Eine eigene Webseite: Wozu?
Görlitz, 12. Mai 2022. Von Thomas Beier. Webagenturen kennen das: Es gibt sie noch, die Anfragen nach einer "ganz einfachen" Webseite zum kleinen Preis, verbunden meist mit einem verlinkten Muster "so wie die etwa". Davon abgesehen, dass man dann häufig der Preisvorstellung noch eine Null vor dem Komma hinzufügen, dann das Ganze mal zwei nehmen und die Mehrwertsteuer aufschlagen müsste, ist es in solchen Fällen wichtig, mit dem Interessenten einmal grundsätzlich über den Sinn und Zweck eines Webauftritts zu sprechen – womit wir beim Thema wären.
Online Erfolg als Ziel bringt neue Herausforderungen und bedarf neuer Lösungen
Der Weg zum geschäftlichen Erfolg ist manchmal unbefestigt und riskant, manchmal hart gepflastert oder gleicht einer Autobahn, wenn man erst einmal gelernt hat, immer wieder neue Ansätze zu erkennen und diese zu nutzen. Vor allem das Internet bietet hier Entwicklungen, bei denen man am Ball bleiben muss.
Es scheint logisch, dass niemand Zeit und Geld in eine eigene Webpräsenz investieren sollte, wenn unklar ist, was damit erreicht werden soll. Leider Gottes geschieht das aber oft genug, die Erwartungen an den wie auch immer gearteten Erfolg der Seite sind diffus, aber hoch. Pfiffige Agenturen verkaufen dann noch umfangreiche Systeme zur Erfolgsmessung, die Zugriffe nach unterschiedlichsten Kriterien auswerten. Das liefert dann Argumente zur weiteren Optimierung der Webseite, die den Webprogrammierern neuen Umsatz sichern.
Wie Webagenturen den Erfolg messen
Man muss schon überlegen, welche Aussagekraft die üblichen Kriterien zur Erfolgsmessung eines Webauftritts, wie sie oft herangezogen werden, haben:
- die Anzahl der Seitenbesucher, gegliedert nach Neubesuchern und Wiederkehrern
- die Verweildauer des Nutzers und wie viele Einzelseiten er abgerufen hat sowie die Absprungrate, die angibt, wie viele Nutzer nur eine einzige Seite eines Webauftritts abgerufen haben
- auf welchem Wege die Webseitenbesucher zum Internetauftritt gelangt sind
Welchen Erfolg Unternehmer brauchen
All das sind Faktoren, die sich technisch gut erfassen lassen, allerdings wegen der nötigen Cookie-Einwilligungen durch die Nutzer oft mit eingeschränkter Aussagekraft. Unternehmer, die Webportale für ihre geschäftlichen Zwecke nutzen, sind die Erfolgskriterien von Online Kampagnen jedoch ein Stück weit andere, etwa- die Umsatzhöhe in Relation zu den Kosten,
- die Anzahl der Kunden und deren Qualität, beispielsweise ihre Zuverlässigkeit, Treue als Wiederkäufer und Umsatzstärke,
- die Bekanntheit des Angebots in den Zielgruppen und Reaktionen möglicher oder tatsächlicher Kunden und
- die Kosten der Kundengewinnung, im Web etwa die Kosten pro Kontakt, Kosten pro Klick oder die Kosten pro Bestellung.
Grundlegende Ziele eines Webauftritts
Wegen der unterschiedlichen Definitionen von Erfolg und der oft unklaren Ziele eines Webauftritts reden wir bei BeierMedia.de den meisten Interessenten ihre Webprojekte wieder aus und konzentrieren uns nur auf sehr wenige, mit denen sich eindeutige Erwartungen verbinden.Mit Webseiten werden im Grunde tatsächlich nur wenige, klar differenzierte Ziele verfolgt:
- Dem Interessenten weiterführende informationen über eine Organisation, etwa ein Unternehmen oder einen Verein, zugänglich machen, damit dieser sein Informationsbedürfnis befriedigen und Vertrauen aufbauen kann. Wer das nicht macht, ist im Web nicht selbst existent. Außerdem können auf diese preiswerte Weise Informationen, die stets aktuell sind und auch sehr umfangreich sein können, bereitgestellt werden – und dass auch das eigene Image bedient wird, versteht sich von selbst.
- Mit Werbung auf der Webseite Geld verdienen. Dann muss die Webseite so konzipiert werden, dass möglichst viele Besucher sie möglichst lange nutzen. Das ist nicht nur zur Generierung von Umsatz über die geschaltete Werbung wichtig, sondern auch für die Werbekunden, damit diese eine Anreiz haben, die Werbeplätze auf der Seite zu nutzen, um möglichst viele Klicks zu erreichen.
