Nach FED-Meeting: Spekulationen über Zinserhöhung verhärten sich

Görlitz, 24. August 2016. Tag für Tag sprechen sich immer mehr amerikanische Notenbanker für eine Erhöhung des Leitzinssatzes aus. Der gemeinsame Tenor: Ein zu langes Zögern könnte sehr wohl negative Folgen haben. Davon ist auch John Williams (Fed-Ableger in San Francisco) überzeugt. Unterstützung bekommt er von Stanley Fischer, dem Vize-Vorsitzenden der amerikanischen Notenbank. Fischer ist der Meinung, dass die amerikanische Wirtschaft bereits kurz davor ist, die vorgegebenen Ziele der Federal Reserve zu erreichen. Das Wachstum würde, so Fischer, in den nächsten Quartalen endlich Fahrt aufnehmen. Ob die Entscheidungen Auswirkungen auf die aktuellen Kurse haben, kann zum Beispiel auf Oanda beobachtet werden. Doch wird der Leitzinssatz bereits im September angehoben? Experten rechnen mit einer Anhebung im Dezember. Der Grund? Die Schlacht um das Weiße Haus ist voll im Gange. Erfahrungsgemäß werden derartige Entscheidungen nach dem Wahltag getroffen.
Abbildung oben: Das "Eccles Building", Hauptsitz der Federal Reserve in Washington, D.C.
© Dan Smith, Eigenes Werk, CC BY-SA 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=27323

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Wird die Zinserhöhung bereits im September besprochen?

Immer mehr Banker sprechen sich für eine Leitzinserhöhung aus. John Williams ist überzeugt, dass ein zu langes Zögern zu negativen Folgen führen wird, sodass es zu einer sogenannten Überhitzung der Volkswirtschaft kommen könnte. "Die Wirtschaft ist derzeit so stark, dass es sinnvoll wäre, die Zinsen anzuheben", so Williams. "Das muss lieber früher als später geschehen", ist er überzeugt. Ob und inwiefern die Erhöhung des Leitzinses Thema bei der nächsten Fed-Sitzung im September sei, ist noch nicht bekannt. Williams: "Es macht definitiv Sinn, wenn wir darüber sprechen. Vor allem jetzt, wenn wir auf die Wirtschaft blicken." Über die Zinspolitik entscheidet der Offenmarktausschuss (FOMC) - Williams ist dieses Jahr nicht stimmberechtigt. Doch es ist bekannt, dass der Federal Reserve Präsident aus San Francisco sehr wohl Einfluss hat. Auch dann, wenn er keine Stimme abgeben darf.

New York drängt ebenfalls auf eine rasche Anhebung

Auch beim New Yorker Fed-Ableger gibt es vermehrt Stimmen, die sich für eine Erhöhung des Leitzinssatzes aussprechen. So etwa William Dudley, der Chef persönlich. Er verwies ebenfalls auf die starke amerikanische Wirtschaft und sprach den Lohnzuwachs (derzeit 2,5 Prozent) an; die Wirtschaft befinde sich - so Dudley - am Weg zur sogenannten Vollbeschäftigung. Zahlreiche neue Stellen wurden geschaffen. Seit längerer Zeit gibt es wieder mehr Stellen für Mechaniker und Lehrer. Dudley könnte sich sogar eine Zinserhöhung im September vorstellen. Stanley Fischer ist ebenfalls ein Befürworter der Zinsanhebung. "Wir stehen kurz vor dem Ziel", so Fischer beim Aspen Institute in Colorado.

Ist die Fed-Vorsitzende für oder gegen eine Erhöhung?

Überraschenderweise äußerte sich Fischer bereits einige Tage vor Janet Yellen, der Fed-Vorsitzenden, die wohl am 26. August Stellung nehmen wird. Sie wird als Redner beim US-Notenbank Symposium in Wyoming dabei sein. Experten gehen davon aus, dass es bei ihren Ausführungen sehr wohl Hinweise auf den Fed-Zeitplan geben kann, sodass absehbar wird, wann tatsächlich eine Zinserhöhung erfolgt. Auch wenn es bislang nur Spekulationen sind, wird Yellen wohl ebenfalls eine Zinserhöhung befürworten - zu viele Stimmen sind bereits laut geworden, die sich für eine Erhöhung des Zinssatzes ausgesprochen haben.

Folgt die Zinserhöhung doch erst mit Dezember?

Im September findet die nächste Sitzung des FOMC statt. Danach folgen weitere Sitzungen im November und Dezember. Insider gehen davon aus, dass eine Anhebung spätestens mit Dezember beschlossen wird. Dies deshalb, da auch die letzte Anhebung im Dezember 2015 abgesegnet wurde; seit Ende 2015 befindet sich der Zinssatz zwischen 0,25 und 0,5 Prozent. Viele Insider glauben auch, dass der amerikanische Wahlkampf eine Rolle spielt - in Wahlkampfzeiten werde die Fed Zinserhöhungen vermeiden, so die Finanz- und Wirtschaftsexperten. Auch dann, wenn man zahlreiche Banker dadurch verärgern würde.

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  • Quelle: red | Foto Federal Reserve: Dan Smith, Lizenz CC BY-SA 2.5; Foto Weißes Haus: skeeze, pixabay, Lizenz CC0 Public Domain
  • Erstellt am 24.08.2016 - 16:02Uhr | Zuletzt geändert am 24.08.2016 - 17:06Uhr
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