Görlitzer Tourismus-Anbieter in schwierigem Fahrwasser
Görlitz, 22. Februar 2022. Trotz guter Auslastung im Sommer 2021 sind die Kennzahlen der Tourismuswirtschaft in Görlitz unterm Strich weiter gesunken. Obgleich mancher nun auf 2022 hofft, stehen für das aktuelle Jahr noch viele Fragezeichen im Raum. Vor allem ist die Rücknahme von Vorsichtsmaßnahmen gehen Ansteckungen mit dem Coronavisrus nur eine Seite der Medaille, der dann womöglich ungebremstere Pandemieverlauf mit noch größeren wirtschaftlichen Schäden die andere.
Auf und ab im Jahr 2021
Insgesamt 214.394 Übernachtungen gab es im Jahr 2021 in den Görlitzer Beherbergungsbetrieben, 86.042 Gäste konnten in Görlitz laut Statistischem Landesamt Sachsen begrüßt werden. Im Vergleich zu, Jahr 2020 ist das ein Rückgang um weitere 8,7 Prozent bei den Übernachtungen und und 16,7 Prozent bei den Ankünften. Damit entsprechen die Zahlen in etwa dem Tourismus-Niveau von vor zehn Jahren.
Der Lockdown des Jahres 2021 in Sachsen dauerte im bundesweiten Vergleich lange an, erst ab dem 8. Juni 2021 entfielen im Landkreis Görlitz die letzten Beschränkungen für touristische Betriebe – und schon ab dem 22. November 2021 war Tourismus in Sachsen wieder nicht mehr möglich. "Das sind nochmal bedeutend längere Ausfallzeiten für den Tourismus als 2020, die ein weiteres Minus entstehen lassen. In dieser Zeit haben wir unterschiedliche Maßnahmen durchgeführt, um die Bekanntheit und das Interesse von Görlitz als Reiseziel trotzdem weiter hoch zu halten. Nach einer kurzen touristischen Anlaufphase konnten wir dann in den Monaten August und Oktober neue Höchstwerte bei den Übernachtungen registrieren – dieses Auf und Ab bedeutete einen großen Kraftakt für alle Leistungsträger", erläuterte dazu Eva Wittig, Geschäftsführerin der städtischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft Europastadt GörlitzZgorzelec GmbH (EGZ).
Die Zimmerauslastung lag im August und Oktober 2021 bei über 70 Prozent, im September in den Hotels sogar bei über 80 Prozent. Für die anderen Monate vom späten Frühjahr bis zum Herbst 2021, in denen Tourismus möglich war, weist die Statistik ein vergleichbares Niveau wie 2020 aus.
Die Aufenthaltsdauer für Urlaube in der Neißestadt ist auf durchschnittlich zweieinhalb Tage gestiegen. Dabei hat sich der Charakter der Aufenthalte geändert, wie Wittig anmerkt: "Die neuen Entwicklungen vom ersten Corona-Jahr mit längerer Aufenthaltsdauer, mehr Individualtouristen und Familienurlaubern sowie stärker nachgefragten Aktivitäten in der Natur wie Radfahren und Wandern lassen sich aus unserer Sicht auch für 2021 bestätigen." Das Interesse an individuellen Touren in Görlitz und Umgebung bedient die EGZ unter anderem mit Angeboten in einem eigenen Online-Tourenportal. Das von der Görlitz-Information entwickelte Angebot umfasst aktuell rund 40 Touren, die ergänzend zu den thematischen Stadtführungen wirken. "Mit besonderem Augenmerk auf die Digitalisierung stellen wir uns mit Maßnahmen wie diesen weiter auf die Trends und die Bedürfnisse der Reisenden ein", so die EGZ-Geschäftsführerin.
Für das touristische Jahr 2022 hofft die EGZ auf verlässliche Rahmenbedingungen, bessere Planbarkeit und etwas mehr Normalität, Wittig: "Europäisches Stadterlebnis und vielfältige Kultur sind unsere Stärken und die wollen wir endlich mal wieder voll ausspielen können." Auch Gastlichkeit und Genuss seien wichtig.
Region stärker einbeziehen
Um die Aufenthaltsdauer von Gästen in der Stadt mittelfristig zu steigern, setzen die Görlitz-Vermarkter zudem auf die Kombination aus Stadturlaub und Aktivitäten in der Natur. Im Fokus dabei sind der Berzdorfer See, das UNESCO-Welterbe Muskauer Park, das Zittauer Gebirge und auch Polen und Tschechien als attraktive Ausflugsziele. Daher nehmen die Kooperationen der EGZ mit den touristischen Marketing-Partnern wie der Tourismus Marketing Gesellschaft Sachsen und der Marketing-Gesellschaft Oberlausitz-Niederschlesien sowie die Kooperation im Landkreis Görlitz mit den Touristischen Gebietsgemeinschaften Neißeland und Zittauer Gebirge einen wichtigen Stellenwert im Görlitzer Marketing für den Tourismus ein.Kommentar:
Da kann sich die Görlitzer Tourismuswirtschaft wahrhaft glücklich schätzen, dass ein Gutteil des Marketings von einer stadteigenen Gesellschaft getragen wird.
Wenn nun der Görlitz-Tourismus mit Hilfe des Umlands weiter befördert werden soll, dann gehört dazu der Gedanke, dass dies nicht auf Kosten der anderen Tourismusanbieter im Landkreis Görlitz und darüber hinaus funktionieren wird. Immerhin freuen sich Übernachtungsanbieter von Bad Muskau bis Lückendorf ebenfalls über Übernachtungsgäste, von den hunderten Übernachtungsmöglichkeiten in der zentral gelegenen Geheimen Welt von Turisede – vom Baumhaushotel, thematischen und Abenteuer-Unterkünften bis hin zu Glamping und Camping – ganz zu schweigen.
Die EGZ-Anstrengungen zur Tourismusförderung in allen Ehren, man muss – und das ist ganz allgemein gemeint – nur aufpassen: Wirtschaftliche Interessenvertreter sind eben nicht die Wirtschaft, sie sollten sich vorsorglich vor jedem verzerrenden Eingriff hüten – bei den Wirtschaftsunternehmen muss nämlich jeder einzelne Betrieb sehen, wie er mit seinen Leistungen Geld verdient und über die Runden kommt,
meint Ihr Thomas Beier
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- Quelle: red / Kommentar: Thomas Beier | Foto: © BeierMedia.de
- Erstellt am 22.02.2022 - 17:35Uhr | Zuletzt geändert am 22.02.2022 - 18:58Uhr
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