Bei Kunstblumen kommt Kunst von Können

Bei Kunstblumen kommt Kunst von KönnenGörlitz, 7. Oktober 2021. Von Tina Beier. So langsam wird es herbstlich und das Weinlaub am Haus ist längst bunt geworden. Das vergangene Wochenende war in der Oberlausitz zwar noch einmal sommerlich, aber vielerorts wurden schon die Heizungen angestellt. In den nächsten Monaten können die Kinder nicht mehr so oft wie im Sommer draußen spielen. Da ist es schön gemütlich zu Hause, beim gemeinsamen Basteln sich den nächsten Frühling schon einmal ins Haus zu holen ist eine feine Sache.

Abb.: Schon die Kleinsten können mit zu Blüten ausgeschnittenen Filzscheiben "blümeln". Zur Verzierung der Blumen dienen Perlen und alles, was die Bastelkiste so hergibt
Foto: © BeierMedia.de
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Blumen basteln mit Kindern – und eine großartige sächsische Tradition

Für die lustigen Blumen benötigt man nicht viel: Kleber oder eine Heißklebepistole – Vorsicht, wird wirklich heiß! – eine dicke Stopfnadel mit Faden und für die oben abgebildeten Blumen etwas Filz aus dem Bastelladen, kleine und große Perlen und was den Kindern noch so alles einfällt. Eine schöne Idee ist es zum Beispiel, Schlüsselanhänger aus den farbigen Blumen zu basteln.

Die Kinder sind ja aus Kindergarten oder Schule meist schon sehr geübt, was das Basteln anbetrifft. Und nicht selten können sie den Erwachsenen helfen, falls die einmal nicht mehr weiterwissen. So lernt einer vom anderen und gemeinsam entstehen schöne Dinge, die vielleicht zu einem Geburtstag verschenkt werden können.

Künstliche Blumen herstellen: ein Kunsthandwerk

Das Herstellen von künstlichen Pflanzen hat der Überlieferung nach eine 3000 Jahre lange Tradition. Um Kränze lange ansehnlich und frisch aussehend zu erhalten, wurden früher Wachsblumen eingeflochten. Auch zu Agatha Christies Zeiten waren Wachsblumen sehr bekannt, wie die Kriminalschriftstellerin mit dem Roman "Der Wachsblumenstrauß" belegt. Hier wurde mit Hilfe von Hercule Poirot der schwierige Fall jedoch schnell gelöst.

Parfürmierte Kränze aus Papyrusrinde und Seide wurde von den Ägyptern nach Rom exportiert. Italienische Nonnen – so auf Wikipedia nachzulesen – entwickelten vom 14. bis zum 17. Jahrhundert eine wahre Meisterschaft in der Herstellung von künstlichen Seidenblumen. Schon bald wurden viele Leute auf die Schönheit der Blumen aufmerksam und so fanden die Blüten ihren Weg aus den Klöstern und Kirchen in die Galanterieläden. Gerne schmückten höhergestellte Damen damals ihre Hüte mit den kostbaren Blumen, die ihre Wurzeln im Kirchenschmuck hatten.

Sächsische Traditionen bei Nachbildungen der Natur

Berühmt wurden Vater und Sohn – Leopold und Rudolf – Blaschka aus Hosterwitz bei Dresden mit ihren Glasobjekten aus Fauna und Flora. Sie bildeten die in den Vereinigten Staaten bekannten 800 Pflanzen- und Tiermotive nach, die als Anschauungsmaterial für die Studenten im Unterricht eingesetzt wurden. Noch heute befindet sich diese großartige Sammlung in den Harvard Museen der Wissenschaft & Kultur in Cambridge, Massachusetts. In einem Film berichten die Museen von der Restaurierung von Meereslebewesen aus Glas, die von den Blaschkas geschaffen wurden.

Einzigartig ist zudem die Deutsche Kunstblume Sebnitz. Die seit dem Jahr 1834 bestehende Manufaktur ist heute eine der ganz wenigen weltweit, die Kunstblumen noch in traditioneller Handarbeit herstellen. Seinen Ruf als Seidenblumenstadt hat das in der Sächsischen Schweiz gelegene Sebnitz erhalten können, obgleich die Produktion der künstlichen Blumen – hier "blümeln" genannt – nach 1989 stark zurückgegangen ist. Hintergrund: Die Seidenblumen dienten der "DDR" vor allem zur Devisenbeschaffung. Mit der Einführung der Marktwirtschaft und der D-Mark wurde jedoch der damalige "Devisenumrechnungskoeffizient", der die Ostmark genannte "Mark der DDR" mit der D-Mark vergleichbar machen sollte und dazu führte, dass unwirtschaftlich hergestellte Waren gegen westliche Valuten exportfähig wurden, obsolet.

In der Deutschen Kunstblume Sebnitz wird die Tradition erhalten, wie man in der Schauwerkstatt sehen kann. Die Beschäftigten arbeiten teils mit historischen Maschinen und setzen für die unterschiedlichen Blumen rund 75.000 Stanzwerkzeuge ein. Wer möchte, kann sich hier im "Selberblümeln" üben und seine Fingerfertigkeit einmal ausprobieren.

Künstliche Pflanzen und Blumen haben ihre Berechtigung

Die künstlichen Pflanzen sind heute von echten Pflanzen oft kaum noch zu unterscheiden. Zwar lieben zweifelsohne viele ihre lebenden Pflanzen, aber wenn jemand lieber Kunstblumen oder Kunstpflanzen kaufen möchte, hat er oder sie gute Gründe dafür. Ein großer Vorteil: Unechte Pflanzen müssen weder gegossen noch gedüngt oder umgetopft werden und ihr Standort ist völlig unkritisch. Wärme und Licht spielen ebenso wie Pflanzenkrankheiten keine Rolle und der Pflegeaufwand geht gegen Null. Das ist nicht nur im Büro ein zeitsparender Vorteil, sondern auch zu Hause.

Für Allergiker, die auf etwas Grünes im Haus nicht verzichten möchten, können Kunstpflanzen beziehungsweise Kunstblumen eine gute Alternative sein, denn sie lösen keine florabedingten Allergien aus. Hingegen kann etwa der ficus benjamini, auch Feigenbaum genannt, Asthmaanfälle auslösen oder verstärken. Und überhaupt: Nicht jeder hat einen grünen Daumen. Ist es nicht frustrierend, wenn eine Pflanze nach der anderen eingeht? Ausgenommen natürlich die Kakteen, denn die halten es sehr lange ohne Wasser aus.

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  • Quelle: Tina Beier | Foto: © BeierMedia.de
  • Erstellt am 07.10.2021 - 10:20Uhr | Zuletzt geändert am 07.10.2021 - 11:31Uhr
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