Breitband-Internet, Fördermittel und IT-Sicherheit

Breitband-Internet, Fördermittel und IT-SicherheitGörlitz, 21. September 2021. Von Thomas Beier. Mit dem geförderten Breitbandausbau nimmt auch im Landkreis Görlitz die Zahl der "weißen Flecken", wie man die mit Internet unterversorgten Gebiete nennt, stetig ab. Gestern wurde das Glasfasernetz in Rosenbach in Betrieb genommen und Wirtschafts-Staatsminister Martin Dulig (SPD) brachte bei dieser Gelegenheit den Förderbescheid für Cluster 10, der von Ostritz über Herrnhut bis Großschönau reicht, gleich mit. Im Boot ist auch der Bund, der weitere Millionen Euro Fördermittel bereitstellt, die auch dem Landkreis Görlitz zugute kommen.

V.l.n.r.: Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD), Landrat Bernd Lange (CDU) und Wirtschaftsdezernent Thomas Rublack (CDU)
Foto: © Landratsamt Görlitz
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Fördermittel für den Landkreis Görlitz

Fördermittel für den Landkreis Görlitz
Vor dem Baugeschäft Kuche in Rosenbach übergab Wirtschaftsminister Dulig den Fördermittelbescheid für den Internetausbau im Cluster 10, der Beiersdorf, Ebersbach-Neugersdorf, Großschönau, Großschweidnitz, Herrnhut, Jonsdorf, Kottmar, Lawalde, Oderwitz und Ostritz umfasst
Foto: © Landratsamt Görlitz

Dabei geht es um beträchtlich Summen: Zusammen mit den erst kürzlich angesagten 19.264.512 Euro erhält der östlichste Landkreis Deutschlands insgesamt 26.572.512 Euro vom Bund, zu denen 13.286.256 Euro vom Freistaat Sachsen hinzukommen. Der Landkreis selbst braucht nur 4.428.752 Euro aufzubringen. Die Angaben stammen von Thomas Jurk (SPD), Görlitzer Bundestagsabgeordneter und zuständiger Berichterstatter im Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages.

Jurk nennt auch die Anschlusszahlen im Landkreis Görlitz "mit einer Versorgung von mind. 1 Gbit/s", womit allerdings der mit der derzeitigen Technologie erreichbare Maximalwert gemeint ist. Die Realität: Zumindest ortsweise stehen aktuell erst einmal höchstens zu erreichende 50.000 Kbit/s, künftig maximal 100.000 Kbit/s – das sind fürs Dezimalsystem vereinfachte 100 Mbit/s oder 0,1 Gbit/s – zur Verfügung.

Jedenfalls sollen 1.201 Haushalte, 223 Unternehmen und 29 Schulen im Landkreis Görlitz in den Genuss des schnellen Internets gelangen. Teilt man nun den Betrag der Gesamtförderung durch die Anzahl der Anschlüsse, so wird jeder Glasfaseranschluss mit 30.480 Euro und sechs Cent bezuschusst – was so manchem Steuerzahler doch ein bissel aufwendig erscheinen dürfte, zumal schnelle Funknetze – preiswert und für viele Anwender mit beispielsweise 20 Mbit/s völlig ausreichend – weiter ausgebaut wurden.

Angenommen wird, mit der Fiber-To-The-Home- oder kurz FTTH-Glasfasertechnologie um das Jahr 2030 eine Übertragungsgeschwindigkeit von 10 bis 20 Gbit/s zu erreichen. Allerdings ist es schon heute so, dass mit der Übertragungsgeschwindigkeit auch die Monatspreise steigen. Eine Hochrechnung auf die im Jahr 2020 nachgewiesene Höchstgeschwindigkeit von 178 Tbit/s, 178.000.000 Mbit/s, die nahe der theoretisch möglichen Maximalgeschwindigkeit liegt, dürfte atemberaubend ausfallen.

Schnelles Internet: Möglichkeiten und Folgen

Der Nutzen des schnellen Internets kann differenziert betrachtet werden. Privathaushalte verweisen gern auf Smart-TV in ultrahoher Qualität und den schnellen Download von Spielen. Beides ist für Ältere, die weder am PC spielen noch wegen nachlassender Sehkraft ein HD-Bild nicht von Full HD oder gar UHD unterscheiden können, nicht sonderlich interessant – und ob junge Leute noch mehr vor der Konsole anhängen sollten, sei dahingestellt.

Fakt ist: Das schnelle Internet bringt soziale Konsequenzen mit sich. Schon vor der Coronapandemie klagten Clubbetreiber darüber, dass Jugendliche lieber zu Hause vor dem Laptop abhängen und mit ihrem Allerwertesten auf der Couch kleben statt ihn zu direkten Begegnungen und zum Abtanzen zu bewegen. Viele Unternehmen hingegen profitieren von schnellen Datenübertragungen, etwa bei größeren Softwarepaketen, Wartungsaufgaben oder Maschinensteuerungen. Doch wo Licht, da auch Schatten. Wie sieht es im Detail aus?

Privathaushalte mit Glasfaseranschluss

Besonders für Privathaushalte kann ein Glasfaseranschluss eine umfassende technische Aufrüstung zur Folge haben.Neben leistungsfähigen Endgeräten wie etwa Personal Computern und Notebooks – Stichworte sind Schnelligkeit und Speicherkapazität – werden sich immer mehr glasfaserverkabelte Haushalte einen oder mehrere Smart-TVs zulegen – schließlich haben die Generationen ganz unterschiedliche Interessen, was den Fernseh-, Entschuldigung, Medienkonsum betrifft. Insbesondere technisch Interessierte werden zu den Anwendern der Smart-Home-Technologie werden, die unterschiedlichste Geräte – von Heizung und Lüftung über die Beleuchtung und den Kühlschrank bis hin zur Schließ- und Sicherheitstechnik – per Internetprotokoll steuert und damit zugleich fernsteuerbar macht.

