Investieren im Landkreis Görlitz: ARNELL in Zittau

Investieren im Landkreis Görlitz: ARNELL in ZittauZittau, 16. Juli 2020. Von Thomas Beier. Oft genug wird der Osten als die verlängerte Werkbank des Westens bezeichnet. Dennoch: Auch einheimische Unternehmen expandieren, sie bedienen weltweite Märkte und sind in einzelnen Regionen Marktführer, investieren lokal und engagieren sich zudem im sozialen Bereich. In der Oberlausitz ist einer dieser Hidden Champions, die man als Lieferanten für gewerbliche Abnehmner eher in Fachkreisen kennt, ARNELL aus Oderwitz. Jetzt wird ein neuer Produktionsstandort in Zittau gebaut.

In einer Win-Win-Situation: Der Zittauer Oberbürgermeister Thomas Zenker (li.) und ARNELL-Geschäftsführer Thomas Scholz
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Industrie- und Gewerbegebiet Weinau wächst weiter mit ARNELL

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Schipp, schipp, hurra! Der erster Spatenstich am 14. Juli 2020 als Teamwork, von links: Frank Kunert, Vertriebsingenieur bei FREYLER Industriebau, der Mittelherwigsdorfer Bürgermeister Markus Hallmann, der Landtagsabgeordnete Dr. Stephan Meyer, der Zittauer Oberbürgermeister Thomas Zenker, ARNELL-Geschäftsführer Thomas Scholz, Thomas Tamme von der IHK-Geschäftsstelle Zittau, Werner Gansohr von der FREYLER Industriebau GmbH in Riesa und Jürgen Müller, Vorsitzender der Arno Hentschel Stiftung
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Schaut man in die Oberlausitzer Dreiländerregion, so ist es die Arno Hentschel GmbH aus Oderwitz, die aktuell für Aufsehen sorgt. Bisher auf drei Standorte in Oderwitz verteilt, sorgt der unter der Marke ARNELL bekannte Hersteller von Gitterrostbefestigungen und Zaunbefestigungen sowie Verbindungselementen jetzt für eine Großinvestition an der Drausendorfer Straße in der Zittauer Weinau.

Nach dem Vergleich mehrerer potentieller Standorte – auch in Oderwitz – hat Zittau im Jahr 2017 vom geschäftsführenden Gesellschafter des Unternehmens, Thomas Scholz, den Zuschlag erhalten. Hier entsteht ein top-modernes Werk, das nicht nur die innerbetriebliche Logistik optimiert, sondern in dem auch die Digitalisierung und die Automatisierung weiter vorangetrieben werden – bei zeitgleicher Schaffung zusätzlicher Arbeitsplätze, wohlgemerkt.

Eigentlich – und das sage ich jetzt mal als als vor allem an Stanz- und Umformwerkzeugen ausgebildeter Werkzeugmacher, Konstrukteur und Unternehmensberater – dürfte es ARNELL längst nicht mehr geben. Die wesentlichen Wettbewerber für die in Oderwitz produzierten Befestigungselemente sitzen in China und Indien, wodurch vor allem der dortige Lohnkostenvorteil ins Spiel kommt. Dagegen wirft Scholz, dem die Begeisterung für sein Unternehmen ins Gesicht geschrieben steht, andere Argumente in die Waagschale: "Wir sind mitten in Europa vor Ort und können beim Kunden persönlich nachschauen, was er ganz genau benötigt. Und immer wieder gelingt es uns, einen Tick schneller und qualitativ besser zu sein." Damit würde der Wettbewerbsnachteil der höheren Lohnkosten aufgewogen. Überhaupt: Drei Viertel des Umsatzes macht ARNELL im Export.

Zudem ist das Unternehmen ein zuverlässiger Arbeitgeber, weil die Lohnfertigung in der Stanzerei Nachfrageschwankungen recht gut ausgleichen kann – auch Teile für Elektromotore, den Heizungsbau sowie Möbelbeschläge kommen aus dem Traditionsunternehmen und stellen eine breite Basis für die Auslastung dar. Außerdem ist ARNELL im HighTech-Bereich unterwegs, so etwa im NEONET e.V. Netzwerk von Unternehmen in der Dreiländerregion.

Klar hat auch bei ARNELL die Corona-Krise zugeschlagen: Zulieferungen blieben aus, viele Kunden waren plötzlich nicht mehr erreichbar. Auf den ersten Blick mag es vor diesem Hintergrund als Widerspruch erscheinen, wenn Mitarbeiter in Kurzarbeit gehen, das Unternehmen aber rund sechs Millionen Euro in einen neuen Standort investiert. Doch unabhängig von der aktuellen Situation geht es darum, das Unternehmen zukunftsrobust aufzustellen, um auch künftig ein zuverlässiger Arbeitgeber zu sein – aus Sicht von Geschäftsführer Scholz erkennt man daran echtes Unternehmertum, wenn nicht nur auf das Tagesgeschäft und Mitnahmeeffekte gesetzt, sondern eine langfristige Strategie verfolgt wird.

Was zudem für den bodenständigen Oberlausitzer Unternehmer spricht ist die Tatsache, dass die drei Oderwitzer Standorte mit dem neuen, hochproduktiven Werk in Zittau nun nicht zur Industriebrache werden. "Wir nutzen die drei Standorte weiter, etwa für die Logistik", macht Geschäftsführer Scholz klar. Vor diesem Hintergrund leuchtet es ein, dass mit dem modernen Werk in der Weinau nicht etwa Arbeitsplätze abgebaut werden sollen, im Gegenteil: Scholz rechnet mit einer Steigerung der Beschäftigtenzahl um 50 Prozent auf dann rund 30 Mitarbeiter.