- Über die Webseite etwas verkaufen. Hier kommt es darauf an, möglichst viele passende Interessenten zwecks Gewinnung als Kunden auf die Webseite zu leiten, ihnen den Kauf einfach zu machen und den Kontakt möglichst nie wieder abreißen zu lassen. Imageseiten wie jene von Städten können darauf abzielen, dass die Besucher der Seite Angebote aus der jeweiligen Stadt in Anspruch nehmen.
Die meisten klassischen Webprojekte lassen sich den drei vorstehenden Kategorien zuordnen. Kunden kennen das und erteilen entsprechende Aufträge und für die Webagenturen ist es einfacher, etwas zu verkaufen, das der Kunde eben schon kennt.
Da geht noch was: Webseiten besser in Abläufe integrieren
Das alles kann richtig sein, doch immer öfter werden mit solchen Herangehensweisen Potentiale verschenkt. Wie das gemeint ist wird schnell deutlich, wenn man die IT-Welt einer Firma einmal aus Anwendersicht betrachtet. Man kann getrost behaupten, dass die meisten Unternehmen aus dem gewerblichen und dem freiberuflichen Bereich, die mit einer Software – meist aber mit mehreren Programmen – arbeiten müssen, dies eher notgedrungen und nicht mit Begeisterung machen. Man sieht nicht durch, es klappt nicht, es geht nicht und dann vielleicht auch noch die trotzige Forderung des IT-Dienstleisters, man müsse seine geschäftlichen Abläufe gefälligst der Software anpassen – so macht die Arbeit keinen Spaß.Ein Beispiel
Als Beispiel mag ein Immobilienmakler dienen. Er muss Objekte fotografieren, die Bilder verwalten und bearbeiten und mit Exposés online stellen, vielleicht auch Videos dazu. Für Exposés werden Textverarbeitungsprogramme genutzt, um die Texte schließlich auf die Webseite zu laden. Dort wiederum fallen oft Anpassungsarbeiten an, die ein Mindestmaß an Grundwissen aus der Informatik und an Internetprogrammierung erfordern.Exzellente Softwarelösungen zeichnen sich dadurch aus, dass sie nicht bisherige Abläufe aus der analogen Welt in der digitalen abbilden oder einfach durch Abläufe, auch Workflow genannt, wie sie ein Programmierer für richtig gehalten hat, ersetzen. Vielmehr geht es darum, Sequenzen im Workflow unnötig zu machen oder vom Nutzer unbemerkt im Hintergrund auszuführen.
In Bezug auf den Makler bedeutet das etwa, nicht ein abgespecktes und zugeschnittenes Bild- und Textbearbeitungsprogramm bereitzustellen, sondern eine intuitiv bedienbare Lösung, mit der die interne Verwaltung seiner Daten sowie der für Interessenten und Kunden bereitzustellenden Informationen innerhalb eines Systems ermöglicht wird. Man könnte das eine ausgereifte Maklersoftware inklusive Homepage und mit integrierter Büroverwaltung nennen oder umgekehrt.
Ausblick
Wer als Internetagentur nicht nur darauf warten will, dass Aufträge von Bestands- oder Neukunden hereinflattern, sollte einzelne Branchen unter die Lupe nehmen und nach Ansätzen suchen, die- besonders freundlich für die Kunden des Agenturkunden sind,
- die internen Prozesse des Agenturkunden mit Schnittstellen zum Web versehen oder in den Webauftritt echte Schnittstellen zur internen Datenverarbeitung integrieren.
Im Grunde geht es darum, Kunden von zeitfressenden Routinelasten zu befreien. Wohl jeder wird zustimmen, dass in der modernen Geschäftswelt wie immer öfter auch im Privatbereich frei verfügbare Zeit zu den knappsten Gütern gehört. Wenn man soweit ist, dass man überlegen muss, wem man auf die Füße tritt, weil man keine Zeit für sein wichtiges Anliegen hat, spätestens dann sollte man seinen Umgang mit Zeit überdenken, Prioritäten prüfen und Ressourcen, wie sie moderne Software bietet, nutzen.
Der Autor hat 1994 die auf soft factors spezialisierte freiberufliche Unternehmensberatung Beier Consulting gegründet und im Jahr 2005 die gewerbliche BeierMedia.de.
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- Quelle: Thomas Beier | Foto: RobinHiggins / Robin Higgins, Pixabay License
- Erstellt am 12.05.2022 - 09:33Uhr | Zuletzt geändert am 12.05.2022 - 11:47Uhr
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