Schwarze Schafe

Schwerin. Zur Vorsicht vor überhöhten Beraterhonoraren und vor falschen Finanzierungszusagen mahnt die Industrie- und Handelskammer zu Schwerin alle Existenzgründer.

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Tipps zur Gründungsberatung

Beim Start in die Selbstständigkeit können Unternehmensberater wichtige Partner für den Aufbau des eigenen Unternehmens sein. Und die allermeisten sind es tatsächlich. „Doch leider gibt es wie in jeder Branche auch unter den Unternehmensberatern vereinzelt schwarze Schafe“, berichtet Siegbert Eisenach, IHK-Justiziar und Leider der Rechtsabteilung. Auffällig: Die in der IHK zu Schwerin aufgelaufenen Beschwerden richteten sich häufig gegen ein und die selbe Wirtschaftsberatungskanzlei, die als in Schwerin ansässige Niederlassung einer englischen Limited auftritt.

Unisono klagten die Existenzgründer, auf die selbe Masche hereingefallen zu sein: Unter dem Druck, „alles müsse jetzt ganz schnell gehen“ wären ihnen Unterschriften unter die Beraterverträge abverlangt worden. Eine Gelegenheit zur vorherigen Einsichtnahme hätte es kaum gegeben. „Der guten Ordnung halber“ sollten sie dann gleich ein Schuldanerkenntnis über die Honorarforderung unterzeichnen. Auf Bedenken der oft mittellosen Mandanten, die Honorare würden doch sehr hoch erscheinen, hätte es die Antwort gegeben, der größte Teil könne durch Inanspruchnahme von öffentlichen Fördergeldern ausgeglichen werden. In einem besonders krassen Fall soll der sog. Direktor dieser Wirtschaftsberatungskanzlei sogar eine erhebliche Vorschussanforderung entgegengenommen haben, ohne sie zu quittieren. An die geleisteten Zahlungen wolle er sich nun nicht mehr erinnern, wurde berichtet.

Nach Auffassung der IHK waren die jeweils angesetzten Honorare weit über dem Ortsüblichen und die versprochenen Beratungskostenzuschüsse schlichtweg nicht realisierbar gewesen. Trotzdem scheut die von einem Deutschen gegründete und geführte Limited nicht davor zurück, ihre Honorarforderungen einzuklagen und Zahlungsverweigerer mit Strafanzeigen zu belegen.

"Unternehmensberater ist keine geschützte Berufsbezeichnung, so dass grundsätzlich jeder als Unternehmensberater auftreten kann, ohne Kenntnisse oder die persönliche Eignung vorweisen zu müssen“, klärt IHK-Justiziar Eisenach auf. Bei der Suche nach einem kompetenten und seriösen Unternehmensberater sollten angehende und bestehende Gewerbetreibende immer mehrere Angebote vergleichen sowie auf Empfehlungen und Erfahrungen anderer Seiten wie Branchenkollegen oder Banken achten.

„Das Befolgen der einfachen Regel ´Erst in Ruhe durchlesen, dann (vielleicht) unterschreiben´ stellt letztlich den besten Schutz vor ungewollten Vertragsabschlüssen dar“, bringt es Eisenach auf den Punkt.


Tipps zur Erstellung eines Gründungskonzepts/Businessplans
und zur Gründungsberatung von Dipl.-Ing. Thomas Beier, Freiberuflicher Unternehmensberater:


Ein Gründungskonzept soll nicht nur Ihre Erfolgsaussichten bei der Bank oder zur Erlangung von Fördermitteln glaubhaft machen: Vielmehr zwingt Sie die Erstellung eines Konzepts, Ihr Vorhaben in allen Einzelheiten zu durchdenken und zu planen. Kaufen Sie deshalb niemals fertige Konzepte! Übernehmen Sie niemals Firmenkonzepte (bspw. durch Kauf oder Franchise oder aus Zeitschriften), ohne selbst genau zu prüfen bzw. sich beraten zu lassen - was anderenorts prima funktioniert, kann bei Ihnen an Kleinigkeiten - vielleicht mit harten Folgen - scheitern.

Lassen Sie sich beraten und nutzen Sie Erfahrungen und Informationen der IHK, der Handwerkskammer, der Banken, von professionellen Beratern, von Verbänden und von Verwandten und Bekannten. Scheuen Sie sich nicht, Selbständige direkt zu befragen.

Wenn Sie mit Unternehmensberatern arbeiten, dann sollten Sie wissen, dass bei den selbständigen Beratern gewerblich und freiberuflich tätige gibt. Die Ausübung eines Freien Berufs setzt grundsätzlich eine höhere Bildung voraus, zudem haben echte Freiberufler keine eigenen Vertriebsinteressen, verkaufen also beispielsweise keine Finanzdienstleistungen oder Versicherungen, weil ihnen gewerbliche Tätigkeiten wie Handel untersagt sind. Dadurch sind sie in der Beratung unabhängiger.

Hauptvorzug des Unternehmensberaters ist es, dass er über die reine Existenzgründungs-Beratung hinaus Ihr gesamtes Umfeld übergreifend betrachten und Risiken und Chancen aufzeigen kann: Konsequenzen für die Familie, Alterssicherung, Nachfolgeregelung, Haftung, Optimierung der Finanzierung, steuerliche und rechtliche Grundfragen, Trendanalysen usw. usf. Er wird in speziellen Fragen Fachexperten hinzuziehen; insbesondere zur Steuer- und Rechtsberatung wird er Steuerberater und Rechtsanwälte einbeziehen.

Für das sogenannte Orientierungsgespräch, d.h. die Prüfung, ob eine weitergehende Gründungsberatung überhaupt sinnvoll ist, erheben Unternehmensberater manchmal keine Honorarforderungen. Erwarten Sie aber nicht, in einem solchen Gespräch eine kostenlose Beratung zu erhalten.

Unternehmensberatungen werden von verschiedenen Förderleitstellen finanziell unterstützt. Die Förderung für Existenzgründer nach dem Modell des Bundeswirtschafts-Ministeriums beträgt z.Zt. 50% der Beratungskosten (max. 1.500,- €), die Sie als direkten Zuschuss erhalten (bitte stets vorab aktuelle Konditionen erfragen, bspw. unter www.bafa.de). Voraussetzung sind u.a. ein kompletter Beratungsbericht, der inhaltlichen und fachlichen Anforderungen genügt, die Beratungsdurchführung durch ein für diese Förderung anerkanntes Unternehmen und die vollständige Bezahlung des Auftrages.

Erkundigen Sie sich über Unternehmensberater, bevor Sie einen Auftrag erteilen. Mögliche Auswahlkriterien sind: Referenzen, positive Bekanntheit bei der IHK od. der Bank, örtliche Erreichbarkeit, Nachbetreuung in den ersten Monaten der Selbständigkeit.

Lassen Sie sich in der Gründungsphase nicht unter Zeitdruck setzen. Es ist ein häufiger Verkaufstrick von Vertretern oder Vermietern, für ein „günstiges Angebot“ eine sofortige oder kurzfristige Entscheidung zu verlangen.

Ganz wichtig: Gehen Sie Ihre Gründung rechtzeitig an, kalkulieren Sie mindestens drei Monate als Vorbereitungszeit. Ein gut vorbereiteter Start in die Selbständigkeit macht sich selbst nach Jahren noch bezahlt.

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  • Quelle: /red
  • Erstellt am 04.03.2007 - 22:28Uhr | Zuletzt geändert am 04.03.2007 - 23:23Uhr
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