Wie können Unternehmen finanziert werden?

Wie können Unternehmen finanziert werden?Görlitz, 6. August 2019. Im Zuge des Wandels in der Wirtschaft der Lausitz rückt das Thema Existenzgründung wird er stärker in den Vordergrund. Ob nun mit oder ohne Angestellte: Jeder Existenzgründer und jede Gründerin muss sich mit den unterschiedlichen Finanzierungsformen bzw. -quellen auseinandersetzen. Besonders in der Startphase kann sich ein Unternehmen gewöhnlich nicht aus den laufenden Erträgen finanzieren.
Abbildung oben: Finanzierung erfordert Know-how aus der Betriebswirtschaft, aus steuerlichen Belangen, Kenntnis der Unternehmensstrategie sowie eine Bewertung von aktuellen und künftig anzunehmenden Chancen und Bedrohungen

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Warum die Finanzierung so wichtig ist

Warum die Finanzierung so wichtig ist
Der Business Plan hat im Grunde nur einen einzigen Zweck: Abweichungen feststellen und daraufhin Maßnahmen, beispielsweise zur Sicherung der Liquidität durch Kostendämpfung, spätere Zahlungen oder zusätzliche und schnellere Einnahmen, ergreifen zu können

"Der aus betriebswirtschaftlicher Sicht einzige Grund, aus dem ein Unternehmen den Markt verlassen muss, ist, nicht mehr zahlungsfähig zu sein, also kein Geld mehr zu haben", erläutert der erfahrene Gründungsberater Thomas Beier, der mit seiner Beier Consulting seit mehr als 25 Jahren am Markt ist. Es sei für eine gewisse Zeit völlig egal, ob ein Unternehmen Kunden oder Aufträge hat oder ob die Kosten die Einnahmen übersteigen: "Hauptsache, es ist Geld da." Woher das kommt, wie sich also das Unternehmen finanziert, sei in Krisenphasen zweitrangig, entscheidend sei, zu jedem Zeitpunkt liquide zu sein und existenziell entscheidende Forderungen von Gläubigern bedienen zu können.

Wenn also ein Unternehmen Geld braucht, woher nehmen? Es gibt es eine Reihe von unterschiedlichen Finanzierungsmöglichkeiten. Die Finanzierungsarten werden untergliedert in die

    • Außenfinanzierung
    • Innenfinanzierung
    • Eigenfinanzierung
    • Fremdfinanzierung

Bei Neugründungen ist eine solide, nicht zu knappe Finanzierung (weil eine Nachfinanzierung häufig kaum erhältlich ist) oftmals die Voraussetzung für unverzichtbare Anfangsinvestitionen – also, damit überhaupt gegründet sowie Material gekauft werden kann und dadurch Aufträge erfüllt werden können. In vielen Fällen müssen darüber hinaus müssen auch die Kosten für die Entwicklung der Produkte gedeckt werden. Und Reserven für finanzielle Engpässe sollten immer vorhanden sein, denn viele geschäftliche Vorhaben wie auch Projekte im Privaten beweisen immer wieder: Gewöhnlich wird's teuer als gedacht. Logisch also, dass ein Unternehmen immer Geld braucht, wenn es sich weiterentwickeln will.

Die Innenfinanzierung

Bei der Innenfinanzierung kommt das Geld aus den eigenen Erlösen für die Tätigkeit des Unternehmens. Hier setzt das Unternehmen also nicht auf Geldquellen von außen. Das bekannteste Beispiel der Innenfinanzierung ist der Gewinn. Investitionen erfolgen letztendlich immer aus Gewinn (selbst wenn sie als Außenfinanzierung von einer Bank kreditiert werden, müssen sie aus versteuertem Gewinn getilgt werden, plus Zinsen, versteht sich, die aber steuerlich gesehen in die Kosten einfließen). Beier erläutert: "Das ist die unternehmerische Erfolgsspirale. Ein erfolgreicher Geschäftsbetrieb sorgt für Gewinn, der dann in neuen Nutzen für die Kunden investiert wird, woraus das Unternehmen neue Gewinne erzielt, die nicht etwa ausschließlich direkt oder über Ausschüttungen ins Privatvermögen wandern, sondern wieder im Interesse des Kundennutzens investiert werden."