Woran bei aller Internet-Euphorie, wie sie der geförderte Breitbandausbau im Landkreis Görlitz mit sich bringt, die wenigsten denken, stark vereinfacht gesagt, ist: Mit der Zahl der internetfähigen Geräte steigt auch die Menge der möglichen Angriffspunkte für unerwünschte Online Besucher. In puncto Sicherheit allein auf die Hersteller zu vertrauen, erweist sich – wie die Praxis zeigt – immer wieder als ein schlechter Rat. Mit unterschiedlichsten Methoden können Angreifer etwa in den Besitz von Passwörtern gelangen, sowohl online, offline wie auch durch menschliche Irrtümer und Fehler. Merke: Auch Poltergeister kommen heute via Internet.

Tipp:
Grundsätzlich sollten Passwörter so aufgebaut sein, dass der Rechenaufwand zu ihrer Ermittlung so groß wird, dass er sich für Angreifer nicht mehr lohnt. Passwörter sollten deshalb stets mindestens zwölf Zeichen lang sein und einen Kauderwelsch aus Groß- und Kleinbuchstaben, Ziffern und Sonderzeichen darstellen. Je mehr Klartextanteile ein Passwort enthält oder naheliegende Ziffernfolgen wie etwa Geburtsdaten oder Postleitzahl, umso einfacher lässt es sich knacken. Natürlich gibt es Tricks, wie man sich seine komplizierten Passwörter auch in zunehmender Zahl merken beziehungsweise verhindern kann, dass sie jemandem in die Finger fallen, nur verbietet sich zu diesem Thema jede öffentliche Erläuterung.


Wer als Privatanwender wirklich auf Nummer sicher gehen will, der sollte davon ausgehen, dass alles, was auf einem mit dem Internet verbundenen Computer – ob nun Laptop oder Handy – geschieht, im Grunde für andere zugänglich ist.

IT-Sicherheit für Unternehmen rückt noch stärker in den Vordergrund

Durchaus ähnlich wie in Privathaushalten ist die Situation in Unternehmen und anderen Organisationen. Doch kommt hier hinzu, dass manche Mitarbeiter meinen, für die IT-Sicherheit sei die Chefetage zuständig und sich entsprechend unvorsichtig verhalten. Und manche Sicherheitsmaßnahme erweist sich in der Praxis als paradox: Wer etwa nach der mehrfachen Fehleingabe eines Passwortes den Zugang zu einem IT-System aus Sicherheitsgründen für eine gewisse Zeit generell sperrt, macht sich für einen sogenannten DoS-Angriff verwundbar: Wird das System bewusst mit falschen Zugangsdaten auch nur geringfügig “bombardiert”, kann sich niemand mehr einloggen, die IT fällt aus.

Während man zu Zeiten des langsamen Internets ungewöhnlichen Datenverkehr an einer Verlangsamung des Datentransfers insgesamt erkennen konnte, fällt das beim schnellen Internet nicht mehr auf. Ein unbemerkter Zugriff auf Daten, um diese abzugreifen oder zu manipulieren, dürfte zu den größten Ängsten in vielen Unternehmen gehören. Neben Geschäftsunterlagen und Knowhow wird in Zukunft der unberechtigte Zugriff auf Maschinensteuerungen mit unabsehbaren Folgen eine größere Rolle spielen.

Der Grundsatz, nach dem eine Software nicht fehlerfrei ist, kann erweitert werden auf das Postulat, dass grundsätzlich jede Software – insbesondere, wenn mit dem Internet verbunden – angreifbar ist. Maßnahmen wie Firewalls, Anti-Viren-Software sowie passwort- und hardwaregeschützte Zugänge suggerieren zwar ein gewisse Sicherheit, haben jedoch für Hacker eine legales Geschäftsfeld eröffnet: Penetration Testing. Dabei wird mit unterschiedlichen Vorgehensweisen versucht, Schwachstellen eines IT-Systems zu finden und als Nachweis in dieses einzudringen. Diese Eindringtests, in der Fachsprache Penetration Testing genannt, sind die Voraussetzung dafür, Sicherheitslücken abzustellen oder zumindest einer Risikobewertung zu unterziehen.

Anwendungen für Penetration Testing in der Praxis reichen von realistischen Szenarien im IT-Umfeld bis hin zum Test von Apps, wie Web Applikationen kurz genannt werden. Dabei herrscht über die Vorgehensweise der von ihren Kunden geschätzten Berufshacker über große Strecken Verschwiegenheit, um kriminellen Kollegen keine Anregungen zu geben. Andererseits wird vorab festgelegt, welche Regeln gelten sollen, wenn ein Sicherheitsrisiko entdeckt wird.

Unterm Strich

Breitband-Internet zieht weitere Ausgaben mit sich. Eine besondere Rolle spielt dabei der Schutz privater Daten und in Unternehmen und anderen Organisationen ganzer Netzwerke und IT-Systeme. Nicht nur für Softwareentwickler, sonder auch für die Anwender insbesondere kritischer IT-Infrastruktur sowie vertraulicher Datenbestände wird es immer wichtiger, ihre Systeme auf Sicherheitslücken zu testen beziehungsweise von ausgewiesenen Experten testen zu lassen.

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  • Quelle: Thomas Beier | Fotos: © Landratsamt Görlitz
  • Erstellt am 21.09.2021 - 09:52Uhr | Zuletzt geändert am 21.09.2021 - 13:39Uhr
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