Grundstein versenkt

Görlitz-Zgorzelec. Der Grundstein für das Neue Landratsamt (im Volksmund auch: "das lange Palais" oder - ja nach Gusto - "das Lange-Palais" genannt) auf der Bahnhofstraße/Ecke Berliner Straße in Görlitz ist gelegt. Am Nachmittag des 19. Oktober 2010 versenkten die Vizepräsidentin der Landesdirektion Dresden, die aus Bayern stammende Ingrid Braun-Dettmer, Landrat Bernd Lange (CDU), der CDU-Bundestagsabgeordnete Michael Kretschmer und der Stellvertreter des Landrates Günter Paulik - auch CDU - die mit Dokumenten, Münzen und Bauplänen gefüllte Hülse in das Fundament des künftigen Empfangsgebäudes.

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Der CDU-Landrat Lange dankte dem parteilosen Görlitzer Oberbürgermeister Joachim Paulick: Bereits im Vorfeld der sächsischen Kreisreform 2008 sei mit der Auseinandersetzungsvereinbarung der Grundstein für die Sanierung und den Bau des künftigen Verwaltungssitzes geschaffen worden. „Wir hoffen, hier ein Stück Stadtentwicklung mitzugestalten und wir hoffen, dass wir uns auf einem guten Weg in der Zusammenarbeit mit der Stadt und den Gemeinden befinden“, ergänzte Lange vor mehr als hundert Gästen und Besuchern.

Mit dem modernen Empfangsgebäude aus Glas und Stahl werden drei historische Gebäude zu einem Ensemble vereint, das Tradition und Moderne repräsentiert. Aktuell erinnert die Baustelle eher an die Potjemkinschen Dörfer. Vom dem ehemaligen Hotel, das einst den schönen Namen "Völkerfreundschaft" trug, steht nichts mehr als die Fassade.

Für Bernd Lange ist das neue Landratsamt ein „Achtungszeichen für die Berliner Straße“, die einstmals wichtigste Pracht- und Geschäftsstraße der Neißestadt. Auf die unterfangene und gesicherte „Völkerfreundschaft“-Fassade deutend würdigte der gelernte Abitur-Baufacharbeiter Lange besonders die Leistungen der Bautechniker: Es sei gut, dass Planungs- und Bauaufträge in der Region vergeben werden konnten. Er kündigte aber auch eine strenge Kostenkontrolle an.

300 Landratsamtsmitarbeiter werden ab Sommer 2012 unter einem Dach arbeiten. Lange erhofft sich dadurch eine höhere Effizienz der Verwaltung und kürzere Wege. Nach seinen Worten blieben die Außenstellen für die Bürger in Zittau, Löbau, Niesky und Weißwasser erhalten.

Aktueller Stand der Baumaßnahmen


„Die Arbeiten auf der Bahnhofstraße sind in vollem Gange“, sagte Bauamtsleiter Dieter Peschel. Abgeschlossen sind der Abriss der alten technischen Ausrüstung in allen Gebäuden, der Abbruch des alten Wohngebäudes und der Nebengebäude, die Unterfangung der Fassade der Bahnhofstraße 24 und die vorbereitenden Abbrüche am ehemaligen Packhof. Zeitgleich zu den Rohbauarbeiten erfolgen die begleitenden Arbeiten für die technische Ausrüstung. „Die Gesamtbaumaßnahme Neues Landratsamt wird in drei fast parallel laufenden Bauabschnitten realisiert“, eklärte Peschel.

Bislang wurden insgesamt 18 Aufträge mit einem Volumen von rund 1,8 Millionen Euro erteilt. Ausgeschrieben sind derzeit 15 Lose mit Leistungen in Höhe von rund 3,8 Millionen Euro. Die Gesamtkosten der Baumaßnahmen liegen bei rund 17 Millionen Euro (davon 11 Millionen Euro Fördermittel). Die Stadt Görlitz beteiligt sich mit rund einer Million Euro.

Geschichtliches


Vor 150 Jahren setzte in Görlitz eine rasante Entwicklung ein, welche die Stadt aus ihren bisherigen Grenzen hinauswachsen ließ. Zwischen Bahnhof und Zentrum siedelten sich in der Berliner Straße und den angrenzenden Gebäuden an der Bahnhofstraße Geschäfte und Hotels an. In den 1970er Jahren wurde die Berliner Straße zum Boulevard umgestaltet. Das gesamte Areal hat den politischen Wandel in den zurückliegenden Jahrzehnten relativ unbeschadet überstanden, auch wenn heute noch Gebäude leer stehen.

