Arbeit suchen, aber wie?
Görlitz, 12. Dezember 2022. Von Thomas Beier. Wer schon einmal in die Arbeitslosigkeit geschickt wurde und nicht das Glück hatte, binnen kurzer Zeit wieder einen angemessene Arbeitsstelle zu finden, der kennt das Gefühl, das sich nach vielen erfolglosen Bewerbungen einstellt: Es ist, als ob man eine Wand vor sich hat, die man nicht überspringen kann und an der man immer wieder auf den Ausgangspunkt zurückgleitet. Was kann man machen, um auf der Suche nach eine Arbeitsplatz erfolgreicher zu werden?
Der Wandel braucht Entwicklung, keine Bedarfsorientierung
Die Situation ist komplex und paradox zugleich: Wenden sich Unternehmen wie etwa SIEMENS zukunftstauglichen Geschäftsfeldern zu und schaffen dort neue Arbeitsplätze, wird für den Erhalt bestehender Arbeitsplätze demonstriert, auch wenn sie aus wirtschaftlicher Sicht keine Zukunft haben. Der Wandel erzeugt Gewinner und Verlierer – und verlieren werden vor allem jene, die alte Verhältnisse zementieren wollen.
Obgleich sich viele Institutionen und Unternehmen bemühen, Arbeitssuchende und Mitarbeitersuchende zusammenzubringen, beschäftigt sich kaum jemand damit, wie man für mehr Arbeitsplätze in bestehenden Unternehmen sorgen kann. Lieber werden bestimmte Vereine und Bildungsträger – das sind oftmals Einrichtungen, die man besser nicht mit einem vorangestellten Adjektiv charakterisiert – auf der Grundlage perfekt formulierter Projektanträge mit Geld für mäßige Leistungen zugeschüttet. Doch der Fehler liegt im System, das auf schlecht bezahlte Dozenten hinausläuft, deren Leistung ihrer Bezahlung adäquat ist.
Schon im Jahr 2004 hatte der damalige FIO e.V. in Zittau – maßgeblich unterstützt von Beier Consulting – eine fundierte Studie vorgelegt, die zeigt, wie in bestehenden Unternehmen zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden können. In Gesprächen in 96 Unternehmen zwischen Zittau und Weißwasser hatten zwei Drittel von ihnen den vorgestellten Wachstumsansatz bejaht und schriftlich zugestimmt, Einstellungen vorzunehmen. Doch zu den Einstellungen kam es nicht, weil in Aussicht gestellte Förderungen für die zugeschnittene Qualifizierung der neuen Mitarbeiter nicht eingehalten wurden.
Spitzen ausprägen statt Benachteiligungen ausgleichen
Viele Förderprogramme und Initiativen entfalten nur unzureichend Wirkung, weil der Denkansatz dahinter zwar vorgegeben, aber dennoch falsch ist. Angesetzt wird nämlich immer bei Benachteiligungen, aus denen Bedarfe abgeleitet werden. Doch wer immer nur Nachteile ausgleicht statt Entwicklungen voranzutreiben, kann bestenfalls nur Durchschnitt werden. Ganz deutlich: Programme, die als "benachteiligt" definierte Leute wie wie oftmals Frauen oder Empfänger von Sozialleistungen in Arbeit bringen sollen, können nur sehr bedingt wirksam sein.Besser wären Programme, die auf diese Zielgruppen zugeschnittene Arbeitsplätze in Unternehmen schaffen und den Betrieben helfen, diese Leute in den Arbeitsprozess zu integrieren. Soll aber jemand spezifisch für ein Unternehmen qualifiziert werden, dann wird gewöhnlich auch das Unternehmen zur Kasse gebeten – und verliert die Lust, weil man auch so wie bisher, also ohne zusätzliche Arbeitsplätze, weitermachen kann. Dennoch interessant ist die Förderung von Weiterbildung durch die Bundesagentur für Arbeit, die unter bestimmten Bedingungen 100 Prozent betragen kann.
