Wackelnder Leuchtturm stabilisiert
Dresden | Lissabon (Lisboa) | Porto. Der schwankende Chip-Riese Qimonda wird mit einer Spritze geborgten Geldes stabilisiert. Wie die sächsische Staatsregierung beschlossen hat, stellt der Freistaat ein Darlehen in Höhe von 150 Millionen Euro zur Verfügung. Infineon wird wie angekündigt mit 75 Millionen Euro in das Finanzierungspaket einsteigen. Die portugiesische Investitionsbank will sich mit einem Darlehen von 100 Millionen Euro beteiligen.
Portugal rettet Dresdner Chipfabrik
Portugal wird sich, so eine schriftliche Erklärung aus Lissabon, über die dortige Investitionsbank mit einem Darlehen am Finanzierungspaket für Qimonda beteiligen. Grund hierfür ist der damit verbundene Erhalt des Qimonda-Werkes bei Porto. Porto ist die wichtigste Industriestadt Portugals und - by the way - Namensgeberin des Portweins. Die Beteiligung sei ähnlich wie die des Freistaates an Auflagen gebunden, die Qimonda nun erfüllen wolle, so der sächsische Wirtschafts- und Arbeitsminister Thomas Jurk.
Am vergangenen Dienstag, dem 16. Dezember 2008, hatte Sachsens Staatsregierung angeboten, mit einem Darlehen von 150 Millionen Euro zum Finanzierungspaket von Qimonda beizutragen, wenn der 77,5-Prozent-Eigentümer Infineon einen ebensolchen Beitrag ins Unternehmen einbringt. Nachdem Infineon erklärt hatte, einen 75 Millionen-Beitrag leisten zu können, hatten sich am Donnerstag hochrangige Vertreter von Qimonda, Infineon und des sächsischen Wirtschaftsministeriums unter Leitung von Wirtschafts-Staatssekretär Hartmut Mangold zusammengesetzt und nach kreativen Lösungen für das Zustandekommen des Finanzierungspaketes gesucht.
In der Sonntagssitzung vom 21. Dezember 2008 des Qimonda- und des Infineon-Vorstandes mit dem Wirtschaftsminister am Sonntagmittag erfolgte der Durchbruch: Mit einer Beteiligung Portugals an der Finanzierung ist der Weg frei, damit das Unternehmen die wesentlichen Investitionen in den kommenden Jahren durchführen kann.
Jurk begründet nochmals das Engagement des Freistaates beim Halbleiterhersteller: „Mit der Buried-Worldline-Technologie hat Qimonda die Chance, die Technologieführerschaft in der Halbleiterspeicherbranche zurückzuerobern. Diese Technologie muss made in saxony bleiben. Mir liegt sehr viel an den Arbeitsplätzen, nicht nur bei Qimonda, sondern auch bei der davon abhängigen mittelständischen Zulieferindustrie und daher liegt mir ebensoviel an dem anstehenden Ausbau des Werkes für die neuen Produktionslinien.“
Jurk dankte seinem portugiesischen Wirtschaftsministerkollegen mit einem „Muito Obrigado“ für die schnelle Entscheidung. Der herausragende Hersteller Europas in der Speicherchipbranche sei nun, so Jurk, „durch die Unterstützung von Sachsen und Portugal ein echt europäisches Unternehmen“.
Kommentar
So viel Weihrauch ... zur Weihnachtszeit. Den Qimonda-Mitarbeitern sei´s gegönnt, dass die Chipfabrik weitermachen darf.
Weitermachen allerdings erstmal auf Staatspump. 250 Millionen Euro von den beiden Staaten stehen 75 Millionen von Mutterkonzern gegenüber, er sich damit mit nicht einmal einem Viertel an der Schönheits-Operation des hässlichen Töchterleins beteiligt.
Ob Qimonda damit Zukunft gewinnt? Oder als Braut hübsch gemacht wird? Wer weiß. Fakt ist, dass die Halbleiterbranche schnelllebig ist, neue Technologien schnell veralten oder einen Hype auslösen, der den Break Even für die Hersteller zu einem unerreichbaren Stern werden lassen kann.
Überhaupt: Wer verbürgt denn die Kredite? Und so mancher Mittelständler . . .
Ach was, es ist Weihnachtszeit, und Qimonda hat eine Geschenk (geborgt) bekommen, das Dresden und Ostsachsen erstmal gut tut.
Bald ist Heiliger Abend, dann haben wir die Bescherung,
Ihr Fritz R. Stänker
Qimonda
Von Ernst am 22.12.2008 - 08:57Uhr
Wie Wirtschaftsmanager generell sollte man auch Wirtschaftsminister in persönliche Haftung nehmen. Ob sie dann noch so mit Millionen um sich werfen würden, um eine Steckenpferd-Industrie zu erhalten.
Keine der weltweit noch fünf produzierenden Speicherchip-Fabriken arbeitet rentabel. Es ist ein reiner Subventions-Wettlauf: Wer als erster nicht mehr Staatsgelder bekommt, gibt auf - und der Markt bereinigt sich.
Wer Globalisierung will, muss auch den globalen Wettbewerb ertragen können.
Vielleicht sollten die Führer aus Wirtschaft und Politikmal wieder ihre alten Schulbücher herauskramen und Goethes Zauberlehrling lesen.
Wehe, wehe . . .
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- Erstellt am 21.12.2008 - 16:54Uhr | Zuletzt geändert am 21.12.2008 - 17:18Uhr
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