Wenn Pillen und Tropfen per Post kommen
Görlitz, 26. August 2017. Von Thomas Beier. Gut leben wollen wohl alle, doch sind es oft tief verwurzelte Gewohnheiten, die den Sprung in eine bessere Lebensqualität unnötig schwer machen. Neben diesem Verbraucherverhalten sind es oft genug die Anbieter selbst, die der Digitalisierung zögerlich gegenüberstehen und den kommenden Wandel unterschätzen. Doch was in den Ballungszentren bei jungen Leuten schon selbstverständlich ist, dringt inzwischen auch in kleinere Städte und den ländlichen Raum vor – augenfällige Beispiele sind das gemeinsame Nutzen von Autos und der Online Handel. Mittlerweile ist der Online-Einkauf vielleicht sogar einfacher als beim Anbieter um die Ecke und rechnet sich, unterm Strich gesehen, für viele Kunden auch finanziell. Zu den Vorreitern dieser Entwicklung gehören die Online Apotheken.
Abbildung oben: Apotheken stellen nicht nur Medizin bereit, sondern führen auch Produkte für Gesunderhaltung und Wellness. Insgesamt ist die Gesundheitswirtschaft in Deutschland auf Expansionskurs.
Einkaufen, ohne das Haus zu verlassen: Wie die Digitalisierung Lebensqualität steigert
Wer von seinen Einkaufserfahrungen in einer Online-Apotheke berichtet, erntet oft ungläubiges Staunen bei jenen, die noch immer zu "ihrer" Apotheke lieber selbst hingehen oder -fahren und dafür, besonders im ländlichen Raum, manchmal enormen Aufwand treiben müssen.
Wer im Internet noch wenig erfahren ist, dem geistern vielleicht zudem Zeitungsberichte über gefälschte Medikamente durch den Kopf – doch damit haben deutsche und europäische Apotheken kaum zu tun (hier geht es eher um Patentstreitigkeiten), bei nichteuropäischen Arzneiversendern sollte man jedoch äußerst vorsichtig sein, weil hier die Gefahr krimineller Fälschungen, die gesundheitsgefährdend sein können, viel stärker gegeben ist. In Deutschland ist der Arzneimittelversand seit dem Jahr 2004 gesetzlich geregelt. Damit dürfen nur "richtige" Apotheken mit einem verantwortlichen Apotheker und behördlicher Erlaubnis apothekenpflichtige und verschreibungspflichtige Medikamente versenden. Wenn dies auf Rezept erfolgt, muss dieses im Original per Post eingereicht werden.
Doch wie ist das mit Versandapotheken im europäischen Ausland? Schon im Jahr 2005 hat das Bundesministerium für Gesundheit eine Liste (Bundesanzeiger Nr. 113, AZ 113 – 5028–3) veröffentlicht, wonach Apotheken unter anderem in den Niederlanden die Voraussetzungen dafür erfüllen, Arzneimittel, die in Deutschland zugelassen sind, auch nach Deutschland zu versenden.
Am Muster einer niederländischen Online Apotheke (hier: europa apotheek - die Rezept-Apotheke) soll gezeigt werden, welche Vorteile Europa auch in Bezug auf den Medikamentenversand mit sich bringen kann. Gut zu wissen: Auch diese Apotheke ist gesetzlich verpflichtet, nach Deutschland ausschließlich in Deutschland zugelassene und registrierte Arzneimittel zu verkaufen.
- Körperliche Entlastung
Für viele Verbraucher, besonders, wenn sie in einem höheren Stockwerk wohnen oder nicht ganz so gut zu Fuß sind, ist das der wichtigste Vorteil des Online-Versands: Die Ware wird – binnen ein bis zwei Tagen – bis an die Wohnungstür gebracht. Im genannten Beispiel geht das versandkostenfrei bei freier Wahl, ob DHL oder Hermes (jeweils in neutralen Paketen) liefern soll. Direkt bei DHL kann man den Liefertermin sogar um bis zu vier Tage verschieben, wenn es einmal zeitlich nicht passen sollte. Aufpassen sollte man bei Kühlsendungen, die können nicht hinterlegt, sondern müssen stets direkt übergeben werden. - Zeitersparnis
Seine Auswahl am Bildschirm zu treffen oder sein Rezept per Post an eine deutsche Adresse einzureichen ist eine Sache weniger Minuten. Beim Einkauf in der "realen Welt" schlägt nicht nur der Hin- und Rückweg auf dem privaten Zeitkonto zu Buche, sondern auch die Verweilzeit in der Apotheke selbst (vielleicht sogar inklusive Anstehen an der Kasse). - Auswahl
Die sollte man sich auf der Webseite der Versandapotheke einmal selber anschauen.Vorteil: Online ist das Angebot übersichtlich strukturiert und es gibt Suchfunktionen, man findet also sehr schnell, was man wünscht. - Qualität und Service
Anders als in der realen Welt, wo man die Medikamente und gesundheitsförderlichen Mittel beim Kauf sieht und eventuell mündlich Ratschläge dazu erhält, muss man sich bei einer Versandapotheke noch stärker auf die Zuverlässigkeit verlassen können. Gerade das aber zwingt die Apotheken – wie übrigens branchenüblich – zu höchster Vertrauenswürdigkeit. Wird bei einer Versandoptheke Beratung gewünscht, ist meist das Telefon das Kommunikationsmedium der Wahl. - Umweltschonend
Die durchorganisierte Lieferkette bis an die Wohnungstür bedeutet, dass Umweltbelastungen, die aus dem Medikamententransport zur Apotheke vor Ort und der Abholung durch den Verbraucher entstehen, entfallen. Stark vereinfacht gesagt: Das Postauto dreht soundso seine Runde. - Bequem
Für die Bezahlung stehen mehrere Zahlarten zur Verfügung, alle erstattungsfähigen Medikamente werden mit jeder deutschen Krankenkasse abgerechnet. - Beruhigend
Bei jeder Bestellung nimmt die Versand-Apotheke eine Prüfung vor, ob zwischen den Medikamenten unerwünschte Wechselwirkungen eintreten können.
