Paulick will Gespräche, keine Spielchen

Görlitz-Zgorzelec. Die Stadt Görlitz setzt auf Wirtschaftsentwicklung und leistet sich dazu eine eigene Wirtschaftsfördergesellschaft, andererseits kommt sie mit bestimmten Vertretern der örtlichen Wirtschaft nicht zu Stuhle. Nicht miteinander zu reden ist jedoch die unproduktivste Form des Agierens, das weiß auch der Görlitzer Oberbürgermeister Joachim Paulick. „Es entspricht nicht der Wahrheit, dass es an den Kreishandwerksmeister und den Görlitzer IHK-Geschäftsstellenleiter keine Terminangebote zu einem Gespräch gab. Wiederholt wird in der Öffentlichkeit wissentlich der falsche Eindruck erweckt, dass ich kein Interesse daran hätte“, kommentiert Oberbürgermeister Joachim Paulick die festgefahrene Situation. Nun hat SPD-Stadtrat Peter Wirth die Initiative ergriffen, um ein klärendes Gespräch in die Wege zu leiten. Doch das peinliche Possenspiel geht weiter.

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Paulick will 4- oder 8-Augen-Gespräche mit Görlitzer IHK Geschäftsstelle und Kreishandwerksmeister

Peter Wirth hatte von sich aus die Initiative ergriffen und versucht, kurzfristig ein Treffen auf neutralem Boden zu organisieren. In einer Privatwohnung sollten neben Oberbürgermeister Paulick der Leiter der IHK-Geschäftsstelle Görlitz, Christian Puppe, der Kreishandwerksmeister Dr. Knut Scheibe und der Vorsitzende des Allgemeinen Unternehmerverbandes, Heiko Kammler, zusammenkommen.

Zu- und Absage


Kammler und Dr. Scheibe hatten einem solchen Gespräch bereits zugesagt, aber seitens Puppe war weder die Anwesenheit von Kammler (noch eines Vertreters der Görlitzer Wirtschaftsförderung) gewünscht. Verstehen kann das der Oberbürgermeister nicht: „Das ist für mich keineswegs nachvollziehbar. Ich schätze Herrn Kammler als fairen Partner und Vertreter der Unternehmerschaft, deshalb überrascht mich eine solche Reaktion.“

Auf Nachfrage signalisierte der Oberbürgermeister seine grundsätzliche Bereitschaft zu einem Gespräch am 22. September 2009, plädierte aufgrund der Erfahrungen jedoch für ein Treffen auf Augenhöhe, also paritätisch besetzt. Im Klartext: Entweder 4- oder 8-Augen, ein erneutes 6-Augen-Gespräch lehnte er definitiv ab. Damit standen die Signale auf grün, sollte man meinen, und Stadtrat Wirth informierte die Herren Puppe und Dr. Scheibe über den Erfolg seiner Bemühungen. Doch plötzlich lehnte der Kreishandwerksmeister das Angebot mit der Begründung ab, dass er dieses Gespräch nicht auf eine politische Ebene ziehen wolle und dass er und Herr Puppe eine Einladung zu einem 6-Augen-Gespräch erwarten würden.

Enttäuschung

Paulick zeigte sich enttäuscht, bedankte sich jedoch bei Peter Wirth für seine Bemühungen. „Es war ein ernstgemeinter Versuch, miteinander zu reden. Spielchen haben hier andere betrieben“, kommentierte Paulick das erneute Scheitern eines Gesprächs mit den beiden Wirtschaftsvertretern.

Derzeit werden seitens der Stadt Görlitz Treffen mit Handwerkern und Unternehmern vorbereitet, die Einladungen sind bereits unterwegs bzw. werden in den nächsten Tagen verschickt.



Kommentar:

Dass sich ein Oberbürgermeister gegen mögliche "Geheimverhandlungen" oder vielleicht ein inszeniertes "Kreuzverhör" verwahrt, ist sein gutes Recht. Zumal, wenn er sich als Sekundanten einen unbescholtenen und geachteten Unternehmer wie Heiko Kammler, immerhin Vorsitzender des bedeutenden örtlichen Unternehmerverbandes, an den Tisch holen will.

Wenn aber den institutionalisierten Wirtschaftsvertretern Begriffe wie Aufeinanderzugehen und Kompromiss fremd sind, dann darf gefragt werden, wie ... ach, lassen wir das, wir brauchen kein Öl im Feuer.

Für Leute jedoch, die Angst haben, Gespräche zur Wirtschaft mit einem Verwaltungschef und Kommunalpolitiker könnten auf eine politische Ebene geraten, hätte mein alter Lehrer eine gute Medizin gehabt: "Wirtschaftspolitik. Zweihundert Mal aufschreiben. Bis Morgen!"

Vielleicht sollte man in Anbetracht der Umstände die Dosis erhöhen: Fünfhundert Mal.

Der Schreibwarenhandel kann schon mal die Tintenpreise erhöhen,

empfiehlt Ihr Dauerstudent der Wirtschaftswissenschaften Fritz R. Stänker

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  • Quelle: /red | Fritz Rudolph Stänker | Foto: /BeierMedia.de
  • Erstellt am 08.10.2009 - 21:17Uhr | Zuletzt geändert am 09.10.2009 - 10:26Uhr
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