Wirtschaftsstandort Görlitz: Unternehmerverband für positive Fakten
Görlitz, 23. Juni 2021. Von Thomas Beier. Wirtschaft in Görlitz – das ist für viele Unternehmer und maßgebliche Führungskräfte ein Acker mit besonderen Wachstumsbedingungen. Das weiß auch der Allgemeine Unternehmerverband Görlitz und Umgebung – Gewerbeverein zu Görlitz 1830 e.V., griffiger kurz AUV genannt, und hat am 10. Juni 2021 einen Brief geschrieben, der sich an den Görlitzer Oberbürgermeister Octavian Ursu, an Bürgermeister Dr. Michael Wieler und die Stadträte richtet.
Erfolgreiche Wirtschaft nützt allen
Damit das Anliegen des von Unternehmern geschriebenen Briefes auch jene verstehen, die – um mit Winston Churchills Worten zu sprechen – den "Unternehmer für einen räudigen Wolf, den man totschlagen müsse" halten oder die glauben, der "Unternehmer sei eine Kuh, die man ununterbrochen melken kann", bedarf es einer Vorbemerkung, die auf den dritten Aspekt des Churchill-Zitats hinausläuft: "Nur ganz wenige sehen in ihm das Pferd, das den Karren zieht."
Gibt es in einer Region viele Unternehmen und geht es denen gut, dann geht es auch den Leuten, die in dieser Region leben, gut. Klar gibt es am am modernen Kapitalismus so einiges zu kritisieren, aber: Ohne kritikwürdige Zustände gäbe es keine Entwicklung zum Besseren, vor allem aber würde es wohl keinem besser gehen, wenn es der Wirtschaft schlechter geht. Wer sich an die "DDR" erinnert und den rosaroten Filter weglässt muss eingestehen, dass erst die leistungsorientierte, sozial flankierte Marktwirtschaft breiten Schichten einen noch vor wenigen Jahrzehnten ungeahnten Wohlstand gebracht hat.
Da gibt es interessante Zusammenhänge, etwa: Je höher das wirtschaftliche Wachstum, umso besser beziehungsweise höher sind die Gesundheit und die Lebenserwartung – sinkt das Wachstum, sinkt mit dem relativen Wohlstand auch die Lebenserwartung. Es kann also nicht um Kritik am Wachstum an sich gehen, sondern darum, das Wachstum und die Verteilung der Früchte des Erfolgs zu steuern. Aber das ist ein anderes Thema – Fakt ist jedoch in jedem Fall der Grundsatz: Wer Wirtschaft fördert, tut der Allgemeinheit Gutes. Die spannende Frage ist nun, wie man denn Wirtschaft so fördern kann, dass aus minimalem Mitteleinsatz maximale Effekte etwa bei der Zahl der Arbeitsplätze, für das Lohnniveau und das Steueraufkommen erreicht werden können.
Zwei Bereiche der Wirtschaftsförderung
Der erste Bereich ist jener, der – kurz gesagt – Geld kostet oder zumindest mit Geld zu tun hat. Immerhin werfen ja staatliche Förderbanken in einzelnen Bereichen Gewinn ab, andererseits werden staatliche Zuschüsse – vor allem das Geld der Steuerzahler – nach bestimmten Kriterien verteilt. Kommunen und Landkreise leisten sich eigene Wirtschaftsfördergesellschaften, die nicht immer, aber beispielsweise in Görlitz mit der Europastadt GörlitzZgorzelec GmbH einen wirklich guten Job machen. Man könnte vereinfachend sagen, dass dieser erste Bereich vor allem kurz- und mittelfristige Entwicklungen befördern kann, insofern Vater Staat nicht in Versuchung gerät, selbst den Unternehmer zu mimen.Der zweite Bereich der Wirtschaftsförderung ist eher strategischer Natur und stellt andere Prinzipien in den Vordergrund. Beschreiben lässt sich das mit einem Bild: Wenn ich möchte, dass Wasser in eine bestimmte Richtung fließt, muss ich die Hindernisse, die sich ihm entgegenstellen, beseitigen. Für die Wirtschaft bedeutet das, alles, was deren Entwicklung behindert, auf den Prüfstein zu stellen. Praktisch ist das nicht einfach, spielen doch viele Faktoren eine Rolle, von sozialen Auswirkungen über die Umwelt und die Clusterbildung und den Strukturwandel bis hin zu der Antwort auf die Frage, wo denn nun der wirkungsvollste Punkt liegt.
