Gold oder Geld?

Gold oder Geld?Görlitz, 2. Februar 2022. Von Thomas Beier. Wer in der Schule aufgepasst hat, erinnert sich an eine Stelle in Goethes Faust, der Tragödie erster Teil, wo Margarete angesichts einer Goldkette und von goldenen Ohrringen die Worte “Nach Golde drängt, am Golde hängt, doch alles. Ach wir Armen!” entfleuchen. Mal pragmatisch gefragt: Stimmt das?

Abb.: Krügerrand-Goldmünzen
Foto: Zlaťáky, Pixabay License
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Ein Edelmetall für Schmuck, Anleger und Industrie

Ein Edelmetall für Schmuck, Anleger und Industrie
Goldbarren in unterschiedlichen Formen. Als es noch anständige Ganoven gab, wurden gefälschte Goldbarren mit Bleikern in handelsüblichen Kastenkuchenformen hergestellt. Vor Nachahmung wird gewarnt
Foto: Christian_DuB, Pixabay License

Für viele ist Gold das wichtigste Synonym für Reichtum, wenn man mal von den besten Freunden eines Mädchens absieht: "Diamonds are a girl’s best friend!" Das stellte Marylin Monroe 1953 in der Musical-Verfilmung “Blondinen bevorzugt” selbstbewusst fest und pfiff damit auf alles, was heute mit der Gleichstellung der Frau verbunden wird.

Schaut man sich die Goldmärkte an, dann wird tatsächlich rund die Hälfte allen Goldes zu Schmuck verarbeitet. Wer nun meint, damit sei es ja zugleich eine Geldanlage, dem muss man antworten: Durchaus, aber ein echter Kapitalanleger wird auf die teure Schmuckherstellung verzichten, weil diese bei einem Verkauf kaum wieder eingespielt wird. Wer in Gold investiert, dem geht es um das reine Metall, sonst nichts.

Nuggets sind out

Und Gold einfacher handelbar zu machen, haben sich Goldbarren in unterschiedlicher Größe, besser gesagt nach Gewicht, zu einem Standard entwickelt. Die Einheit für die Gewichtsangabe ist die Unze, in Deutschland meist Feinunze (oz. tr.) genannt: Mit genau 31,1034768 Gramm entspricht sie der sogenannten Apotheker-Unze, bezieht sich auf nur auf das Edelmetall – Legierungselemente und Verunreinigungen sind also bereits abgezogen. Abgeleitet ist die Unze vom lateinischen Unicia, dem Zwölftel.

Eine Sonderstellung nimmt der Krügerrand, eine bei Sammlern und Goldanlegern beliebte Goldmünze aus Südafrika, ein. Mit einer Unze Edelmetallgewicht ist er erschwinglich und jeder, der mit Gold zu tun hat, weiß sofort, worum es geht.

Der Goldwert ist vor allem von der Fördermenge und der Nachfrage abhängig. Beide Faktoren unterliegen Schwankungen. So geht der Goldeinsatz in der Zahnmedizin zurück, weil hier öfter weniger auffällige Keramikinlays verwendet werden. Da Gold chemisch sehr reaktionsträge ist und nur mit wenigen Verbindungen nennenswert reagiert, könnte es für künftige medizinische Anwendungen etwa im Nanobereich interessant sein, doch ebenso wie in der Zahnmedizin dürften die benötigten Mengen eher gering sein.

Gold in der Industrie

Nennenswert ist hingegen die Elektronikindustrie, weil Gold ein guter elektrischer Leiter ist und nicht oxidiert. In vielen Haushalten finden finden sich etwa an TV- und Hifi-Geräten Buchsen und Stecker, die mit Echtgold vergoldet sind – die Betonung von Echtgold deshalb, weil umgangssprachlich auch Schichten aus Kupfer oder Messing als gern als "vergoldet" bezeichnet werden. Diese Metalle laufen aber an der Luft an und werden dadurch an der Oberfläche schlechter leitfähig.

Während die Nachfrage nach Gold in der Industrie während der Coronapandemie zurückgegangen ist, nimmt die Bedeutung von Gold in der Finanzwirtschaft deutlich zu: Die Zentralbanken decken sich wieder mit Gold ein, mit Gold werden börsengehandelte Fonds und Rohstoffe abgesichert, manche Anleger setzen wieder mehr auf Goldmünzen und Goldbarren.

Gold kaufen oder verkaufen?

Angesichts der aktuellen Inflation wird sich mancher fragen, ob ein Teil der Ersparnisse, die auf dem Bankkonto liegen und an denen die Inflation nagt, nicht doch besser in Gold angelegt ist, am besten vielleicht auch noch irgendwo gut versteckt. Doch Vorsicht: Der Goldpreis unterliegt starken Schwankungen und wenn es zu einer echten Krise käme, würde der Wert de Goldes durch Geld nicht aufgewogen. Beispiele liefern die Hungersnöte in Deutschland nach dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg, als etwa der Goldschmuck der Familie gegen Nahrungsmittel eingetauscht werden musste.

In gewisser Weise ist Gold totes Kapital: Es existiert, arbeitet und vermehrt sich aber nicht. Deshalb kann man auch über die gegenteilige Variante nachdenken: Man könnte sein Zahngold, den ererbten Goldschmuck und vielleicht vorhandene Goldbarren verkaufen und das erlöste Geld produktiv anlegen, etwa in Aktien, Aktienfonds oder in einem eigenen Unternehmen.

Ganz egal, wie man sich entscheidet: Nur einfach auf dem Bankkonto liegen- und dahinmodern lassen sollte man sein Geld – wohlgemerkt nach einer gründlichen Risiko- und Chancenabwägung – nicht.

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  • Quelle: Thomas Beier | Foto Krügerrand: Čeština / Zlaťáky, Pixabay License; Foto Goldbarren: Français / Christian_DuB, Pixabay License
  • Erstellt am 02.02.2022 - 08:41Uhr | Zuletzt geändert am 02.02.2022 - 09:17Uhr
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