Was Hänschen nicht lernt

Was Hänschen nicht lerntGörlitz, 20. Oktober 2022. Von Thomas Beier. Wenn man im Supermarkt immer öfter einen fremden Einkaufswagen mit dem eigenen verwechselt, dann könnte das ein Alarmsignal sein, das eine einsetzende Vertrottelung signalisiert. All das lebenslang mühsam Erlernte würde dann nach und nach wertlos werden. Dennoch: Lernen bleibt Daueraufgabe, es macht ja auch Spaß!

Abb.: Wenn es um Lernen und persönliche Reife geht, dann ist Lesen durch nichts zu ersetzen
Foto: Sabrina Eickhoff, Pixabay License
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Nützliches Wissen, das ist Theorie und praktische Anwendung in einem

Man hat ja manches schon erlebt und gelernt beziehungsweise aus dem Erlebten gelernt. Das Thema lebenslanges Lernen und Weiterbildung haben der Görlitzer Anzeiger und seine Schwesterausgaben immer wieder aufgegriffen. Wohl dem, der vom Wissen nicht genug bekommen kann! Gut beraten ist allerdings, wer auf ein ausgeglichenes Maß an Theorie und Praxis achtet.

Das Fahrschul-Experiment

Bei Beier Consulting gibt es hin und wieder die Kundenforderung: "Wir brauchen keine Theorie, wir wollen es gleich praktisch!" Natürlich muss man sich davor hüten, seinen Kunden auf die Füße zu treten, aber in dieser Situation ist die Antwort einfach: "O.k., dann machen wir es wie eine Fahrschule, die den theoretischen Unterricht völlig weglässt und ihre Fahrschüler gleich auf die Straße schickt!"

Die Folgen sind leicht absehbar: Die Fahrlehrer werden knapp und die Versicherungswirtschaft leidet, weil deren Lebensversicherungen ausgezahlt werden müssen. Autohändler und Werkstätten freuen sich über neue Aufträge. Es entsteht weniger Kohlendioxid, weil immer weniger Fahrschüler heil bis zur Fahrprüfung durchkommen und ergo die Zahl der Kraftfahrer sinkt.

Das kleine Beispiel macht klar: Ohne theoretisches Hintergrundwissen kann man die Praxis nicht beherrschen. Das ist ein klares Signal an jene, die glauben, als Praktiker Bescheid zu wissen und auf Vorgaben jener schimpfen, die sie als Theoretiker einordnen. Das Problem dabei: Was man in jungen Jahren nicht gelernt hat, kann man im Alter kaum nachholen. Außerdem kann man kein wirkliches Wissen aufbauen, wenn die Grundlagen fehlen.

Theorie ohne Praxis

Ebenso unangenehm ist es jedoch, sich auf Fachgebieten zwar theoretisch auszukennen, aber praktisch keinerlei Erfahrungen zu haben. So lernen Maschinenbaustudenten noch heute zwar die Schweißverfahren kennen und berechnen Schweißverbindungen, jedoch oftmals ohne je selbst geschweißt zu haben. Wer aber nicht weiß, wie er etwa einen Schweißbrenner auswählen soll, der wird den Kontakt zum ausführenden Fachmann eher scheuen. Dass sich dadurch Informationsverluste einstellen, liegt auf der Hand.

Für Ausgleich sorgen

Ganz davon abgesehen verschafft eine praktische Betätigung mit einem sichtbaren Ergebnis eine andere Art von Befriedigung, als sich immer nur theoretisch mit etwas zu befassen. Deshalb ist es für jene, die vielleicht als Wissenschaftler, als Konstrukteure oder Softwareentwickler arbeiten, oftmals ein guter Ausgleich, sich als Hobby eine Tätigkeit zu suchen, bei der etwas Gegenständliches entsteht. Das kann beispielsweise im Sinne des Heimwerkens, im Garten oder im künstlerischen Bereich sein.

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  • Quelle: Thomas Beier | Foto: NWimagesbySabrinaEickhoff / Sabrina Eickhoff, Pixabay License
  • Erstellt am 20.10.2022 - 15:09Uhr | Zuletzt geändert am 20.10.2022 - 17:39Uhr
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