Görlitz besonders günstig

Hamburg | Görlitz, 20. Oktober 2017. Je weiter im Osten, könnte man vereinfachend sagen, um so billiger die Immobilien. So verwundert es nicht, dass im ostsächsichen Görlitz der Quadratmeterpreis im Bestand mit rund 690 Euro mit am niedrigsten liegt – und das bei einem Preissprung von 39 Prozent innerhalb der letzten fünf Jahre. Das geht aus dem TAG-Wohnungsmarktbericht 2017 hervor, für den 27 Groß- und Mittelstädte in Ostdeutschland analysiert wurden.
Abbildung oben: Der Flüsterbogen am Görlitzer Untermarkt. Dass Görlitz günstiges Wohnen, übergroße kulturelle Vielfalt und höchst abwechslungsreiche Landschaften im Umland bietet, das hat sich nicht nur unter Pensionären herumgesprochen. Aktuell fasst auch die Kreativwirtschaft stärker Fuß im westlichen Teil der deutsch-polnischen Europastadt, der sich wegen der vielen großen Filmproduktionen, die hier in den Kasten kommen, gern "Filmstadt" nennt. Akteure wie Luna Christine Weineck setzen sich für den Zuzug von Kreativen aus den Großstädten in die Oberlausitz ein. "Hier in der Oberlausitz sind die Räume frei, die in den großen Städten unbezahlbar geworden sind", unterstreicht die erfahrene Projekt- und Regionalentwicklerin, die gern als Ansprechpartnerin zur Verfügung steht. "In der Oberlausitz, besonders im Oberland, hat sich längst eine Bohème entwickelt", betont der aus Görlitz stammende Dichter Steeven Fabian Bonig. Das sogenannte Oberland zieht sich von Zittau bis nahe Bautzen hin. In der Tat tragen in der gesamten deutschen Oberlausitz zwischen Bad Muskau, Zittau und Bautzen Sozio-kulturelle Zentren wie auch Initiatven wie der GründerZeiten-Verein in Neugersdorf oder mehrere Lesebühnen in Görlitz neben der Hochkultur zu einem Kulturangebot bei, das weite Bereiche der Bevölkerung erreicht.

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TAG-Studie: Ostdeutsche Mittelstädte werden immer attraktiver

Immobilieneigentümer können sich freuen: Die ostdeutschen Wohnungsmärkte sind weiter auf Wachstumskurs. Mit den anwachsenden Bevölkerungszahlen in den Städten sinken die Leerstände, weshalb vielerorts die Mieten und Immobilienpreise steigen. Für Mieter muss das nicht zwangsläufig nachteilig sein: "Die dynamische Kaufkraftentwicklung führt trotz steigender Mieten zu einer stabilen und mancherorts sogar sinkenden Wohnkostenbelastung", weiß Claudia Hoyer, Vorstand der TAG Immobilien AG.

Das bestätigt auch der "Wohnungsmarktbericht Ostdeutschland 2017", den die TAG Immobilien AG vorgestern veröffentlicht hat. Grundlage für den Bericht sind – wie schon im Vorjahr – Erhebungen in 27 ostdeutschen Groß- und Mittelstädten, die das Immobilienberatungsunternehmen Wüest Partner Deutschland analysiert hat. Ausgewertet wurden Daten beispielsweise zur demografischen und wirtschaftlichen Entwicklung, zu Miet- und Kaufpreisen, zu Renditen und zur Belastung der Haushalte durch die Wohnkosten.

Anwachsende Kaufkraft dämpft Wohnkostenbelastung

In dem im Jahr 2017 zum zweiten Mal erscheinenden Wohnungsmarktbericht wurde erstmals auch die Entwicklung der Wohnkostenbelastung in den neuen Bundesländern untersucht. Die Wohnkostenbelastungsquote beschreibt das Verhältnis zwischen Wohnkosten (Miete inklusive Nebenkosten) und Haushaltsnettoeinkommen. In aller Regel bewegt sich dieser Wert zwischen 17,5 Prozent (wie in Chemnitz) und 26,6 Prozent (in Jena); zum Vergleich: In Berlin und Potsdam werden die Haushalte mit durchschnittlich fast 32 Prozent beziehungsweise 29 Prozent belastet, in einigen Teilen Berlins liegt die Quote sogar bei bis zu 50 Prozent. "Das Wohnen in Berlin und Potsdam ist also nicht nur in absoluten Zahlen, sondern auch in Relation zum verfügbaren Nettoeinkommen teurer als in allen anderen ostdeutschen Regionen", kommentiert Hoyer die Faktenlage.

Zugleich aber zeigt der Bericht, dass die ostdeutschen Städte insgesamt die Trendwende geschafft haben, denn alle untersuchten Städte sind Zuzugsgewinner. Folge: Zweistellige Leerstandsraten gibt es im Osten nur noch selten. Der verstärkte Zuzug in die ostdeutschen Städte hat dazu beigetragen, dass Leerstände zum Teil deutlich abgebaut werden konnten.

Steigende Mieten und Kaufpreise

Die Mietpreise sind in 24 der 27 untersuchten ostdeutschen Groß- und Mittelstädte seit dem Jahr 2012 deutlich gestiegen, meist sogar im zweistelligen Prozentbereich. Hinter Berlin (33,4 Prozent) führen Leipzig mit 25,0 Prozent und das brandenburgische Strausberg mit 23,5 Prozent das Feld an.

Deutliche Anstiege werden auch bei den Preisen für Wohneigentum verzeichnet. So haben Nauen mit 62,4 Prozent im Neubau und Strausberg mit 74,9 Prozent im Bestand die stärksten Preissteigerungen binnen der letzten fünf Jahre hinter sich. Dennoch ist der Immobilienkauf jenseits der Berliner Stadtgrenzen relativ gesehen immer noch günstig: Trotz des Anstiegs der Kaufpreise von Bestandswohnungen zahlt man in Strausberg im Mittel noch rund 1.600 Euro pro Quadratmeter für eine Eigentumswohnung, was etwa die Hälfte des Berliner Quadratmeterpreises ist.

Auffällig ist die Entwicklung in Mecklenburg-Vorpommern: Während sich hier die Mietpreise eher moderat erhöht haben, sieht es bei den Kaufpreisen ganz anders aus. Schwerin liegt mit einem Anstieg von 49,9 Prozent im Neubau auf Platz vier der 27 untersuchten Städte. Hier kostet der Quadratmeter knapp 2.900 Euro. Absoluter Spitzenreiter in der Kaufpreisentwicklung für Neubauten ist Eisenach in Thüringen, wo sich das Wohneigentum im Neubau um 108,6 Prozent verteuert hat; der Quadratmeterpreis liegt nun bei rund 2.000 Euro.

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Der vollständige "Wohnungsmarktbericht Ostdeutschland 2017"

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  • Quelle: red | Fotos: © Görlitzer Anzeiger
  • Erstellt am 20.10.2017 - 06:07Uhr | Zuletzt geändert am 20.10.2017 - 07:28Uhr
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