Gleichzeitig kann aber auch unabhängig vom laufenden Geschäft Geld freigesetzt werden. Dies geschieht beispielsweise durch Vermögensumschichtungen. Dabei werden Wertgegenstände (Wirtschafts- und Anlagegüter) verkauft, die im Unternehmen nicht mehr benötigt werden. Außerdem können Effekte genutzt werden, die sich aus steuerlichen Abschreibungen ergeben. Allerdings: Die Ansparabschreibung, die in manchen Köpfen noch immer herumgeistert, ist schon im Jahr 2008 durch den strengeren Investitionsabzugsbetrag ersetzt worden. Wem das zu kompliziert ist, dem helfen insbesondere die Steuerberater sicherlich gern weiter.

Die Außenfinanzierung

Neben dem FineTrading lohnt es, sich auch mit der Außenfinanzierung auseinanderzusetzen. Bei dieser Form der Finanzierung stammt das Geld nicht aus dem Unternehmen, sondern es wird, wie der Name schon sagt, stattdessen von außen eingebracht.

Im einfachsten Fall geht es um die Erhöhung der Einlagen. Gesellschafter stellen aus ihrem Privatmögen dem Unternehmen Geld zur Verfügung. Die Umsetzung ist dabei recht simpel. Auf der anderen Seite muss man bedenken, dass Gesellschafter ein mehr oder weniger begrenztes Kapital zur Verfügung haben, das sie dem Unternehmen zusteuern können. Wenn es um größere Summen geht, so ist diese Form der Außenfinanzierung häufig nicht geeignet.

Des Weiteren können Unternehmen Kredite bzw. Darlehen in Anspruch nehmen. Dabei stellen Banken oder andere Kreditinstitute dem Unternehmen Geld für einen begrenzten Zeitraum zur Verfügung. Neben der Tilgung muss das Unternehmen als Gegenleistung Zinsen als die Kosten des geliehenen Geldes zahlen. Verzinst wird immer nur der Anteil des Kredits, der noch nicht zurückgezahlt wurde. Besonders im Bereich der Unternehmensfinanzierung können von den Kreditinstituten weitere finanzielle Belastungen geltend gemacht werden wie etwa ein Disagio, dass zwar in die Kreditsumme einfließt, aber nicht ausbezahlt wird. Auch die Kosten für Gutachten zur geplanten Investition oder für die Wertermittlung der geforderten Sicherheiten können mitunter spürbare Dimensionen annehmen.

Fördermittel in Form zinsverbilligter Darlehen sind in der womöglich noch lange anhaltenden Niedrigzinsphase nicht mehr ganz so reizvoll, zumal sie ein ganzes Paket Fördermittelbürokratie mit sich bringen können. Interessant sind für manchen teilweise Haftungsfreistellungen. Vor allem in bestimmten Branchen und Regionen sollte grundsätzlich die Chance auf finanzielle Zuschüsse für Investitionen oder für zusätzliche Arbeitsplätze geprüft werden.

Zu Erwähnen als Liquiditätsquelle ist unbedingt noch das Factoring. Hier vereinbart das Unternehmen mit dem Factoring-Unternehmen einen Vertrag, den Fachtoring-Vertrag. In dessen Rahmen verkauft das Unternehmen seine Rechnungsforderungen aus Lieferung und Leistung an das Factoring-Unternehmen. Dabei muss es zwar einen Abschlag hinnehmen, erhält aber viel schneller Geld. Wie bereits erwähnt: Im Zweifel ist es existenziell wichtig, liquide (zahlungsfähig) zu sein, viel wichtiger als möglichst hohen (oder überhaupt) Gewinn zu machen. Auf Dauer allerdings muss ein Unternehmen Gewinn abwerfen, weil ohne diesen alle anderen Finanzierungsquellen nach und nach versiegen und es vom Fiskus zum Hobbybetrieb aus Liebhaberei ohne steuerliche Wirkung – oder gar verbunden mir Rückzahlungen – erklärt würde.

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  • Quelle: red | Foto: rawpixel, Fotografik: geralt / Gerd Altmann, beide Pixabay und Lizenz CC0 Public Domain
  • Erstellt am 06.08.2019 - 13:36Uhr | Zuletzt geändert am 06.08.2019 - 17:30Uhr
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