Nach dem integrativen Stadtentwicklungskonzept der Stadt Görlitz von 2001 soll dieses innerstädtische Gründerzeitareal mit einer ausgewogenen Mischung von Wohnen und Arbeiten, einschließlich Dienstleistungen, Kultur-, Bildungs-, Sozial- und Freizeitangeboten langfristig wieder belebt werden. Das Neue Landratsamt kann sich da gewiss gut eingliedern.

Chronologie der Baumaßnahme Neues Landratsamt in Görlitz

Der Anfangf war im August 2008, als die Leistungen der Freiberufler zur Planung ausgeschrieben wurden. Im Juni 2009 gab es dann den Kreistagsbeschluss zur Variante, die 17 Millionen Euro kosten und 300 Arbeitsplätze bringen sollte. Im September 2009 folgte die Städtebauliche Rahmenvereinbarung zwischen dem Sächsischen Innenministerium, dem Landkreis Görlitz und der Stadt Görlitz über die Gesamtbausumme von 17 Millionen Euro und einer Förderung von rund 9,5 Millionen Euro. Die Stadt Görlitz beteiligt sich mit 1,186 Millionen Euro. Unterschrift im April 2010 unter die Förder- und Zahlungsvereinbarung zwischen dem Landkreis Görlitz und der Stadt Görlitz und Baugenehmigung durch die Stadt Görlitz. Anfang Juni 2010 erfolgen der Baubeginn und die Submission der ersten Baulose - Abbrucharbeiten altes Wohnhaus.

Nicht ohne Grund

Der Landkreis Görlitz und die Stadt Görlitz hatten zur Findung geeigneter Standorte und Gebäude eine eingehende Untersuchung erarbeitet. Im Ergebnis ist das Gebäudeensemble Obere Berliner Straße/Bahnhofstraße unter der Einbeziehung stadtplanerischer und städtebaulicher Gesichtspunkte sowie der Struktur der Bestandsgebäude als geeignet eingestuft worden, die Räumlichkeiten der neuen Kreisverwaltung aufzunehmen.

Die Gebäude Berliner Straße 36 sowie Bahnhofstraße 23 und 24 haben eine Bruttogeschossfläche (BGF) von 8 400 Quadratmetern. Durch die geschickte Einfügung eines neuen zentralen Eingangbauwerkes sowie einer Neuordnung der vertikalen und horizontalen Verkehrs- und Erschließungswege innerhalb des Gebäudeensembles ist es möglich gewoden, ein attraktives und funktional zeitgemäßes Landratsamt zu entwickeln, bei dem gleichzeitig die Belange des Denkmalschutzes, als auch die Anforderungen an ein modernes, energieoptimiertes Verwaltungsgebäude berücksichtigt werden können. Die bestehenden Gebäude werden umfassend saniert


Beteiligte Planungsbüros und Rohbaufirma:

Architektur und Bauleitung: ARGE
Architektur- und Ingenieurbüro Für Hoch- und Tiefbau Zittau GmbH und Nitzsche & Nowak Bauforscher und Architekten
Statik und Konstruktion: Ingenieurbüro Geudner und Partner GbR und Architekturbüro
KBS Bauphysik: Ingenieurbüro BBS INTERNATIONAL GmbH
Planung Außenanlagen: Ingenieurbüro für Tief- und Landschaftsbau GmbH
Planung Elektrotechnik: Ingenieurbüro Ickrath-Land-Messner
Planung: Heizung/Lüftung: Ingenieurbüro Bernardi-Ingenieure
Planung Informationstechnik: Ingenieurbüro elkoplan
Planung Sanitärtechnik: Ingenieurbüro Laban und Radisch GbRP
Planung Aufzugsbau: Ingenieurbüro Petzold Dresden
SiGe-Koordinator: Ingenieurbüro für Arbeitssicherheit Freiberg
Rohbaufirma: OBAG Bautzen GmbH

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  • Quelle: red
  • Erstellt am 19.10.2010 - 23:39Uhr | Zuletzt geändert am 20.10.2010 - 00:00Uhr
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