aber ist, dass dieser Kunststoff vollständig recycelt werden kann. Zudem kann er automatisch und fast vollständig von anderen Kunststoffen im Abfallmix separiert werden.Wetteresistent: Acrylnitril-Styrol-Acrylat-Copolymer (ASA)
Weiter erhöhte Parameter bei den Eigenschaften bietet mit ASA ein anderer thermoplastischer Werkstoff; hier sind die mechanischen Eigenschaften und die UV-Beständigkeit besser, außerdem sind hochglänzende Oberflächen möglich. Die Anwendungsvielfalt von ASA ist groß und reicht von Kleinteilen über ästhetische Kunststoffgehäuse für Elektrogeräte, darunter wärmebeanspruchte wie Kaffeemaschinen, bis hin zu Surfbrettern und Außenverkleidungen. Auch ASA kann sehr gut recycelt und wiederverwendet werden.Die Entwicklung bleibt nicht stehen: biologisch abbaubares Polyethylen (PE)
Übrigens ist auch PE, ebenfalls ein Thermoplast, vollständig recyclebar, hat aber wie andere Kunststoffe auch das Manko, weder biologisch noch chemisch abbaubar zu sein. Doch die Zeiten ändern sich: In einer Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Stefan Mecking an der Universität Konstanz wurde unlängst ein biologisch abbaubares PE Material entwickelt, das ähnlich gute Beständigkeits- und Bearbeitungseigenschaften wie HDPE, das hochdichte PE, hat. Lösungen aus natürlich vorkommenden Enzymen bauen das Material ab. Auch Mikroorganismen im Boden führen zur vollständigen Kompostierung des neuen Materials.Unter dem Strich
Kunststoffe sind nicht per se schlecht. Es kommt vor allem auf ihre richtige Verwendung, Erfassung für das Recycling und die Wiederverwendung an. Eine besondere Rolle spielt für das Recycling die Sortenreinheit; insbesondere Verbundwerkstoffe aus unterschiedlichen Kunststoffen sollten vermieden werden.Eine plastikfreie Welt wäre illusionär, Kunststoffe aus der modernen Gehäuse- und Teileproduktion wegzudenken, ebenso aus der Lagerung und dem Transport von Flüssigkeiten. Verbraucher sollten auf langlebige Produkte achten und solche aus kaum wieder nutzbaren Materialien meiden. Außerdem ist es umweltfreundlich, den Kauf von Gebrauchtwaren dem von Neuwaren vorzuziehen – schließlich kostet, ob nun recycelt oder nicht, jede Produktion Energie.
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- Quelle: Thomas Beier | Foto: FlanellKamerasFilm / Danny H., Pixabay License
- Erstellt am 17.01.2023 - 12:56Uhr | Zuletzt geändert am 17.01.2023 - 14:08Uhr
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