Der Auftragnehmer

Überhaupt erweist sich Scholz, der ARNELL als Familienunternehmen in dritter Generation führt, als Unternehmer, der seine Schritte genau plant. Als ihm das mit der Errichtung des Werks beauftragte Industriebauunternehmen FREYLER erst einmal einen Workshop verkaufen wollte, wie denn der neue Standort in der Weinau konzipiert werden könnte, hatte er zum Erstaunen der Bauspezialisten bereits perfekte Pläne in seiner Tasche. Zu tun ist für FREYLER aber von der individuellen Planung bis zur bezugsfertigen Umsetzung noch genug.

Die Unternehmensgruppe FREYLER mit Stammhaus in Kenzingen im nördlichen Breisgau ist im Industriebau, Stahlbau und Metallbau unterwegs und in Sachsen nicht unbekannt: Zu den elf Standorten deutschlandweit zählen auch jene in Chemnitz, Leipzig und Riesa. Letztgenannter hat den Hut auf für das künftige ARNELL-Werk in Zittau. Vertriebsingenieur Frank Kunert, der das Projekt in Zittau von der Unterschrift unter den Vertrag bis zur für August kommenden Jahres geplanten Übergabe betreut, freut sich, erneut in der Oberlausitz einen Kunden zu haben: “In Görlitz haben wir bereits Fliesen-Lehmann errichtet, in Herrnhut ist ein Projekt für die Abraham Dürninger Stiftung in der Endphase und soll im August übergeben werden.”

Warum gerade FREYLER den Zuschlag erhalten hat? Neben den Baukosten geht es bei einem Mittelständler wie ARNELL vor allem darum, bei einer Millioneninvestition einen äußerst zuverlässigen Partner zur Seite zu haben. FREYLER punktet zudem damit, auf unterschiedlichen Fachgebieten Spitzen ausgeprägt zu haben und diese für den Kunden kombinieren zu können. Hinzu kommt eine Unternehmensphilosophie, die im praktischen Tun für den Kunden sichtbar wird: Es macht eben eine Unterschied, ob ein Bauprojekt einfach nur abgearbeitet wird oder der Bauunternehmer sich als Dienstleister versteht, der die Belange des Kunden in alles Facetten im Auge hat – je nach Bedarf von der Grundstücksvermittlung über die Standortanalyse bis hin zur Förderung und Finanzierung.

Was FREYLER für ARNELL in Zittau baut

Kern der Investition auf dem 12.000 Quadratmeter großen Grundstück ist eine 2.000 Quadratmeter große Produktionshalle. 24 Meter Spannweite erlauben eine flexible Nutzung, etwa bei der Aufstellung oder Verkettung neuer Maschinen. Metallverarbeitende Betriebe im Bereich der Stanz- und Umformtechnik werden produktiv, wenn sie die einzelnen Produkte in größeren Serien herstellen und dadurch Umrüstzeiten gering halten. Im neuen ARNELL-Werk wird dem mit einer 1.200 Quadratmeter großen Lagerhalle Rechnung getragen. Das Verwaltungsgebäude ist 530 Quadratmeter groß und auch in der Haustechnik auf aktuellem Stand, denn es wird mit einer Wärmepumpe beheizt.

Wohin die Reise bei ARNELL gehen könnte, hat Geschäftsführer Scholz bereits einkalkuliert: "Auf dem Grundstück sind noch Erweiterungen möglich, bei Bedarf könnten wir an dem neuen Standort jederzeit problemlos expandieren und Produktion, Lager sowie Verwaltung nochmals verdoppeln.”

Wovon Investoren in der Oberlausitz profitieren

Kurz gesagt: Man kennt sich. Was ARNELL bei der Vorbereitung des Standortes Zittau geholfen hat, ist das unterstützende Netzwerk unternehmerfreundlicher Akteure vor Ort. Da sind beispielsweise die Volksbank Löbau-Zittau eG, die IHK-Geschäftsstelle in Zittau, die Bürgschaftsbank Sachsen und nicht zuletzt Thomas Zenker als Zittauer Oberbürgermeister und im konkreten Fall Dr. Stephan Meyer als Landtagsabgeordneter.

Generell sind die Stadt- und Gemeindeverwaltungen oder ihre Wirtschaftsfördergesellschaften gute Ansprechpartner mit entsprechenden Vor-Ort-Kenntnissen.

Soziales Wirken

Eine Besonderheit bei ARNELL darf nicht unerwähnt bleiben: Thomas Scholz hält 60 Prozent der Gesellschaftsanteile, 40 Prozent liegen bei der Arno Hentschel Stiftung, die satzungsgemäß Maßnahmen fördert, die “der Verbesserung der Lebensqualität der im Bereich des Diakoniewerk Oberlausitz e.V. lebenden Menschen mit geistiger und körperlicher Behinderung dienen”. Die Stiftung, die heute unter dem Dach des Diakoniewerks Oberlausitz e.V. geführt wird, hatte Arno Hentschel, der das Unternehmen 1943 gründete, im Jahr 1998 ins Leben gerufen. Vorausgegangen war die auch heute noch gute Zusammenarbeit mit der Diakonie und deren Behindertenwerkstatt.

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  • Quelle: Thomas Beier | Fotos: © BeierMedia.de
  • Erstellt am 16.07.2020 - 06:04Uhr | Zuletzt geändert am 17.07.2020 - 09:31Uhr
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