Spannende Technik ohne Computer

Spannende Technik ohne ComputerGörlitz, 5. Juli 2021. Von Thomas Beier. In einer Zeit, in der Kinder immer öfter nicht einmal Lokführer oder Pilot, sondern Influencer oder Spieleentwickler werden möchten, soll der Blick wieder einmal auf die MINT-Fächer – also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – gelenkt werden. Gerade in der Technik gibt es eher mechanisch orientierte Berufe, bei denen der Computer nicht so absolut im Mittelpunkt steht. Vielleicht kann ja damit die eine oder andere Berufswahl beeinflusst werden.

Abb.: Etwas verdutzt ist man schon, wenn man im erzgebirgischen Scharzenberg das große Porsche-Werk mit seinem markanten Schriftzug entdeckt. Hier ist die Wiege des Großwerkzeugbaus in Deutschland mit mehr als 120-jähriger Tradition. So entstanden in an diesem Standort ab 1938 die Karosseriewerkzeuge für den von Ferdinand Porsche entwickelten VW Käfer, zu "DDR"-Zeiten für den Golf und heute für namhafte Autobauer. Ferdinand Porsche stammt übrigens aus Maffersdorf in Böhmen, heute eine Teil von Reichenberg (Liberec) bei Zittau.
Foto: © BeierMedia.de
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Es gibt sie noch, die Welt der Mechanik

Kinder wachsen heute in eine Welt, die ihnen Fähigkeiten vermittelt, bei denen Ältere oft nur noch staunende Augen machen. Den Internetanschluss oder das E-Mail-Programm einrichten oder die neue Handy-App, das machen Kinder, als ob es angeboren wäre. Entsprechend entwickeln viele den Berufswunsch, irgendetwas mit Computern zu machen.

Nun ist allerdings ein Berufsleben vor Bildschirmen – wer wüsste das besser als ein Online-Redakteur – nicht unbedingt erstrebenswert, über kurz oder lang leiden bei vielen Augen und Rücken. Auch mental kann Bildschirmarbeit zum Problem werden: Bildschirmarbeiter kennen diesen Neid auf Handwerker, die mit ihren Händen etwas schaffen, was sie am Abend als Ergebnis des Arbeitstages sehen. Das ist etwa ganz anderes als ein paar Daten auf einer Festplatte, die irgendwann gelöscht oder geschreddert wird.

Es gibt auch heute noch hochangesehene und nicht so einfach ersetzbare Spezialisten, in deren Berufsleben der Computer im Grunde nicht vorkommt. Ein gutes Beispiel ist der Mann, der für den Porsche Werkzeugbau in Schwarzenberg/Erzgebirge und auf der ganzen Welt die großen Presswerkzeuge für Pkw-Karosserieteile von Hand nacharbeitet und perfektioniert. Oder jene Spezialisten aus den Blechformwerken in Bernsbach/Erzgebirge, die es schafften, einen von einem Lkw überrollten Motorradscheinwerfer makellos auszubeulen. Beide Beispiele zeugen von hoher Handwerkskunst und teils über Generationen weitergegebenen Erfahrungen.

Spannend wird es in der Industrie überall, wo Werkstücke oder Materialien transportiert, sortiert, zusammengefügt oder gemischt werden müssen. Das ist noch immer weitestgehend eine ganz klassische Welt der Mechanik. So werden etwa Motore für Luftduschen an kurvengesteuerten Rotationsmaschinen, die sich die Teile gegenseitig übergeben, automatisch montiert. Kleinteile hin gegenwerden mit Vibrationsförderern transportiert, ausgerichtet und sportiert. Auch Ultraschall kommt für diese Zweck zum Einsatz und erlaubt sogar, Werkstücke mit hochempfindlichen Oberflächen berührungslos zu transportieren, ohne teure Druckluft einzusetzen.

Wie werden Pillen hergestellt?

Interessant ist, wie Medikamente entstehen. Das sprichwörtliche Pülverchen aus der Apotheke ist längst ebenso ausgestorben wie die Pille – und den "Pillendreher" gab es nie, er war immer nur eine abwertende Bezeichnung für jemanden, mit dessen Fähigkeiten nichts anzufangen ist. Dennoch geistert die Pille weiter im Sprachgebrauch herum, vor allem als Anti-Baby-Pille.

Abgelöst wurde die Pille, die aus Abschnitten eines Strangs hergestellt wurde, durch Tabletten, in deren Form Pulver oder Granulat – Wirkstoffe und Hilfsstoffe wie Füll-, Binde- oder auch Zerfallsmittel – gepresst werden. Manchmal werden die Tabletten anschließend durch einen Film überzogen. Von Bedeutung sind außerdem Kapseln, bei denen eine Hülle aus Gelatine befüllt wird. Strenge Vegetarier sollten darauf achten, dass die Hülle aus pflanzlicher Cellulose besteht. Weichkapseln können sogar halbfeste oder flüssige Inhalte aufnehmen.

Vorstellen kann man sich eine Tablettenfabrik ähnlich wie eine Mühle, der Produktionsprozess erfolgt im klassischen Fall von oben nach unten: Auf der obersten Etage werden die Ausgangsstoffe bereitgestellt, also Pulver und Granulate. Bereits hier oder auf der Etage darunter werden sie in großen Mischmaschinen miteinander vermischt. Granulate haben dabei den Vorteil, dass kein Staub entsteht und sich fertige Mischungen unter bestimmten Bedingungen nicht wieder entmischen. Auch haben Granulate eine bessere Rieselfähigkeit als Pulver, können also im Produktionsprozess leichter transportiert und einfacher dosiert werden. Zudem sind sie gut wasserlöslich. Wird hingegen ein Wirkstoff in bereits gelöster Form transportiert und gelagert, ist der Aufwand deutlich höher. Die Granulatherstellung erfolgt durch das trockene Zusammenpressen eines Pulvers zwischen Walzen, ganz ohne Bindemittel.

Noch eine Etage tiefer werden die Tabletten gepresst und meist in Blister verpackt. Diese werden dann im Erdgeschoss automatisch in Verkaufsverpackungen verpackt, die dann dann im letzten Schritt in Transportverpackungen aus Karton zusammengefasst werden. Was sich einfach anhört, ist in der Realität eine komplexer Prozess. Mischungsverhältnisse müssen eingehalten und bei Produktionsumstellungen die Maschinen extrem gründlich gereinigt werden.

In der Oberlausitz

In der Oberlausitz hat die mechanische Fertigung – natürlich auch mit elektronischer Steuerung – eine große Tradition. Zu nennen sind als Beispiele die Zimmermann Technische Federn GmbH in Leutersdorf oder das 2004 eröffnete Werk der Scherdel-Gruppe in Seifhennersdorf. Beide bilden, so wie viele weitere Betriebe vor Ort im Landkreis Görlitz, aus und bieten Karrierechancen. Andere wiederum sind wie die BMS GmbH KEMA in Schöpstal auf technologischem Gebiet erfolgreich oder retten wie KREISEL GmbH & Co. KG aus Krauschwitz i.d. O.L. / Krušwica Arbeitsplätze in Bayern durch die Übernahme eines Schüttgutspezialisten.

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  • Quelle: Thomas Beier | Foto: © BeierMedia.de
  • Erstellt am 05.07.2021 - 17:54Uhr | Zuletzt geändert am 04.11.2022 - 01:12Uhr
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