Görlitzer Kaufhausinvestor wehrt sich
Görlitz, 23. August 2017. Von Thomas Beier. Gegenüber Politikern und Presseleuten haben Investoren, vor allem, wenn sie nicht mehr ganz jung sind, einen großen Vorteil: Sie müssen sich nicht (mehr) an den Geschmack ihrer Klientel anpassen, sondern können es sich viel mehr leisten, in klaren Worten ihre ganz persönlichen Überzeugungen zu vertreten – und das müssen sie auch, um glaubwürdig zu bleiben. Ein solcher Investor ist Winfried Stöcker, in seiner Kompetenz als Wissenschaftler und Unternehmer vielleicht am ehesten vergleichbar mit Manfred von Ardenne.
Kaufhaus Görlitz: Ein Projekt mit vielen Herausforderungen
Wenn Investoren Projekte anschieben (oder Unternehmen sich verändern, um zukunftsrobust zu werden), erwartet die Allgemeinheit genaue Aussagen über das was und wie und die Konsequenzen. Für das berühmte Görlitzer Kaufhaus, das Stöcker 2013 gekauft hat, richten sich solche Erwartungen – was gut verständlich ist – auf einen Wiedereröffnungstermin. Doch der unterliegt vielen Einflüssen und Unwägbarkeiten. Projekten ist es eigen, dass Erwartungsdruck und anfänglicher Optimismus mögliche Schwierigkeiten und sich ergebende Umwege ausblenden, erst nach einer Phase der Rationalisierung, die einhergeht mit neuen Erfahrungen und neuem Wissen, können Projektziele genauer definiert, terminisiert und priorisiert werden.
Anders als beim potemkinschen Berliner Flughafen sind dem Görlitzer Kaufhaus-Reanimationsteam allerdings keine Fehler anzulasten. Hier kommen andere systemimmanente "Zeitfresser" zur Wirkung, so umfangreiche Planungs- und Genehmigungsverfahren inklusive Zusammenspiel mit der öffentlichen Verwaltung und dem Segen des Stadtrats.
Die eigentliche Herausforderung dürfte jedoch nicht einmal darin bestehen. das Kaufhaus an sich reif für die Wiedereröffnung zu machen, sondern es dauerhaft wenigstens kostentragend zu betreiben. Bei aller Marketingkompetenz, die in eine erfolgversprechende Strategie eingebracht wird, müssen auch die spezifischen Rahmenbedingungen in Görlitz und die Trends im Einzelhandel einfließen – hochfliegende "kreative" Ideen bleiben bei solchen Überlegungen jenen vorbehalten, die kein eigenes Geld einsetzen: Die eigentliche Herausforderung am Markt ist es doch, aus Ideen Innovationen zu machen. Das wiederum hat mit intensivem, durchaus kopfschmerzverurachendem Nachdenken zu tun.
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- Quelle: Thomas Beier | Fotos: Matthias Wehnert
- Erstellt am 23.08.2017 - 07:15Uhr | Zuletzt geändert am 01.08.2021 - 14:29Uhr
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