Wirtschaftliche Folgen des Brexits wachsen
Görlitz, 23. Juni 2022. Lange hat die britische Regierung unter Boris Johnson behauptet, dass der Brexit eine gute und notwendige Entscheidung sei, welche das Land problemlos überstehen würde. Dass dieser jedoch nicht ganz so sacht abläuft wird wie gedacht, das haben die Briten nach den jüngsten Ereignissen etwa in Form von Benzinmangel an den Tankstellen festgestellt. Doch nicht nur die Spritversorgung bereitet der britischen Regierung Sorgen, der Lkw-Fahrermangel und das in wenigen Monaten anstehende Weihnachtsgeschäft, das logistisch vorbereitet sein will, könnte Herausforderungen bereithalten, die für das unabhängige Land nicht leicht zu bewältigen sind.
Britische Supermärkte schulen ihre Angestellten um
Thema: Woanders
"Woanders" – das ist das Stichwort, wenn der Görlitzer Anzeiger auf Reisen geht und von Erlebnissen und Begegnungen "im Lande anderswo" berichtet. Vorbildliches, Beispielhaftes und Beeindruckendes erhält so auch im Regional Magazin seine Bühne.
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Durch den Mangel an Lkw-Fahrern, der sich in den letzten Wochen in Großbritannien weiter zugespitzt hat, fühlte sich das Unternehmen "Co-op" dazu genötigt, seinen Mitarbeitern das Lkw-Fahren beizubringen, um die entstandenen Engpässe zu überbrücken. Nicht nur in Hinsicht auf das bevorstehende Weihnachtsgeschäften wird das als ein intelligenter Schachzug angesehen. Außerdem haben Unternehmen, die dem Beispiel von Co-op folgen möchten, beschlossen, ihre Flottenverfolgung weiter auszubauen, um den Überblick über ihre Logistik und die steigenden Mitarbeiterzahlen zu behalten – gerade in Anbetracht der vielen Fahranfänger eine sicherlich sinnvolle Maßnahme.
Doch auf lange Sicht ist auch diese Lösung für Supermärkte vermutlich keine Option. Viele Supermarktketten schlagen jetzt schon wegen des akuten Mangels an Lastwagenfahrer im ganzen Land Alarm. Auch der Chef der Supermarktkette Co-op, Steve Murrells, äußerte sich zur jetzigen Situation. So verweist er in der Zeitung The Times darauf, dass die Engpässe auf einem schlimmeren Niveau sind, als er sie je gesehen habe.
Der Grund für die bestehenden Engpässe in der Transportbranche liegt, so der Branchenverband "Road Haulage Association", seien die rund 100.000 fehlenden Mitarbeiter – Leute, die jeden Tag Güter von A nach B transportieren und die Umschlagtechnik bedienen. Der Zusammenhang mit dem Brexit liegt auf der Hand, da seitdem viele Fahrer aus Europa Großbritannien verlassen haben. Jetzt sind komplizierte und teure Visa-Verfahren notwendig, um Fahrer aus dem Ausland zu beschäftigen, weshalb kaum neue hinzukommen. Der Fakt, dass jeden Monat mehr als 1.000 britische Berufskraftfahrer in Rente gehen und nicht genug Nachwuchs in diesem Tätigkeitsbereich nachkommt, ist ebenso relevant wie katastrophal. Hinzu kommt: Durch die Coronakrise sind obendrein Zehntausende Fahrprüfungen für den so dringend benötigte Lkw-Führerschein ausgefallen; diese nachzuholen, braucht viel Zeit.
Das bevorstehende Weihnachtsgeschäft schürt die Sorgen weiter
Die Verantwortlichen bei der Supermarktkette Iceland sind ebenfalls alarmiert und machen deutlich, dass bis Weihnachten noch viele Waren transportiert werden müssen. Dafür seien stabile und schnelle Lieferkette zwingend notwendig, wenn nicht sogar lebenswichtig für alle, so Iceland Chef Richard Walker in einem Interview mit der BBC. Der Warenmangel in der Weihnachtszeit des Vorjahres dürfe sich nicht wiederholen. Auch weitere Supermärkte wie etwa Tesco bangen ebenfalls um die Versorgung für das Weihnachtsgeschäft. Schon im letzten Jahr hatte Premierminister Johnson wegen des Ausbruchs der Alpha-Variante des Coronavirus den Bürgern kurzfristig alle Weihnachtspläne, die mit den traditionellen Besuchen und Geselligkeit verbunden waren, verboten. Das traf die Briten unerwartet und sehr hart.Tipp:
Mit dem Brexit ist neben weiteren Veränderungen die innerhalb der EU übliche Umkehr der Umsatzsteuerlast, so sogenannte Reverse-Charge-Verfahren, im Wirtschaftsverkehr mit Großbritannien nicht mehr möglich. Deshalb können etwa deutsche Exporteure bei Lieferungen nach Großbritannien keine Nettorechnungen mehr ausstellen, für die die Umsatzsteuer vom Leistungsempfänger in seinem Heimatland abgeführt wird. Sie müssen nun im Grundsatz die deutsche Umsatzsteuer auf ihre Nettopreise aufschlagen und in Deutschland abführen; wegen der Detailbestimmungen – etwa der gegebenenfalls notwendigen Registrierung in UK und der unter Umständen notwendigen Anwendung des britischen Steuersatzes – ist die Konsultation eines Steuerberaters dringend anzuraten. Vom Mehraufwand, den der Brexit verursacht hat, sind auch Unternehmen im Raum Görlitz betroffen.
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- Quelle: red | Bild mit Big Ben: Tumisu, Bild mit Lkw: rgaudet17 / Renee Gaudet, Pixabay License
- Erstellt am 23.06.2022 - 05:59Uhr | Zuletzt geändert am 23.06.2022 - 07:28Uhr
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