Die Region voranbringen
Wer aber soll die Frage beantworten, wie eine Region wirtschaftlich – mit allen angenehmen Folgen – vorangebracht werden kann? Blickt man auf die Zahl der Akteure aus beispielsweise Politik, Kammern, Wirtschaftsförderung und Wissenschaft, die neben hehren Zielen stets auch ihre jeweiligen Eigeninteressen verfolgen, dann liegt der Gedanke an die unheilvolle Korrelation zwischen der Anzahl der Köche und der Qualität des Breis nahe. Deshalb ist es gut, wenn sich – um auf Churchill zurückzukommen – die Zugpferde der Wirtschaft zusammentun und sich Gedanken machen, wie eine Region wirtschaftlich weiterentwickelt werden kann.Genau das macht der AUV, der Görlitzer Unternehmerverband, seit Jahren, etwa durch die Herausgabe eines Empfehlungskatalogs, der wie die jüngste Ausgabe aus dem Jahr 2020 politischen Mandatsträgern zur Verfügung gestellt wird. Im erwähnten Brief hat der AUV-Vorstand nun eine Stellungnahme "im Hinblick auf die nun als Vorentwurf vorliegende, dringend erforderliche Fortschreibung des Flächennutzungsplanes" abgegeben.
Flächennutzung
Angesichts des Bestands an Gewerbe- und Industrieflächen in Görlitz verweist der AUV darauf, dass weder in Hagenwerder noch in Schlauroth noch Flächen frei verfügbar sind, begrüßt daher außerordentlich "einzelne mutige Schritte" zur Neuausweisung von Gewerbestandorten und fragt: "Wann aber, wenn nicht jetzt, sollte eine Bauleitplanung in die Zukunft weisen?" Gemeint sind damit berechenbare Rahmenbedingungen für die Wirtschaftsentwicklung.Der AUV lenkt die Aufmerksamkeit auf vier konkrete Areale, die aus seiner Sicht unter unterschiedlichen Aspekten als Gewerbe- oder Industrieflächen geeignet sind und mit deren Beplanung nicht gewartet werden sollte. Hinzu kommen mit der Brachfläche hinter dem historischen Rathaus und dem Schlachthofgelände zwei innerstädtische Grundstücke, die einer bauliche Nutzung unter Einbeziehung der Wirtschaft zugeführt werden sollen. Gerade beim früheren Schlachthof sollen, so der AUV, Spekulationen vermieden werden und auf die "Poleposition eines städtischen Eigentums" gesetzt werden.
Ein weiterer Abschnitt des Briefes widmet sich der Zusammenarbeit mit den Umlandgemeinden, etwa Ostritz/Leuba und Kodersdorf. Hier geht es um die Mitgliedschaft in der im Aufbau befindlichen Flächenentwicklungsgesellschaft des Landkreises Görlitz. Damit können die Voraussetzungen für die Ansiedlung von Unternehmen, die größere Flächen benötigen, geschaffen werden. Dafür gibt es Fördermittel und politischen Rückenwind aus Dresden.
Südwest-Umfahrung
Im Zusammenhang mit der weiteren Entwicklung am Berzdorfer See erwartet der AUV einen deutlichen Verkehrszuwachs und begründet dies anhand einer Liste von Projekten, Fazit: "Unser Verband empfiehlt, unbedingt an der Planung der Südwest-Umfahrung und verkehrstechnischen Erschließung des Berzdorfer Sees festzuhalten und diese abzuschließen."Mit dem vom Vorstandsvorsitzenden Edgar Wippel und seinem Stellvertreter Christian Reichardt unterzeichneten Brief verbindet der AUV die Hoffnung, dass seine Hinweise die einen oder anderen Aspekte der Arbeit der Adressaten beflügeln und "Gemeinsame wichtige und positive Fakten für den Wirtschaftsstandort Görlitz geschaffen werden können.
Mehr:
Der Allgemeine Unternehmerverband Görlitz im Web.
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- Erstellt am 23.06.2021 - 09:06Uhr | Zuletzt geändert am 23.06.2021 - 12:37Uhr
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