Was tun? Die entscheidende Grundregel
Hintergründe sind für jene, die nach einem neuen Arbeitsplatz Ausschau halten müssen oder wollen, wie man im angelsächsischen Raum sagt, "nice to know" (schön zu wissen), aber hilfreich sind sie nicht. Besser ist es, sich an den Armen Richard zu halten, der sprach: "Hilf dir selbst, so hilft dir Gott!" Damit hat er völlig recht und man kann das sogar aus der theoretischen Strategielehre heraus wissenschaftlich begründen. Praktisch steht jedoch die Frage: Wie helfe ich mir selbst?Neben vielen Tipps für die Stellensuche, wie man sie leicht im Internet findet, ist die alles entscheidende Grundregel: Die Bewerbung um einen Arbeitsplatz ist ein Prozess, der das gesamte Arbeitsleben begleitet. Dieser Prozess kennt drei Teilprozesse:
- Erstens sind Bewerbungen regelmäßig notwendige Tests für den Marktwert der eigenen Arbeitskraft.
- Zweitens sollte man den Arbeitsmarkt im Blick behalten und offene Stellen regelrecht scannen. Auf Dauer bekommt man dadurch ein Gefühl dafür, welche Anforderungen bestehen und wo eine Bewerbung schnelle Erfolgsaussichten haben kann.
- Drittens sollte man seine Netzwerke auch für Informationen nutzen und – wo es sich anbietet – die eigenen Interessen bekanntgeben. Typische Partner sind hier Freundeskreise, Vereine oder Kollegen. Fast jeder hilft gern, nur muss sich derjenige, der Unterstützung braucht, artikulieren, damit die anderen das überhaupt wissen.
Tipp:
Oft werden gedankenlos "motivierte, leistungsbereite und teamfähige" Mitarbeiter gesucht. Als Bewerber sollte man aber überlegen, was der jeweilige Arbeitgeber ganz genau erwartet: Die nötige Teamfähigkeit bei einer Arbeit, bei der mehrere gemeinsam ein Ziel erreichen müssen, ist eine ganz andere als jene, die etwa von einem Controller, der ein Unternehmen betriebswirtschaftlich überwacht und steuert, erwartet wird. Und dass Motivation voraussetzt, dass von einem Arbeitgeber Leistungsmotive nicht zerstört werden, das ist ein weiteres und ganz eigenes Kapitel.
Praktische Instrumente der Arbeitssuche
Grundsätzlich ist es kein Fehler, sich auf den verbreiteten Jobmessen, Jobbörsen oder Job-Speed-Datings umzuschauen. Eine weitere Informationsquelle sind Jobportale, wie sie das Internet in höchst unterschiedlicher Qualität bietet. Manchmal jedoch steht schon der Name für Qualität, denn was sonst soll man erwarten, wenn man etwa auf einem DEKRA-Portal nach Arbeit suchen möchte? Jedoch sind auch die klassischen Stellenanzeigen in der gedruckten Zeitung allen Unkenrufen zum Trotz noch nicht ausgestorben und bieten oftmals, je nach Zeitung, Chancen für bestimmte Berufsgruppen beziehungsweise Führungspositionen.Tipp:
Bei kleineren Betrieben kann man auch direkt – also ohne Terminvereinbarung – hingehen, es geht immer gut aus: Entweder man kann direkt mit einem Verantwortlichen, meist Chef oder Chefin, sprechen oder der Ansprechpartner ist im Moment nicht verfügbar; dann macht man eben einen Termin, das ist doch auch in Ordnung. Positive Nebeneffekte: Man bekommt sofort einen Eindruck vom Unternehmen und der aufwendige wie auch zeitfressende Schriftverkehr vorab entfällt. Außerdem schätzen es viele Arbeitgeber, wenn durch die persönliche Vorstellung der Arbeitswille dokumentiert wird.
Natürlich sind auch die Berufsberater in den Arbeitsagenturen und Jobcentern gute Ansprechpartner, haben jedoch immer wieder ganz eigene Prioritäten. Hier geht es oft darum, freie Stellen zu besetzen und damit die eigene Klientel mit Nachdruck unterzubringen. Richtig schwierig wird es jedoch, wenn junge Leute zu ihrem Berufsweg beraten werden sollen. Wer hier mit großen Plänen antritt, bekommt oft zu hören: "Lernen Sie doch erst einmal einen richtigen Beruf." Oft genug tappen Berater in die Falle, aus ihrer ganz persönlichen Perspektive und Lebenserfahrung zu beraten. Genau das aber kann die wirklichen Talente ausbremsen. Andererseits: Wirkliche Talente lassen sich nicht ausbremsen, oder?
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- Quelle: Thomas Beier | Foto: bboellinger / Birgit Böllinger, Pixabay License
- Erstellt am 12.12.2022 - 13:22Uhr | Zuletzt geändert am 12.12.2022 - 14:38Uhr
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