Auch, wer jemanden betreut, kann sich von Besorgungswegen befreien, indem Medikamente via Versandapotheke bestellt werden. Besonders für Dauereinnehmer kann das eine große Erleichterung darstellen.
Großzügige Lieferantengarantien sind weitere Faktoren, die den Einkauf von Medizin, Gesundheits- und Wellnessprodukten dank Internet und Versandapotheke zur schnell erledigten Nebensache werden lassen – vielleicht auch, um dann mehr Zeit für die wirklich wichtigen Dinge des Lebens zu haben.
Warum aber hat die von einem deutsche Apotheker geleitete europa apotheek ihren Sitz in den Niederlanden? Der Grund liegt auf der Hand: In Deutschland dürfen nur sogenannte Präsenzapotheken, die für Kunden persönlich zugänglich sind, Versandhandel betreiben. In den Niederlanden besteht diese Einschränkung nicht. Das müsse auch in Deutschland akzeptiert werden, stellte der Bundesgerichtshof sinngemäß fest. Der Verzicht auf öffentlich zugängliche Verkaufsräume bringt zweifelsohne Kostenvorteile mit sich. Auch können die Einkaufskonditionen im Ausland von deutschen Vorschriften deutlich abweichen. Während die deutschen Apotheken, deren Zahl kontinuierlich abnimmt, für die Sicherung der flächendeckenden Versorgung eintreten und den Versandhandel oftmals ganz unterbinden möchten, gedeiht der auf Grundlage der europäischen Rechtssprechung im Jahr 2001 gegründete Gegenentwurf der Versandapotheke europa apotheek in Venlo an der Maas, gleich hinter der Grenze zu den Niederlanden, prächtig und hat nach eigenen Angaben inzwischen mehr als eine Million zufriedener Kunden.
Fazit
Von den Trends im urbanen Raum, besonders der Belieferung mit Produkten aller Art, so eben auch Gesundheitsprodukten und typischen Beisortimenten, profitieren auch eher strukturschwache Regionen wie der Landkreis Görlitz. Wo wegen Wegzugs der Jüngeren und sinkender Einwohnerdichte die privat organisierte Logistik in abgelegenen Ortschaften immer schwieriger wird, können Online Apotheken und andere Versender in die Bresche springen.Verallgemeinern lässt sich das Vorbild der Versandhandelsapotheken durchaus auf kleinere Anbieter aus anderen Branchen. Die sollten angesichts der voranstürmenden Digitalisierung nicht wie das Kaninchen auf die Schlange starren, denn manchmal sind es schon kleinere und unaufwändige Maßnahmen, die in der digitalen Welt für Aufmerksamkeit bei Interessenten sorgen. Im Mittelpunkt sollte aber stets der Nutzen für den Kunden stehen, der sich grundlegend in Kosten- und Zeitersparnis sowie dem guten Gefühl von Sicherheit und Vertrauen, aber durchaus auch eigener Cleverness und rationalen Überlegungen ausdrückt.
Der Autor Unternehmensberater (Freiberufler) und beschäftigt sich unter anderem mit Marktzugangsstrategien. Zugleich ist er Inhaber eines Gewerbebetriebs, der Internet und Media Services anbietet. Das Zusammenwirken beider Geschäfte erlaubt neue Denk- und Lösungsansätze für Marktstrategien und Führungsfragen in Unternehmen.
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- Erstellt am 26.08.2017 - 00:54Uhr | Zuletzt geändert am 28.08.2017 - 13:17Uhr
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