Wenn Lesen zu umständlich ist
Görlitz, 20. September 2020. Im Alltag wird immer weniger gelesen: Piktogramme oder etwa Skizzen zur Möbelmontage brauchen keine Übersetzungen, kurze Videoanleitungen bringen auch komplizierte Sachverhalte schneller und anregender auf den Punkt als Texte. Während mancher einen Verlust an Lese- und auch Schreibfähigkeit beklagt, geht die Entwicklung weiter hin zu einem Medium, das gewünschte Informationen präzise und mit hoher Dichte transportiert: dem Video.
Erklärvideos werden mittlerweile in vielen Bereichen verwendet
Zwei Beispiele aus dem Alltag, die sich tatsächlich so zugetragen haben und die den praktischen Nutzen kurzer Erklärfilme zeigen:
Ausgesperrt? Ein Video hilft!
Ein Ehepaar verlässt seine in einem Mietshaus gelegene Wohnung, um mit dem Hund Gassi zu gehen. Beide – sonst immer äußerst gewissenhaft – verlassen sich in diesem Falle jeweils auf den Partner. Aber kaum ist die Tür ins Schloss gefallen fragt sie ihn: “Du hast doch den Haustürschlüssel eingesteckt?” Er greift in seine Hosentaschen und wird blass, denn beide Schlüssel sind in der Wohnung geblieben. Was tun in einem solchen Fall? Ein Schlüsseldienst ist teuer und bedeutet viel Aufwand und Ärgernis für die Betroffenen. Doch nach den ersten Schrecksekunden hat er eine Idee: Sicher gibt es im Internet Lösungshinweise für dieses Problem. Und richtig: Er findet einen Erklärfilm, in dem gezeigt wird, wie man eine Wohnungstür ohne Schlüssel öffnen kann. Sie schauen sich das Video aufmerksam an und zücken ihre Kreditkarten. Sie kichert ein bisschen, denn nun fühlen sich beide fast wie ein Gangsterpärchen und sie hoffen, von niemandem gesehen zu werden. Dank des im Kurzfilm erklärten Tricks ist die Tür binnen Sekunden wieder offen. Geschafft! Beide sind sehr erleichtert. Schnell die Schlüssel eingesteckt und endlich kann der Spaziergang mit dem Hund beginnen.Tipp: Weil natürlich auch Leute, die in fremden Wohnungen nichts zu suchen haben, solche Videos ansehen, sollten Türen stets abgeschlossen und nicht nur ins Schloss gezogen werden.
Das Küchenmonster bezwingen
Ein weiteres Beispiel aus dem Leben dieses Paares: Der Postbote hat endlich das recht teure Zusatzgerät für die Küchenmaschine gebracht. Die beiliegende Gebrauchsanweisung allerdings ist hochkompliziert, um nicht zu sagen verbraucherunfreundlich geschrieben, weil für durchschnittlich gebildete Mitteleuropäer nicht nachvollziehbar. Als sie das Zusatzgerät anbringen möchte, ruft er in letzter Sekunde: "Keine Gewalt!" Nichts klappt, nichts passt und die Verzweiflung wächst ob der Frage, ob das technische Monster vielleicht beschädigt oder unvollständig ist. Die erwachsenen Kinder schlagen vor, im Web nach einem ein Erklärvideo zu suchen. Das ist schnell gefunden und es stellt sich heraus, dass die schriftliche Gebrauchsanweisung auch von vielen anderen Verbrauchern als nicht hilfreich eingeschätzt wurde. Nach einigem Hin und Her schaffen sie es gemeinsam, das Zusatzgerät dank des Videos so mit der Küchenmaschine zu verbinden, dass alles funktioniert.Tipp: Selbstverständlich sollte man die Bedienungsanleitung stets lesen. Bleiben aber Fragen offen, hilft ein anschaulicher Erklärfilm weiter, zumal, wenn zusätzlich zum Bild ein Sprecher erläutert, worauf es ankommt.
Anwender brauchen schnelle, präzise und leicht erfassbare Informationen
Es gibt noch viele weitere Bereiche, in denen kurze Anleitungs- oder Erklärfilme Sachverhalte eindeutiger und schneller auf den Punkt bringen als komplizierte Texte, die mehr Fragen aufwerfen als beantworten.Professionelle Anbieter arbeiten auf diesem Gebiet mit Kommunikationsexperten. Diese schauen beispielsweise, ob vielleicht Grafiken oder ein Animationsfilm das Anliegen besser transportieren als eine simple Videoaufnahme. Animationsfilme oder Trickfilme, wie man früher sagte, haben den Vorteil, dass unnötige oder gar störende Informationen gar nicht erst enthalten sind. Außerdem bleiben solche Filme, indem sie einen Vorgang abstrahieren, länger aktuell, beispielsweise, wenn ein Gerät durch eine Neuentwicklung, die nach dem gleichen Prinzip arbeitet, abgelöst wird.
Ein weiterer Aspekt: Viele Menschen haben heute aus unterschiedlichen Gründen eine Leseschwäche, können aber ihr Handy dennoch prima bedienen. Druckt man auf eine Bedienungsanleitung einen QR-Code auf, mit dessen Hilfe sich ein Erklärfilm abrufen lässt, kommen beispielsweise auch sicherheitsrelevante Informationen zumindest mit höherer Wahrscheinlichkeit beim Verbraucher an.
Der Werbeaspekt
"Ganz nebenbei ist übrigens auch der Werbeeffekt frei zugänglicher Erklärvideos und Anleitungsfilme nicht zu unterschätzen. Wohl fast alle Verbraucher informieren sich vor größeren Anschaffungen im Internet. Sie entscheiden sich gern für Produkte, bei denen sie sich sicher sind, deren Funktionsweise und Bedienung zu verstehen", so der Markersdorfer Unternehmensberater Thomas Beier. Hintergrund: Wohl nahezu jeder ist schon einmal ohne verständliche Anleitung an einer modernen Waschmaschine oder einem TV-Gerät gescheitert und musste viel Zeit aufwenden, um sich an die Bedienung regelrecht heranzutasten.Anschauliche Anleitungen auch zum Transport und zur Aufstellung der unterschiedlichsten Dinge bis hin zur richtigen Entsorgung, zum Reparaturservice und anderem mehr werden geschätzt, besonders dann, wenn sie im Internet schneller auffindbar sind als die irgendwo verkramte gedruckte Bedienungsanleitung – wenn sie überhaupt noch existiert. Für Hersteller lohnt es sich allemal, mit vergleichsweise geringem Aufwand in klare und verständliche Informationen für Verbraucher zu investieren, entlasten sie damit doch ihre Hotlines und auch der Handel wird es ihnen danken, wenn sich keine verärgerten Kunden beschweren.
Beier sieht in den Anwendungsmöglichkeiten von solchen kurzen Videos, die meist Bedienfunktionen oder Abläufe erklären oder Entscheidungshilfen geben, weit mehr Potential als bisher üblich: "Viele Anbieter sind betriebsblind. Was ihnen selbstverständlich erscheint, ist es für ihre Kunden noch lange nicht. Alles Nützliche und Hilfreiche gibt Kunden – wenn vorab per Video kommuniziert – zusätzliche Sicherheit bei der Kaufentscheidung."
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- Quelle: red | Foto: Martine / PourquoiPas, Pixabay License
- Erstellt am 20.09.2020 - 11:15Uhr | Zuletzt geändert am 21.09.2020 - 10:55Uhr
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