Verbraucher immer noch kauffreudig

Görlitz, 29. Mai 2015. Die Straßburg Passage kann sich freuen, wie so viele Konsumtempel in Deutschland, denn die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) hat ihren Konsumklimaindex bekannt gegeben und bestätigt, was andere Wirtschaftsdaten bereits prophezeiten: Die Binnennachfrage ist so gut wie seit Monaten nicht mehr. Doch ob sich das gute Niveau hält, zurückgeht oder sogar Steigerungen möglich sind, hängt von vielen Faktoren ab.
Abbildung: Die Straßburg-Passage - so entgegen dem Schild die richtige Schreibweise - und die untere Berliner Straße gehören zu den wichtigsten Shopping-Meilen in Görlitz.

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Wie entwickelt sich das Konsumklima?

Wie die GfK Ende Mai in einer Pressemitteilung darlegte, hat sich die Stimmung der Konsumenten in Deutschland abermals verbessert – wenn auch dieses Mal nur leicht. Der Gesamtindikator beträgt mit 10,2 Punkten lediglich 0,1 Punkte mehr als im Vormonat April. Das ist dennoch der höchste Wert seit 2001.

Da es dabei uneinheitliche Aussagen gibt, lohnt sich ein Blick auf die Einzelwerte. Obwohl die Konjunktur zuletzt etwas moderater wuchs als zuvor, ist die Konjunkturerwartung der Verbraucher gestiegen, ebenso wie die Anschaffungsneigung. Da die Lohnsteigerungen im April ihren Höhepunkt seit der Wiedervereinigung erreicht haben und für diese Entwicklungen maßgeblich mitverantwortlich sind, ging dieser Wert zurück und dämpfte das Konsumklima insgesamt. Die Binnennachfrage ist und bleibt aber aktuell die tragende Säule der deutschen Wirtschaft, da internationale Krisen den Export empfindlich stören. Dennoch erwarten die Verbraucher hier bald eine Erholung, sodass die Konjunkturerwartung um 3 Punkte auf 38,3 Zähler anstieg.

Verbesserung der Kauflaune nur noch in Maßen zu erwarten

Das Zusammenspiel dieser vielen Einflussfaktoren auf das Konsumklima ist ein wichtiger Komplex, um frühzeitig die wirtschaftliche Entwicklung fundiert antizipieren zu können. Agnieszka Kępińska ist Analystin des internationalen Finanzdienstleisters City Index und beschreibt die derzeitige Lage aus mehreren Gründen als vielversprechend: "Die gute Beschäftigungslage, die hohen Tarifabschlüsse und die niedrigen Zinsen sorgen dafür, dass auch die Mittelschicht mehr Geld für den freien Konsum zur Verfügung hat und auch aktiv ausgibt. Viele Finanzprodukte bringen aktuell nur noch geringe Rendite, daher wird die Kaufkraft direkt in die Läden getragen." Dennoch gibt sie zu bedenken, dass "die aktuelle Lage eine sehr gute Bestandsaufnahme zulässt, die sich sogar noch moderat steigern lässt, wenn auch die Weltwirtschaft in Sachen Wachstum wieder anzieht – so wie es aktuell in einigen EU-Ländern der Fall ist", so Kępińska.

Die Verbraucherstimmung stimmt vor allem Anbieter aus den Bereichen Küchen und Möbel froh, die über steigende Umsätze berichten. Auch der Immobilienmarkt profitiert davon. Die Anschaffungsneigung machte mit 4,3 Punkten auf 62,6 Zähler einen beachtenswerten Sprung nach vorne. Der Einzelhandel vermeldete Umsatzzuwächse um 3,5 Prozent seit Jahresbeginn. Da die Konjunktur nach aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes im ersten Quartal an Dynamik verloren hat, wird deutlich, dass ein weiteres Wachstum auch auf diesem Niveau möglich ist. Auch wenn die Unternehmen die aktuelle Lage laut ifo-Geschäftsklimaindex ähnlich positiv bewerten, sehen sie die folgenden Monate schon wieder skeptischer. Dies würde die negative Einkommenserwartung vieler Verbraucher unterstreichen.

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Bildrechte: Flickr Untitled I Foto: A. Bennett I Lizenz: CC BY 2.0 Bestimmte Rechte vorbehalten.
Ein Bild aus besseren Tagen, als das Görlitzer Jugendstil-Kaufhaus noch geöffnet war. Zur Zeit wird es saniert und behutsam modernisiert, um im alten Glanz wieder aufzuerstehen.

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  • Quelle: red | Foto: © Flickr "Untitled" von A. Benett, Lizenz CC BY 2.0 Bestimmte Rechte vorbehalten.
  • Erstellt am 29.05.2015 - 11:41Uhr | Zuletzt geändert am 29.05.2015 - 12:39Uhr
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