Wohnungsnachfrage befeuert Bauboom in Deutschland

Wohnungsnachfrage befeuert Bauboom in DeutschlandGörlitz, 9. Dezember 2019. In Deutschland insgesamt herrscht eine rege Nachfrage nach neuen Wohnungen. Davon betroffen sind nicht nur bekannte Regionen wie die Hauptstadt Berlin und ihr Umland, München oder Leipzig, sondern zunehmend auch kleinere Orte und Städte in Deutschland.

Bauen im Landkreis Görlitz ist oft mit Sanierung und Umgestaltung verbunden. Hier dreht sich ein Bagger der Köhler & Sohn GmbH aus Markersdorf auf dem Gelände der Kulturfabrik Schönbach an der Stelle, wo "Das Max" entsteht. Vor allem Menschen mit Trisomie21 (Down Syndrom) sollen hier eine Ausbildung absolvieren können und Arbeit auch außerhalb von Behindertenwerkstätten finden. Gewohnt werden kann künftig gleich nebenan in der früheren Textilfabrik, die sich zur Kulturfabrik wandelt und zum DORFWALDBACH-Projekt des Schönbacher Unternehmers Torsten Starke gehört
Foto: © Görlitzer Anzeiger
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Leben in der Region Görlitz wird immer attraktiver

Leben in der Region Görlitz wird immer attraktiver
Leben in der Region Görlitz: Dazu gehört auch der Boulevard am polnischen Neißeufer inmitten der Europastadt Görlitz-Zgorzelec, hier bei einem der Stadtfeste
Foto: © Görlitzer Anzeiger

Längst liegt auf der Hand, dass die großen Ballungsräume in Deutschland aus ihren Nähten platzen. Ursachen dafür gibt es sehr viele, doch vor allem zieht es jüngere, gut ausgebildete Leute aus den ländlichen Regionen in die großen Städte, auch die Zuwanderung nach Deutschland lässt die Nachfrage nach Wohnungen in bestimmten Regionen weiter steigen, so dass immer mehr neue Wohnungen benötigt werden. Dies hat zu einem regen Bauboom auch in abgelegeneren Regionen geführt – allerdings mit Unterschieden vor Ort, wie sich am Beispiel der Region um Görlitz und Markersdorf zeigen wird.

Hauptprofiteuer des Baubooms ist neben den Immobilienmaklern und Projektentwicklern die gesamte Baubranche samst Zulieferern. Es werden Baustoffe benötigt, die beim Bau der neuen Wohnungen eingesetzt werden, auch beim Umbau und bei der Sanierung. Ebenso profitiert die Investitionsgüterindustrie, die die Baubranche mit neuen Maschinen ausstattet. Trotz aller generellen Konjunkturunsicherheiten steht die Bauwirtschaft gegenwärtig insgesamt sehr gut da und, was wichtig ist, für zahlreiche Jobs.

Weitere wirtschaftliche Erfolge sind vorprogrammiert

Dort, wo es die Menschen hinzieht, wird die Nachfrage nach Wohnungen nicht zurückgehen – und das trotz hoher Mieten. Man kann davon ausgehen, das heute noch von Abwanderung geplagte Regionen davon profitieren, weil das Leben in den Ballungsräumen für viele Familien schlichtweg zu teuer wird. Einige Regionen setzen bereits jetzt auf mehr oder weniger erfolgversprechende Werbekampagnen, um Rückkehrer und Umzugswillige für sich zu gewinnen.

Raus aus dem Ballungsraum: Natürlich wird sich jeder Einzelne bzw. jede einzelne Familie sehr genau überlegen, in welche Stadt oder Region man ziehen möchte. Die Auswahl fällt zunehmend schwerer, wenn man Arbeitsangebote und bestehende Kontakte einbezieht. Bewertungsportale, Testberichte und Blogeinträge nutzen die Informationsbedürfnisse als Chance und bieten interessante Kommunen an, in denen Wohnraum vergleichsweise günstig ist gegenüber Städten wie etwa Berlin, Potsdam oder Frankfurt am Main.

