Jetzt schnell noch Schnäppchen machen?

Jetzt schnell noch Schnäppchen machen?Görlitz, 18. Juli 2022. Die Märkte schlagen Kobolz, die relative Stabilität, der sich die Deutschen seit dem Ende ihres letzten großen Krieges trotz aller Unannehmlichkeiten erfreuen konnten, ist vom Tisch: Inflation und Kriegsgefahr zeigen einmal mehr, dass Geschichte nicht vor Wiederholung schützt. Auch im Konsumbereich wachsen die Unsicherheiten.

Abb.: Die Kauffrage steht aktuell auch bei Autos mit Elektroantrieb. Wie entwickeln sich die Kaufpreise, aber auch der Wertverfall?
Foto: (Joenomias) Menno de Jong, Pixabay License
Anzeige

Die Inflation befiehlt: Das Geld muss weg!

Für viele steht die Frage, ob bestimmte größere Ausgaben nun vorgezogen werden sollten. Die größten Ausgaben, die Privatpersonen gewöhnlich tätigen, hängen entweder mit Immobilien zusammen oder betreffen Kraftfahrzeuge. Wobei: Interessanter sind Immobilien, die gewöhnlich an Wert zunehmen, während das bei Kraftfahrzeugen eher nur in Ausnahmefällen zutrifft.

Fakt ist, dass viele der etwas Wohlhabenderen in Deutschland einfach nicht mehr wissen wohin mit dem Geld. Während im Jahr 2015 pro Kopf noch runde 67.300 Euro an Geldvermögen vorhanden waren, wurden 2020 schon ungefähr 86.000 Euro gezählt. Ende September 2021 waren auf Giro- und Tagesgeldkonten immerhin deutlich mehr als 2,9 Milliarden Euro unterwegs, statt gewinnbringend angelegt zu werden.

Praktisch zeigt sich das etwa bei Handwerkern, bei denen nicht nur der Mangel an Fachpersonal zu einer Angebotsverknappung und damit auch zu stolzen Preisen führt. Ergo fühlt sich so mancher Handwerksmeister – Gott bewahre, nicht alle! – in der Rolle eines Fabrik-Generaldirektors, der in dem schwelgt, was kleine Leute unter Luxus verstehen.

Wann, wenn nicht jetzt?

Aber bleiben wir beim Thema: Nie war die alte Weisheit “Billiger wirds nicht!” aktueller als heute. Wer konkrete Pläne hat und dafür Material und Geräte benötigt, sollte jetzt kaufen, zumal das Geld auf dem Bankkonto noch immer keine Erträge abwirft. Gerade die Generation, die unbeirrbar auf das Rentenalter zuschreitet oder bereits dort angekommen ist, fragt sich aktuell: “Wann, wenn nicht jetzt?”

Die Realität beweist es: Schaut man von außen durch die Fenster eines ganz offensichtlichen Neuwagens, dann sitzen oft Silverager drin: Silbergraues Haar, daher die Bezeichnung, die Kinder auf eigenen Beinen und nicht mehr unterstützungsbedürftig, aber am Ende der Karriereleiter angekommen ein gutes Einkommen – jedenfalls bei denen, die der Arbeitsmarkt nicht ausgespuckt hat.

Nun bitte keine Neiddebatte, denn Geld ist gewöhnlich ein sehr gerechter Maßstab für Leistung und wer was geleistet hat, kann sich getrost etwas leisten. Da hat die alte sozialistische Parole von "Erstens: Ich leiste was! Zweitens: Ich leiste mir was!" ihre kapitalistische Erfüllung gefunden. Es wäre hingegen ausgesprochen kontraproduktiv, eine leistungsbereite Mittelschicht etwa mittels sehr hoher Steuern zugunsten einer bedürftigen Unterschicht auszudünnen.

Das Alte muss weg – zu welchem Preis?

Aber zurück zu den realen Problemen der Wohlstandsbürger. Wer sich ein neues Auto kaufen möchte, muss gewöhnlich sein altes – hier ist wirklich mal höfliche Gendersensibilität angebracht, also nicht etwa seinen Alten oder seine Alte – verkaufen. Der sportliche Anspruch dabei ist, einen möglichst guten Preis zu erzielen. Dafür gibt es zwei Tricks.

Der erste Trick basiert auf der Annahme eines möglichen Käufers, er könne den geforderten Preis noch etwas herunterhandeln. Dem sollte der Verkäufer mit der seelenruhigen Feststellung "Ach nein, inzwischen ist der Wagen etwas teurer geworden!" begegnen. Verhandlungsbasis heißt doch nicht, dass etwas zwangsläufig billiger wird! Natürlich muss man für die Preiserhöhung ein Argument in petto haben, das Wichtigste aber ist: Der Käufer ist überrascht, gerät heillos aus dem Konzept und ist am Ende froh, wenn die Preissteigerung nur geringfügig über dem eigentlich geforderten Preis bleibt.

Nun sind solcherlei Verhandlungen Nervensache und nicht jedermanns Ding, deshalb noch ein zweiter Trick, der eigentlich gar keiner ist: Man verkauft an einen spezalisierten Autoankäufer mit – und das ist wichtig – gutem Ruf. In diesem Metier trennt sich der Spreu vom Weizen schnell: Wer ein reeller Ankäufer ist zeigt sich, wenn kein auf einfache Weise kalkulierbarer, scheckheftgepflegter und als Rentnerfahrzeug deklarierbarer Garagenwagen verkauft werden soll, sondern wenn es darum geht, dass jemand ein defektes Auto verkaufen muss.

Den Markt ausnutzen

Mancher verkauft ein Auto etwa mit Motorschaden vorauseilend pessimistisch weit unter Wert, weil alle meinen, er würde dafür "nichts mehr" bekommen. Pfiffige Leute aus der Görlitzer Region nutzen das aus: Sie kaufen in Süddeutschland Fahrzeuge mit Motorschaden, besorgen von spezialisierten Unternehmen in Polen eine Austauschmaschine und sparen unterm Strich tausende Euro, wenn es etwa um die Anschaffung eines Wohnmobils geht.

Sein Geld auf dem Bankkonto herumliegen zu lassen und es damit der Inflation zum Fraß vorzuwerfen ist die denkbar schlechteste Option. Die beste Option hingegen ist eine Investition, die selbst wertsteigernd wirkt oder eine Rendite abwirft. Für alle anderen gilt die eher philosophische Frage: "Worauf willst du noch warten?" Gemeint ist damit, dass die großen Wünsche und Träume des Lebens ganz gewiss nicht in Erfüllung gehen, wenn man sie wieder und wieder aufschiebt.

Kommentare Lesermeinungen (0)
Lesermeinungen geben nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion, sondern die persönliche Auffassung der Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich das Recht zu sinnwahrender Kürzung vor.

Schreiben Sie Ihre Meinung!

Name:
Email:
Betreff:
Kommentar:
 
Informieren Sie mich über andere Lesermeinungen per E-Mail
 
 
 
Weitere Artikel aus dem Ressort Weitere Artikel
  • Quelle: TEB | Foto: Joenomias / (Joenomias) Menno de Jong, Pixabay License
  • Erstellt am 18.07.2022 - 16:50Uhr | Zuletzt geändert am 18.07.2022 - 18:38Uhr
  • drucken Seite drucken
Anzeige