Die Region Görlitz als interessante Alternative

Görlitz hat sich in den letzten Jahren als Musterstadt erwiesen, was das Marketing für den Wohnungsmarkt betrifft. Neben einem positiven Image der Stadt in Bezug auf Architektur und Lebensqualität haben Aktionen wie das Begrüßungspaket für neue Görlitzer und das Probewohnen deutschlandweit aufhorchen lassen. Nachfrage nach Wohnungen ist hier hochwillkommen, stehen doch noch immer schätzungsweise an die 6.000 Wohnungen leer in der schönen Stadt an der Neiße. War es vor wenigen Jahren noch der Ruf als Pensionopolis, der vor allem Ruheständler anlockte, macht der Mangel an Fachleuten inzwischen den Umzug in die Oberlausitz-Metropole auch für Jüngere und Familien attraktiv.

Mangel an Fachleuten besteht auch im Görlitzer Umland, besonders nördlich und westlich von Görlitz. Hier ist der Mittelstand stark vertreten und Dörfer wie Kodersdorf / Kodrecy und Markersdorf / Markoćicy sind heute prosperierende Wirtschaftsstandorte für Industrie und Gewerbe. Selbst in Markersdorf, das bei einem Bruchteil der Einwohnerzahl in der Fläche fast so groß wie Görlitz ist, hat das zur Folge, dass das Bauland langsam knapp wird, bestätigte auf Anfrage der Markersdorfer Immobilienmakler Rolf Domke. Ursache: Die Flächen zwischen den Markersdorfer sieben Markersdorfer Ortschaften sind vom Landratsamt Görlitz als Außenbereiche ausgewiesen, um einer Zersiedlung der Landschaft vorzubeugen. Andererseits können sich die Ortschaften so nicht weiter ausdehnen, wie es angesichts der Nachfrage aus kommunalpolitischer und wirtschaftlicher Sicht wünschenswert erscheint. Wer allerdings neu baut oder sich einer unsanierten Wohnung widmet, der hat alle Möglichkeiten, sein neues Heim bis ins letzte Detail zu gestalten.

Es scheint paradox: In Görlitz Wohnungsleerstand, überschaubare Bautätigkeit im Landkreis Görlitz – und nur einen Katzensprung entfernt im benachbarten Markersdorf herrscht große Nachfrage nach Bauland für Eigenheime. Warum das so ist? Ganz ohne teure Werbung punktet Markersdorf mit Fakten: Moderne Kitas, sanierte Grundschule, Freie Schule bis hin zum Fachabitur in den Startlöchern. Hinzu kommt die verkehrsgünstige Lage, in der eine rush hour aber auch gar nichts mit Stau zu tun hat. Und es gibt hier nicht zuletzt spannende Produktionsunternehmen in unterschiedlichsten Branchen. Zum Markersdorfer Erfolgsmodell in Bezug auf die Wirtschaft gehört auch, dass die Kommune selbst Mitglied im Unternehmerverband Markersdorf e.V., der sich als Partner der Unternehmen im ländlichen Raum sieht, ist.

Zur Region Görlitz muss zudem die Fülle des Kulturangebots angemerkt werden: Theater in Görlitz, Zittau und Bautzen, große und kleine Kinos, die zugleich Auftrittsorte sind, wie das Kronenkino, das älteste erhaltene deutsche Tonfilmkino, in Zittau, das Kunstbauerkino in Großhennersorf oder das Offkino in Görlitz, wetteifern um das Publikum ebenso wie Lesebühnen, Clubs und rege soziokulturelle Zentren, von denen vor allem die Hillesche Villa in Zittau und die Rabryka in Görlitz zu nennen sind. Das Flair der in der Oberlausitz erhaltenen alten Stadtkerne, die unzählbar vielen Baudenkmale und Ausflugsziele in einer in ihrer Vielfalt strotzenden Natur, die von Mittelgebirgen bis zur Heide- und Teichlandschaft reicht, steigern die Attraktivität der Dreiländerregion weiter.

Tipp:
Wer von Natur nicht genug haben kann: Die Görlitzer Heide (Puszcza Zgorzelecka) ist das größte zusammenhängende Waldgebiet Mitteleuropas.

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  • Erstellt am 09.12.2019 - 04:53Uhr | Zuletzt geändert am 04.02.2020 - 14:31Uhr
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